Kapitel 16

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Erst draußen erlaubte ich mir meine Lippen anzufassen und die Augen zu schließen. Ich würde später auf mich wütend sein. Nicht jetzt. Ich nutzte die Zeit wirklich um schnell auf die Toilette zu gehen, ebenso mein Gesicht zu waschen da es sicher rot war. Dann ging ich wieder hinunter. Leider hatte Mom im Zimmer gewartet. "Ich will eine Antwort Vivienne. Wie lange kennt ihr euch?" ich sah sie verdattert an. "Ist das dein Ernst? Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn nur fast überfahren und ... mich mit ihm unterhalten. " Meine Mom sah mich an, mit dem Blick das klären wir noch. Dann ging sie. Ich setzte mich und starrte auf die Tasse Tee.

Kai wischte sich den Schweiß von der Stirn und wich dem Blick von Vivienne's Mutter aus. Sie sah ihrer Tochter nach und kam dann zu ihm herüber. "Es war einfach aus dem Moment heraus.", sagte er zu ihr als nochmal seine Temperatur maß und die Stirn runzelte. "39°C.", sagte sie und machte den Verband an seinem Bauch ab. Die Wunde, welche sich entzündet hatte blutete ganz leicht an den Nähten und sie säuberte alles, was nicht sonderlich angenehm war, als Vivienne wieder herein kam. Kai nahm den Kopf hoch, den er in das Kissen gelegt und an die Decke gestarrt hatte und suchte ihren Blick. Er verdrehte die Augen in Richtung ihrer Mutter, die über seinen Bauch gebeugt war und es nicht sah und schüttelte dann andeutungsweise den Kopf.

Ich sah seinen Blick und ließ keine Regung zu bis meine Mom alles gesäubert hatte, neu verklebt und verbunden hatte. "Danke Mom", sagte ich und sie sah mich an.- "Dad braucht später deine Hilfe im Stall. Es wäre schön wenn du statt Krankenschwester auch mal Stallmädchen spielen könntest", sie sagte zu Kai das er die Woche noch bleiben sollte. Die Woche??? Ich sah zu Mom und machte ein entsetztes Gesicht, sie sah mich nur an und hob den Finger. Dann ging sie und ich starrte auf die Tasse Tee. "Tja, dann wirst du wohl in den nächsten Tagen ebenfalls mithelfen. Wenn du nur da so rumliegst, kann es sein das du versteinerst", sagte ich und sah meiner Mom nach. Die steckte doch aber noch mal ihren Kopf ins Zimmer. "Und wenn ich das nächste Mal komme sitzt jeder auf seinem Platz, okay." Sie schenkte mir diesen Blick und dann Kai und ging dann endgültig.

Kai zupfte das T-Shirt von Vivienne's Dad zurecht, dass man ihm gegeben hatte, weil seins voller Blut und kaputt gewesen war und musste grinsen als ihre Mutter endlich das Zimmer verlassen hatte. "Well that was awkward.", sagte er und fuhr sich durch die leicht verschwitzten Haare. Er griff nach der Wasserflasche und trank noch ein paar Schlucke, während er Viv aus dem Augenwinkel beobachtete. "Ich finde dich als Krankenschwester irgendwie attraktiver als, als Stallmädchen, aber deine Eltern scheinen den Stall ja zu lieben, so viel Zeit wie sie da verbringen." Kai lachte trocken und dachte über den Kuss nach. Das er noch eine ganze Woche hier bleiben sollte nervte ihn ein wenig, aber andererseits war das Verlangen Vivienne zu küssen, jetzt um so stärker.

Ich sah ihn nun mit hochgezogener Augenbraue an. Attraktiv? Ich lächelte leicht und kühl und meinte dann nur. "Du wirst es wohl ertragen müssen". Dann band ich mir einen neuen Zopf und stand auf um mich zu strecken. "Sie verbringen ihre Zeit damit ihr Leben zu leben. Geld zu verdienen und Essen auf den Tisch zu bringen. Und dir zu helfen", sagte ich und warf einen Blick auf ihn zurück. Anscheinend hatte er sich damit abgefunden noch hier bleiben zu müssen. Ich lächelte leicht und sah zum Fenster raus. Es würde sicher lustig werden. Besonders da ich nicht vorhatte diesen Kuss in den nächsten Tagen zu wiederholen. Draußen konnte ich Dad ackern sehen und sah ihm eine Weile dabei zu ehe ich mich wieder Kai zuwendete. "Also, was hast du an dem Tag eigentlich betrunken und voller Blut auf der Straße gemacht? Außer mir im Weg zu stehen natürlich."

Kai gähnte. "Klingt nach einem sehr langweiligen Leben.", meinte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, die Decke über den Körper gezogen. Inzwischen war ihm zur Abwechslung mal kalt. Eine Weile hing er einfach seinen Gedanken nach, während Vivienne vermutlich das selbe tat bevor er leicht aufschreckte. "Ahm lass mich nachdenken... Ich hab dich zur Weißglut gebracht, hab eine Hybridin ein bisschen ... naja sagen wir als Versuchsobjekt benutzt - was echt amüsant ist, weil sie so schnell heilen kannst du an denen sehr gut üben. Ich hab das selbe mal mit dem Manager vom Grill gemacht .... Sagen wir einfach er hat es nicht lange überlebt." Er lachte leise. "Und dann wollte ich eigentlich nach Hause... bevor du mich fast überfahren hast. Würde sagen es war ein produktiver Tag." Kurz dachte er darüber nach wie es Karma ging. Er fühlte sich ein wenig schuldig, sie hatte nicht mal was zu essen da drüben." Kai stöhnte genervt von diesem Gedanken und schlug sich gegen die Stirn um den Gedanken los zu werden. Blöde Gefühlsduselei!

Als es laut klatschte sah ich ihn an. Hatte er sich selbst geschlagen? Ich betrachtete ihn. "Sich selbst zu schlagen bringt nicht wirklich viel. Du brauchst einen starken Willen wenn du was aus deinem Kopf tilgen willst", sagte ich und ging dann zum Spiegel um mein Gesicht zu betrachten. "Also noch ganz der Alte Kai", sagte ich gedehnt und lächelte dann breit. Zur Weißglut gebracht. "Apropo Weißglut, wie geht es deinem Kopf? Meine Mom hat die Scherben des Bechers am nächshten Tag gefunden und fragte ob sich jemand dran geschnitten hätte", sagte ich und strich mein Haar hinter das Ohr während ich mich weiter ansah. Dann biss ich mir auf die Zunge und sah zu Kai. "Ich würde es immer wieder tun", dann ging ich zum Kleiderschrank und suchte nach Arbeitsklamotten. "Du hast doch nichts dagegen", sagte ich leise während ich mir eine alte Reithose, und einen dicken Pullover raussuchte. Dann öffnete ich mein Oberteil und zog es langsam aus. Dabei betrachtete ich ihn selbstgefällig im Spiegel. "Ich gehe lieber meinem Eltern helfen. Bei ihrem und meinem langweiligen Leben", flüsterte ich und ließ das Oberteil zu Boden sinken ehe ich meine Hose öffnete um auf sie herauszusteigen.

Kai verdrehte die Augen und wandte den Blick ab, während sie sich im Spiegel musterte. Als sie den Becher erwähnte fuhr er sich reflexartig über den Hinterkopf. "Ich hab eine Schramme, aber das war es wert.", meinte er betont gehässig und grinste leicht. Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr herüber, bis sie begann sich auszuziehen. Kai wusste genau das sie es darauf anlegte und blieb ruhig. Sie wollte ihn schließlich nur provozieren und darauf fiel er nicht herein, wobei ihm der Anblick durchaus gefiel...

Nachdem Vivienne das Zimmer verlassen hatte richtete er sich zum sitzen auf und betrachtete sich ebenfalls im Spiegel. Seine Haare waren ziemlich durcheinander und sein Gesicht ganz rot vom Fieber. Er stand langsam auf und ging ins Bad, während keiner im Haus war. Er spritze sich Wasser ins Gesicht und ging zurück ins Zimmer. Ihm wurde allerdings schnell langweilig und er entschied Vivienne ärgern zu gehen, dass würde ihn wenigstens ablenken. Kai zog sich im Flur eine Jacke an, die vermutlich von ihrem Vater war und trat dann langsam nach draußen. So ganz sicher fühlte er sich nicht beim laufen, aber er stahl sich in den Stall wo er Vivienne sehen konnte und lehnte sich an einen hölzernen Dachträger. Kai sah vermutlich ziemlich blass und verschwitzt aus, aber wenigstens sah er mal was anderes und betrachtete Vivienne amüsiert wie sie da rumstiefelte.

Ich säuberte die Boxen und legte neues Futter bereit. Dann säuberte ich das Zubehör und schob gerade eine Schubkarre weg als ich einen Blick von hinten spürte. Ich sah mich um und ließ die Arbeit ruhen. "Spinnst du, du hast Bettruhe", sagte ich und ging zu Kai hinüber. Dann schob ich ihn in Richtung Haus zurück. "Na los. Wenn meine Mom dich hier sieht, bekommt sie einen Anfall", sagte ich und versuchte ihn weiter in Richtung Haus zu schieben,. Was nicht wirklich viel nutzte, da er seine Füße fest im Boden verankerte hatte. "Bitte, dann bleib da stehen", sagte ich genervt und drehte mich in einem Ruck um und ging wieder an die Arbeit. Bis ich schließlich mit den Heuballen hantierte. "Weißt du in den nächsten Tagen kannst du das ebenfalls tun. Also schau zu wie man es macht;" sagte ich laut genug das er es hören konnte. Das er bei meiner Arbeit meine Rückfront plus meinen Hintern sehen konnte, fand ich alles andere als toll.

Kai grinste und blieb demonstrativ stehen. "Keine Sorge, mich sieht gerade keiner.", meinte er amüsiert. "Außer dir, aber dich sieht auch keiner, sollte ich wohl erwähnen hah..." Er legte die Stirn gespielt nachdenklich in Falten und grinste dann wieder, während er sie so ansah. Kai hatte tatsächlich das Gefühl, dass er sich besser wieder hinlegen sollte und hatte eine Idee. Er trat hinter sie und senkte den Kopf, so dass sie seinen Atem an ihrem Nacken spürte. "Vielleicht ist das Stallmädchenszenario doch nicht ganz so mies.", meinte er und schubste sie ins Heu, bevor er sich neben sie fallen ließ. Auf seine unverletzte Seite und sah sie amüsiert an, bevor er über sie kroch, damit sie nicht weg konnte.

Plötzlich spürte ich erneut an diesem Tag seinen Atem an meinem Nacken und bei mir stellen sich alle Härrchen auf. Gott ich könnte ihn umbringen. Ich erstarrte und hörte zu was er zu sagen hatte. Ehe ich protestieren konnte ich lagen wir im Heu und er war auf mir. Ich sah ihn überrascht aber auch abwehrend zu ihm. "Runter von mir", sagte ich leise und atmete rasch, da er so nah war. Ich konnte jede Stelle seines Körpers spüren und war mir durchaus bewusst das ich das ganze schließlich provoziert hatte. Aber ehrlich? Ich hatte nicht damit gerechnet das er es tun würde. Ich meine das war Kai. Ich hatte bisher nur seine Gier, seine Habgierigkeit und seinen Hass und seine Gewalt kennen gelernt. Dies jetzt, war etwas anderes. Ich konnte ihn nicht richtig einschätzen was er tun könnte. Ich legte die Hände auf seine Schulter und drückte ihn halbherzig weg. "Lass mich gehen. Ich muss das noch zu ende aufräumen. Nicht jeder kann krank auf der faulen Haut liegen", sagte ich und drehte den Kopf weg, damit ich seinen Lippen nicht so nahe war. Komischerweise könnte ich jetzt echt lachen. Genau in diese Situation hatte ich ihn heute früh gebracht. Das Leben war echt unfair.

"Hast du denn darauf gehört vorhin kleine Nervensäge?" Sie hatte ihn schließlich in genau die selbe Lage gebracht und er wollte sie einfach nur ein wenig ärgern und sah sie an, während er sich keinen Zentimeter bewegte. Dann legte er die Lippen auf ihre und küsste sie, bevor er sich langsam wieder aufrichtete und sie einfach liegen ließ. Kai ging zurück ins Haus. Sie hatte ja gemeint sie wäre beschäftigt und ihm war ein wenig schlecht.

Ihre Mutter meinte er solle versuchen mit ihnen zusammen zu Abend zu essen was er auch tat. Kai hatte zwar ein wenig Hunger aber keinen wirklichen Appetit, dennoch verhielt er sich höflich, auch wenn er Vivienne immer mal wieder absichtlich in Verlegenheit brachte.

Er küsste mich und ließ mich dann im Heu zurück. Ich schlug wütend auf es ein und raufte mir die Haare. Doch ich besann mich soweit das ich meine Arbeit für heute erledigte und dann ins Haus ging. Ich wusch mich, zog mir was bequemes an und dann saßen wir später alle an einem Tisch. Meine Eltern hatten gemeint das er mit essen sollte. Es lief sogar alles gut, obwohl mich Kai eine Zeit lang in bestimmten Situationen in Verlegenheit brachte. Irgendwann fragte mein Dad dann schließlich. "Ich weiß ihr kennt euch noch nicht lange, aber ich finde irgendwie passt ihr zusammen." Ich trat ihm gegen das Bein unter dem Tisch und sah von meinem Salat. "Dad", sagte ich und schüttelte den Kopf. "Wissen Sie, meine Tochter hatte bisher nur einen Freund mit nach Hause gebracht und er hat es bisher nie verlassen", dann lachte er. "Schatz hör auf." meinte meine Mom lachend. Ich sah von einem zum anderen und stöhnte genervt auf. "Doch, er hat meiner Kleinen das Herz gebrochen und so hab ich ihm was gebrochen. Er liegt da hinten auf dem Feld begraben", scherzte mein Dad und ließ das als Warnung im Raum stehen da er Kai nicht aus den Augen ließ. Ehrlich? in diesem Moment wünschte ich mich weiß gott wohin.- Aber Mom rettete mich naja sie fragte Kai was er beruflich tun würde. "Studieren sie auch kai?", "Mom er ist nicht mein Freund Wir brauchen dieses Verhör also nicht", sagte ich leise zu ihr. "Schatz, sei nicht so unfreundlich. Er ist verletzt weil du betrunken Auto gefahren bist. Wir helfen ihm hier und ich würde gerne mehr über ihn erfahren. Besonders seit der Sache in Juliens Zimmer." Dad horchte auf. "Was für eine Sache?", fragte er während er von seinem Steak abbiss. "Nichts", sagte ich leise und widmete mich sehr beschäftigt wieder meinem Salat

Kai grinste ein wenig. Ihr Vater gefiel ihm auch wenn er sehen konnte, dass Vivienne rot wie eine Tomate wurde. Sie sah fast so aus wie er und das ohne Fieber. Er genoss es sie zu ärgern, denn sie tat das ja auch wann immer sie konnte bei ihm und trotzdem war da diese seltsame Anziehungskraft zwischen ihnen. Kai verschluckte sich an seinem Wasser als Viv meinte, sie wolle ihn nach der Sache in Julien's Zimmer näher kennenlernen und ihre Mutter klopfte ihm auf den Rücken, dann sah er ihren Dad an. "Tja wenn sie versuchen sollten mich umzubringen, fürchte ich, dass ich sie als erster erwischen würde.", meinte er mit aalglatter Miene und er lachte, auch wenn das kein Scherz gewesen war. Als Kai gähnte wurde er wieder nach oben geschickt und war froh wieder ins Bett zu kommen. Er fühlte sich ziemlich ausgelaugt und wartete darauf ob Vivienne wieder hier schlafen würde oder nicht.

Malachai Parker - Engel? Eher PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt