Als ich aufwachte, war das Bett leer. Carlo und Lilly schienen schon aufgestanden zu sein. Ich beschloss es auch zu tun und lief noch in meinen Schlafklamotten, einer Stoff-Hotpan und einem großen T-Shirt, die Treppen runter. Ich machte mir einen Kaffee und setzte mich vor den Fernseher. Es lief nichts gutes, aber das war mir egal. Ich brauchte einfach eine Ablenkung. Ich zuckte zusammen, als ich die Haustür hörte, aber es war nur Lilly. ,,Sorry. Ich bin's nur." rief sie lachend und zog sich die Schuhe aus. ,,Ich habe Lizzi in eine Spielgruppe gebracht. Ich finde, sie sollte wieder mehr unter andere Kinder kommen." ,,Wo ist Carlo?" fragte ich. ,,Im Studio, schätze ich." Ich trank den Kaffee aus und brachte die Tasse weg. Dann setzte ich mich wieder aufs Sofa und starrte vor mich hin. Lilly kam zu mir und setzte sich neben mich. ,,Keine Sorge, hier bist du in Sicherheit." sagte sie einfühlsam, aber ich schüttelte den Kopf. ,,Er weiß, wo ich bin." flüsterte ich. ,,Er wird wohl kaum auch nur einen Fuß in dieses Haus setzen." entgegnete Lilly. Zweifelnd sah ich sie an. ,,Er ist bei mir eingebrochen. Wer sagt denn, dass er es hier nicht auch tut?" ,,Du weißt doch, dieses Haus hat mittlerweile ein Sicherheitssystem. Sollte hier jemand einbrechen, gibt es einen Alarm. Außerdem sind doch Kameras an der Hauswand angebracht." Aber keins ihrer Worte konnte mich beruhigen. Schließlich gab sie auf. ,,Ich seh mal nach Carlo." sagte sie und ließ mich alleine. Ich zog die Knie ran und sah aus dem Fenster. Beobachtete er mich? Jetzt, in dieser Sekunde? War er gerade dabei, hier einzubrechen? Wo war ich noch sicher? Doch wohl nicht hier! Ich traute mich nicht mal mehr, wieder ins Gästezimmer, meinem einzigen Rückzugsort hier, zu gehen. Nicht nach letzter Nacht. Ich hörte Schritte und kurz darauf setzte sich jemand neben mich. Carlo. ,,Hey." sagte er leise. ,,Wie geht's dir?" Ich wandte meinen Blick vom Fenster ab und fixierte jetzt den Boden. Er stieß mich leicht an, woraufhin ich mit den Schultern zuckte. ,,Du weißt, ich darf nicht hier bleiben." sagte ich irgendwann. ,,Im Gegenteil. Du musst hier bleiben! Den Fehler hab ich schon so oft gemacht. Und du weißt ja, was alles passiert ist." Ich merkte, dass er eigentlich weiter reden wollte, aber abbrach. Ich lehnte mich an ihn. ,,Wie hast du das ausgehalten?" flüsterte ich mit Tränen in den Augen. ,,Wie hast du es geschafft, nicht durch zu drehen?" Er seufzte. ,,Ich bin durchgedreht. Frag Freddy. Er hatte so manches mal mit mir zu kämpfen. Ich bin sogar so durchgedreht, dass ich nicht mehr nachgedacht habe. Mein einziger Gedanke war, dass ich niemanden gefährden will und dass es hoffentlich bald vorbei ist. Das mit dem Hotel war eine solcher unüberlegten Handlungen, die ich eigentlich nur getan hab, weil ich einfach weg wollte. Als sie... In Freddys Haus... das war meine Schuld." Wieder brach er ab. Ich hörte, wie er ein paar mal tief durchatmete. ,,Aber genau deshalb weiß ich, wie es dir geht und was das beste für dich ist. Vertrau mir einfach. So lange du hier bei mir bist, kann dir nichts passieren. Versprochen." Ich nickte leicht und drückte mich enger an ihn. ,,Danke." flüsterte ich und schloss die Augen. Er strich mir behutsam über die Haare. ,,Das ist doch selbstverständlich." ertönte seine ruhige Stimme.