Kapitel 94

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Nachdem Kai und ich zuhause gewesen waren hatten wir uns fertig gemacht. Heute war hauptsächlich Organisation an dem College angesagt. Lernen wenn möglich sogar und halt Freizeit. Aber ich wollte zu dem Vorsprechen gehen, naja eigentlich wollte ich es mir nur mal ansehen. Denn bei Mias Organisation würde ich sowieso nur wenn den Baum spielen können oder so-. "Kai kommst du" ,fragte ich und zog ihn über die Gänge des Unigeländes.

"Ja, Ja. Ich komm ja schon.", meinte er. Sie wusste doch das er früh nicht gerne sein Bett verließ und dann immer etwas brauchte bis er wirklich wach wurde. Kai machte sich noch eine Zigarette an während sie über den Campus liefen und schnappte sich an einem Verkaufsstand noch einen Kaffee. Koffein würde ihn wohl wach machen können und das musste er langsam mal werden heute. "Hast du es so eilig in eine Vorlesung zu kommen?"

Ich grinste. "Naja diese Vorlesung" ich musste mir ein Kichern verkneifen "die ist wichtig", sagte ich und zog ihn beherzt schnell hinter mir her. Das er erst noch eine Zigarette rauchen musste, nervte mich ein bisschen, da wir mehrmals pause machen mussten. Schließlich als wir das Gebäude betraten und ich in in Richtung große Halle schleppte, spürte ich seinen Argwohn. "Nicht stehen bleiben"; sagte ich und hatte ihn dann schon durch die großen Flügeltüren geschoben und sie hinter uns beiden geschlossen. Wir waren mitten in eine Vorbereitungsrunde des neues Mias Abklatsches von Vorführung geplatzt.

"Ähm was wollen wir den hier?", fragte Kai argwöhnisch und ließ sich nur ungern in die Theaterhalle schieben. "Ich mach nicht bei dieser dämlichen Aufführung mit, dass hab ich schon mehrmals gesagt!!", machte er nochmal deutlich und verschränkte die Arme stur vor der Brust, während er Vivienne böse anfunkelte.

"Ach komm schon. Sei bitte mal meine seelische Unterstützung" sagte ich und küsste ihn und sezte ihn dann auf einen der Stühle und meinte leise. "Sonst ziehe ich alle Berührungen zurück und du darfst dich in Entzug üben"; scherzte ich und ging dann nach vorne um mir ein Skript für das Vorsprechen zu besorgen. "Hier" ich gab ihm ebenfalls eins und sah mir dann die Texte an. Gerade stiefelte Mia auf die Bühne und stellte zwei Stühle sich gegenüber.

"Also Leute", sagte Mia und klatschte in die Hände. "Ich hoffe jeder hat ein Skript", sagte sie und rückte die beiden Stühle zurecht. "Keine Sorge auswendig muss keiner jetzt schon seine Passagen kennen aber es geht um den Ausdruck und so weiter", sagte Mia und stellte dann zwei Studenten sich gegenüber. "Benvolio und Mercutio" sagte sie und zeigte ihnen einen Abschnitt.

Benvolio: Ich bitte dich, lieber Mercutio, laß uns gehen, der Tag ist heiß, und die Capulets schwärmen in den Strassen herum; wenn wir ihnen begegnen, so wird es unfehlbar Händel absezen; denn in diesen heissen Tagen ist das tolle Blut aufrührisch.

sagte der dunkelhaarige und verhaspelte sich bei den neuartigen Sätzen etwas. Mia seufzte und wartete auf die Antwort des Mercutios.

Mercutio: Du kommst mir gerade so vor, wie einer von den tapfern Männern, die, wenn sie in ein Weinhaus kommen, gleich ihren Degen auf den Tisch schmeissen und sagen: Gott gebe daß ich dich nicht nöthig habe! aber sobald ihnen die zweyte Flasche in den Kopf gestiegen ist, ihn gegen den Keller-Jungen ziehen, welches sie in der That nicht nöthig hatten.

Mia klatschte in die Hände. "So werden wir es machen", sagte sie und sah dann nicht weit den Hexenmeister sitzen. "Ah du bist der nächste. Na komm her", sagte sie und schob die beiden anderen Studenten von der Bühne.

Kai murrte und ließ sich dann auf einen der Stühle fallen. Die Füße auf der Lehne des vor ihm stehenden abgelegt. Sex Entzug, was für eine gemeine Erpressungsmethode. Aber er würde nur hier sitzen, er würde aufkeinenfall sich hier zum Deppen machen und da auch noch mit machen. Never! Er entschied das Rauchverbot zu ignorieren und sah dann gelangweilt dem Vorsprechen zu. Als Mia meinte jetzt wäre er dran schüttelte er den Kopf. "Ich seh nur Vivienne zu."

Die beiden Studenten machten sich eigentlich ganz gut als Benvolio und Mercutio doch als Mia dann Kai auf die Bühne bat stand ich ebenfalls auf. "Komm schon", sagte ich und zog Kai einfach mit. Doch er setzte sich wieder und ich ging dann nach vorne. "Ich würde die Julia vorsprechen...." Mia sah mich an. "Die ist belegt. Aber wie wäre es mit der Amme..." fragte sie und sprach dann ihre Passage.

Julia. "Waschen sie seine Wunden mit Thränen? Meine sollen, wenn die ihrigen vertroknet sind, über Romeo's Verbannung fliessen. Nimm diese Strike zu dir - - arme Strike, ihr seyd verrathen, ihr und ich; Romeo ist verbannt! Er wollte sich auf euch einen Weg zu meinem Bette machen; aber nun werd' ich als eine verwittwete Jungfrau sterben. Komm, Strick-Leiter; komm, Amme; ich will in mein Braut-Bette, um dem Tod, nicht meinem Romeo in die Arme zu sinken."

Verärgert aber dann doch mitten drin hob ich mein Skript und las die Antwort der Amme

Amme. "Geht in euer Zimmer; ich will den Romeo aufsuchen, der euch trösten soll. Ich weiß wol wo er ist; ich will zu ihm, er ist in Bruder Lorenzens Celle.

Mia antwortete

O such ihn, find ihn, gieb ihm diesen Ring, und bitt' ihn daß er komme, sein leztes Lebewohl zu nehmen.

Dann sah ich auf zu Kai. "Es kommt die Scene wo die Amme Romeo findet." meinte ich leise und Mia rief. "Na komm schon. Lass deine Freundin hier doch nicht im Stich", meinte Mia und machte die Geste dazu das er seinen Popo erheben sollte.

"V-E-R-G-E-S-S-T E-S!", erwiderte er stur und setzte sich demonstrativ sträubend wieder hin. "Ich mach da nicht mit. Ich mag keine Schnulzen und Theater spielen kann und will ich auch nicht.", erwiderte Kai und zog die Augenbrauen zu einer strengen Linie zusammen. Vivienne konnte da ja mitmachen wenn sie sich unbedingt mit Mia abgeben musste, aber er würde bei diesem Affenzirkus jedenfalls nicht mitmachen. Er zog sein Handy hervor und begann Angry Birds zu spielen, während er weiter rauchte.

Mia verdrehte die Augen. Und schnappte sich den der vorhin Benvolio gesprochen hatte. "Dann du", sagte sie und setzte ihn auf den Stuhl.

Mia nahm die Haltung einer Juliette ein die auf dem bett lag.

"Willt du schon gehen? Es ist noch lange bis zum Tag: Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, die dich vorhin erschrekte - - sie pflegt alle Nacht auf jenem Granatbaum zu singen; glaube mir, mein Herz, es war die Nachtigall"

Der Student verpasste erstmal total seinen einsatz und sah dann auf die Wörter die er vorlesen musste

"Es war die Lerche, dd....die Heroldin des Morgens, nicht...nicht...die die Nachtigall. Siehst du, meine Liebe, die neidischen Streiffen, die dort im Osten die sich scheidenden Wolken umwinden: Die Kerzen der Nacht sind abgebrannt, und der fröliche Tag gukt auf den Zehen stehend über die Spizen der neblichten Berge. Ich muß gehen und leben, oder bleiben und sterben"

Bei den letzten beiden Worten brach seine Stimme weg und er war nun hochrot angelaufen. Mia konnte nicht anders, sie verdrehte die Augen erneut und drehte den Kopf weg.

"Was für eine beknackte Sprache.", murmelte er und schoss ein grünes Schwein ab, während er ja nicht verhindern konnte dem Vorsprechen zuzuhören. Aus dem Augenwinkel suchte er nach Vivienne. Sie saß bei den anderen und er hatte schon vergessen für welche Rolle sie überhaupt vorsprach, ihn wunderte es ohnehin, dass sie da überhaupt mitmachen wollte. Mia nahm noch einige mehr als Romeo an die Reihe und er gähnte.

Schließlich versemmelte auch der letzte den Romeo Part. "Meine Güte das ist doch nicht so schwer. Die Liebe eures Lebens ist tot. Ihr findet sie im Grab der Väter und tötet euch selbst. Da kann mann weder lachen noch stottern noch irgendwie anders einen Grimasse verziehen", sagte Mia und musste sich von einem der Studenten anhören. "Das ist nicht die Realität okay. Wer in seinem Leben kennt sich schon mit dem Sterben aus..." "Fantasie ist das" rief Vivi rein und Mia nickte. "Richtig, Improvisation. Davon lebt ein Stück. Juliet wacht auf und sieht das Romeo gar richtig tot vor ihr liegt und nimmt sich dann wirklich das Leben. Das ist das Ende des Stücks. Die Vorhänge gehen zu. Man kann sich ja wohl wenigstens an der letzten Scene zusammenreißen" Mia hörte Gelächter und seufzte.

"Oh man verzieht durchaus das Gesicht wenn man sich ersticht - das nur mal so am Rande.", warf Kai ein ohne von seinem Spiel aufzusehen. "Oh Mann scheiß Vieh stirb Mann!", fügte er ärgerlich hinzu und schoss noch einen Vogel auf ein Weltraumschwein ab. Er war jetzt bei den Levels wo es etwas anspruchsvoller war und man musste erstmal zu dem Vieh sich durchbomben was manchmal gar nicht einfach war.

Ich warf einen Blick zu Kai und ging zu ihm. "Dann hilf den Trotteln doch mal. Gib ihnen Tipps oder so. Mia steht kurz vor dem Vulkanausbruch", sagte ich und sah zur Bühne und winkte vor Kais Gesicht herum. "Bitte," sagte ich und kniete mich vor ihm hin. "Es macht eigentlich sogar so viel Spass. Außerdem kannst du dem ganzen Stück richtiges Herzblut einflößen", sagte ich und Mia rief gerade.

"Dramatischer. Dramatischer. Dein Freund Mercutio stirbt gerade, da sagt man doch nicht "oh ist er tot", sagte Mia und rüttelte einen den Studenten. Sie sah zu Kai hinüber und verzog das Gesicht. "Wenigstens er da hat ein Vorwissen", sagte ich und einer der Studenten sagte schließlich. "Ich würde nie auf die Idee kommen mich zu töten. Nur weil meine Liebe tot ist. Im leben gibt es immer mehr als eine", er bekam einen drüber von Mia. "Ist doch so. Welchen Nutzen hätte es für mich mein Leben zu beenden." der Student verzog sich in den Saal und trat wütend gegen ein paar Stize.

Kai stöhnte. "Mann es ist doch net so schwer sich hinzustellen und so zu tun als würde man sich umbringen.", sagte er während er aufstand. "Alter!" Kai stampfte auf die Bühne und schnappte sich Mia, wobei er sie mehr oder weniger einfach umschmiss. "Du bist tot, also liegst du!"

Kai sagte den Text auf, er konnte ihn auswändig - notgedrungen - weil er hier gefühlt ja schon ewig zuhören musste.

"Mein Auge, sieh' sie zum leztenmal an; umfanget sie zum leztenmal, meine Arme, und ihr, siegelt, o meine Lippen, mit dem lezten Kuß dem wuchernden Tod eine Verschreibung, die nie wieder abgelößt werden kann." Kai tat als würde er sich mit einem Schwert erstechen und spielte das total überzeugend, weil er wusste wie das aussah und fiel dann zu Boden und regte sich vorerst nicht mehr.

Dann stand er wieder auf und verließ ohne ein weiteres Wort die Bühne und ließ sich auf den Stuhl fallen. "Handy!", verlangte er von Viv, zog es ihr aus den Händen und begann weiter zu spielen.

Wow Gefühlt alle hatten zugesehen und Mia hatte ganz rote Flecken auf dem Wangen. "ER ist perfekt", kam es von einer Studentin und ich sah ebenfalls zu Kai der sich nun wieder seinem Spiel am Handy gewidmet hatte. "Vivi kommst du mal bitte", sagte Mia und ich ging zu ihr hin. "Verdammt er ist die beste Besetzung. Er hat die Rolle. Überred ihn ihn zu spielen, kapiert.", sagte sie und ich seufzte. Ich ging zu Kai. "Du hast die Rolle", sagte ich und drückte beide Daumen nach oben. Als ich seinen Blick sah zog ich ihn ein Grinsen mit den Fingern in sein Gesicht. "Ach komm schon. Du bist der geborene Romeo. Und tue doch einfach so als würde Mia ich sein. Sie ist einfach die Chefin des Ladens hier und spielt nun mal Juliet. Vielleicht schaffst du es ja sie wirklich mundtot zu machen am Ende des Stückes", scherzte ich und knuffte ihn in die Seite.

Kai warf allen in der Runde einen bitterbösen Blick zu und als Vivienne sein Gesicht losließ gingen seine Mundwinkel mit einem Schlag wieder nach unten wo sie auch vorher gewesen waren. Das sah einerseits lustig, aber auch ernst aus. Er war alles andere als begeistert. "Wie oft den noch?! Nein! Ich hab keine Lust so einen beknackten Text auch noch vor Publikum aufzusagen und küssen werde ich die." Er zeigte auf Mia. "Schonmal gleich gar nicht."

Mia ging hinüber als es leise war und Kai diese Wort vorbrachte. "Keine sorge richtig küssen musst du mich nicht mal", sagte sie und zeigte wie egal es ihr war. Sie sah zu Vivi die auch nicht gerade begeistert war. "Ach kommt schon. Das wird wirklich lustig. Wenn Kai den Romeo nicht spielt spielt vivienne auch nicht mit"; sagte Mia und sie hörte das das unfair war und wie gemein aber sie spielte auf diese Karte, denn anscheinend mochte Kai seine Freundin wirklich sehr. Mia hätte ihm sonst auch die reinwürgen können was auf der Party passiert war. Den Kuss, den er nicht erwidert hatte. Es war ebenfalls nicht von seiner Seite aus passiert... merkwürdiger weise brachte Vivi genau den Punkt ein. "Mann kann auch jemanden küssen ohne was zu fühlen.", sagte sie und ignorierte Mias Giftspritze die sie gerade losgelassen hatte.

Kai sah von einer zur anderen, als ihm plötzlich eine Idee kam und sich ein diabolisches Lächeln auf sein Gesicht stahl. "Gut - von mir aus, aber nur wenn Romeo sich mit dem Schwert umbringt. Das mit dem Gift ist voll Weichei Mäßig!!", forderte er und verschränkte wieder die Arme. Das es Vivienne nichts ausmachte, dass Mia und er sich würden Küssen müssen und zwar auch mal recht heftig während dieser Hochzeitsnachtsszene überraschte ihn etwas aber vielleicht hatte Vivienne grade an diese Szene auch gar nicht gedacht.

Überrascht blickte ich auf. Hatte er jetzt wirklich zugesagt? Ich konnte sehen wie Mia glücklich umherging und die Skripts erteilte deren Passage makiert waren. Sie gab ihm des Romeos und meinte. "Natürlich ein Schwert kommt dramatischer", sagte sie und ich sah wie sie dann hinter der Bühne verschwand. Ich wandte mich zu Kai und küsste ihn. "Krass. Das wird so toll werden"; sagte ich und umarmte ihn. "Du als Romeo Montague. Das muss ich unbedingt mit einer Kamera festhalten", scherzte ich und zog ihn die Bänke entlang.

Hmhmrrm.", meinte Kai undeutlich und küsste sie, wobei er die Hände auf ihr Hinterteil legte. "Du schuldest mir was.", meinte er grinsend und ließ sich dann die Reihe entlang ziehen.

Malachai Parker - Engel? Eher PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt