Es waren einige Tage vergangen. Laut meiner inneren Uhr sogar ein ganzer Monat. Ich hatte wirklich Probleme. Mein Therapeut hatte mir mitgeteilt wie sich meine Krankheit schimpfte. "Schizophrenie. Die Frage war...war sie akut oder chronisch?" Ich konnte nicht einsehen das das wirklich wahr war. Ich konnte nicht. Ich hatte in meinen Träumen so reale Erinnerungen durchlebt, wie konnte ich mir das eingebildet haben? Ich wurde sogar gefragt ob ich was eingeschmissen hätte zusammen mit dem Freund den ich wohl gehabt hatte. Es war doch alles nur Mist. Ich hatte mich nicht eingelebt, ich konnte mich hier nicht wohlfühlen. Wer würde das schon. Ich hatte mich auf den Weg zum Speisesaal gemacht und bemerkte wie die weniger verrückten die die unter Medikation standen und nur vor sich dahinsiechten, mir aus dem Weg gingen. Denn hier galt ich wirklich als die Verrückte. Die die Geister sah. An Hexen und Vampire und Hybriden glaubte. Es war als wäre mein schlimmster Alptraum wahr geworden. Ich war in der Hölle angekommen. Wenigstens hatte ich meine Zimmernachbarin Kaya, die heute das Essen mal wieder ausfallen ließ. Ganz in Gedanken lief ich daher den Flur weiter und ballte die Fäuste. Wie hatten mir meine Eltern das nur antun können, mittlerweile erkannte ich sie, aber Erinnerungen hatte ich keine. Ich war nur stinkwütend über die ganze Situation. Kaya meinte das ich es wenigstens mit Humor nehmen sollte...Humor...das ich nicht lache...
Man hatte Manuel gegen seinen Willen hierher gebracht. Gestern war ihm ein ziemlicher Scheiß passiert und irgendwie hatte er dann wohl bewusstlos in der Wohnung gelegen weshalb man ihn ins Krankenhaus gebracht hatte. Diagnose: Heroin Überdosis in Kombination mit Beruhigungsmitteln. Die hatte er nur genommen, weil er einige Tage keinen Stoff bekommen hatte und die Nebenwirkungen ihn fast umgebracht hatten. Als er dann endlich wieder was hatte, hatte Manuel es anscheinend übertrieben. Er stand ziemlich neben sich, wie er jetzt hierher kam und ihm war ziemlich schlecht. Manuel war unruhig und ließ sich nur widerwillig mitziehen. Außerdem schwitzte er wieder nicht gerade wenig. Er fühlte sich widerlich. Die zwei Krankenpfleger, die ihn festhielten, hielten ihn in Schach aber er hätte sie am liebsten getreten.
Ich hatte die Ecke erreicht den Gang der einmal zum Speisesaal und einmal zu den Therapieräumen führte. Die Eingangshalle für die Neulinge. Das Büro des Chefarztes und all die ganzen Anmeldungsklamotten. Ich hatte nicht damit gerechnet das heute jemand ankommen würde. Wütend wie ich war, preschte ich in den Gang und rauschte mit drei Leuten zusammen. Zwei Pfleger und ein Junge. "Verdammt...pass doch auf. Oder soll ich dir eins überbraten", sagte ich in der Annahme einer der anderen Patienten hätte mich gestoßen. Man musste sich hier beweisen. Das einzige gute an der Diagnose. Sie hatten Angst das ich sie verhexen oder anderweitig killen könnte. Da ich ja verrückt war. Tat man das nicht, ging man hier unter. Man lebte "einfacher" wenn es das überhaupt gab. Allerdings wurde mir jetzt ziemlich schnell klar das es kein Patient war. Jedenfalls keiner der zwei Pfleger. Höchstens der Junge, der erhitzte Wangen hatte, schwitze wie ein Ütterbock und aussah als wäre er gerade einem Grab entstiegen. Bevor ich eine Entschuldigung stammeln könnte sagte einer der Pfleger. "Vivienne. Du solltest längst beim Essen sein. Hast du deine Medikamente noch nicht genommen. Du hast heute noch einen Termin den solltest du besser diesmal nicht vergessen." Ich starrte ihn an, sie hielten den Jungen immer noch fest. Ich wusste nicht ob mich diese Einsamkeit da ich nicht wusste wer ich war, verrückt hatte werden lassen aber ich lächelte in dieser Situation. "Raten sie doch mal wo ich gerade auf dem Weg hin war..." ich nickte zu dem Jungen. "Noch ein verrückter den ihr denkt kurieren zu können", der Pfleger starrte böse in meine Richtung. "Geh weiter. Oder ich ruf deinen Therapeuten. Dieser Junge hatte ein anderes Problem, nichts was dich angehen müsste." Der andere Pfleger lachte. "Niemand kann so verrückt sein wie du..." Er bekam einen Blick von dem anderen vernünftigeren und ich schäumte mittlerweile vor Wut. Aber die beiden zogen den Jungen mit sich und ich blieb einfach nur stehen und schaute immer noch die drei an. Ich wollte hier raus. Es war wieder mal eine der Situationen an denen ich mehr denn je hier raus wollte.
Manuel hob etwas den Kopf und brüllte die Blondine an, die mit ihm zusammen stieß. "Gehts noch?!" Die Pfleger waren auch nicht gerade nett. "Jetzt lasst mich verdammt nochmal los ihr Trampel! Ich kann alleine gehen!" Er trat einem gegen das Schienbein und verpasste dem anderen ein blaues Auge. Allerdings kam er nicht weit. Manuel wollte zurück zur Tür, die ließ sich aber nicht öffnen. "Scheiße!", fluchte er und dann hatten sie ihn schon wieder gepackt. "Manuel, es ist zu deinem eigenen Besten, wenn du hierbleibst. Wenn du da draußen bleibst wirst du dich noch umbringen!" Er sah sie böse an. "Das Risiko würde ich eingehen!", brüllte er zurück. Sie brachten ihn zum Schwesternzimmer und sie zwangen ihn auf einem Stuhl Platz zu nehmen, während er sah wie das Mädchen oder die junge Frau Tabletten erhielt. Manuel sah den Medikamentenschrank wohl etwas zu hoffnungsvoll an, weil ihm gleich gesagt wurde, dass er da nicht rankommen würde. Ein Weißkittel rollte seinen Ärmel hoch und versuchte ihm, nochmal dieses scheiß Medikament zu spritzen von gestern. Wie es hieß wusste er nicht, nur das es scheiße war, weil es die Wirkungen des Heroins aufhob. Seine Venen waren ohnehin ziemlich zerstochen. "AUAH VERDAMMTE SCHEIßE! Ich kann das besser als ihr Trampel!" Er schlug dem Arzt die Spritze aus der Hand.
Ich hatte schließlich mitkommen müssen und sollte erneut meine Medikamente nehmen. Ich war eigentlich so weit das ich sie selber einnahm. Naja ich tat als würde ich sie einnehmen. Allerdings waren sie da ziemlich genau. "Ich weiß das du sie unter deiner Zunge hast. Schluck sie" sagte die Schwester die sich um mich kümmerte während das Geschrei des Neulings meine Aufmerksamkeit erhöhte. Er schien wohl Problem mit Drogen zu haben, sein ganzer Arm war voll mit Einstichstellen. Rot, verquollen und manche schwarz verkrustet. Ich machte erneut den Mund auf. "Vivienne. Schluck sie. Ich sag es nicht noch einmal" Ich spuckte sie aus. "Ich schluck sie nicht. Geben sie ihm doch die blöden Medikamente. Ich bin nicht krank!" Mich machte das ganze wütend. Der Typ war zu laut, mir platzte beinahe das Trommelfell und ich wollte keine weiteren Medikamente. Sie verlangsamten mich in meiner Kognitivfähigkeit und zeugten nur dafür das ich dann Ergotherapie brauchte. Allerdings kam man hier nicht weit mit Weigerung. Ich bekam einfach eine Beruhigungsspritze verpasst, in den Arm und so starb meine Gegenwehr. Während die Schwestern mir neue Tabletten gaben landete mein Blick auf den Jungen. "Du kommst hier eh nicht raus. Also hör auf zu brüllen..." er ging mir auf die Nerven. Auch wenn er mir leid tat. Es war doch scheiße hier...
"Gib sie mir! Ich nehm sie!", sagte er dem Mädchen. Es war ihm scheiß egal was es war, das sie da bekam. Schlimmer konnte es kaum werden, als er sich jetzt fühlte. Manuel hatte ja so keine Ahnung zu diesem Zeitpunkt. Der Arzt spritze ihm nochmal das Naloxon und dann brachten sie ihn in ein Zimmer, wo er sich hinlegen sollte. Die Wand war aus Glas und vom Schwesternzimmer gut zu sehen. Sie schien unter Beruhigungsmitteln zu stehen, die er jetzt auch gerne gehabt hätte. Sie sollte ihm alles zeigen später. Manuel begann sich über die Arme zu kratzen um irgendwas mit seiner Unruhe zu machen. Er fühlte sich angespannt, schlecht, unruhig, aufgekratzt und ihm war ziemlich heiß. Die letzte Spritze war jetzt etwa 30 Stunden her und er wollte neuen Stoff. Außerdem hatte er Durst und er wollte eine Zigarette. Die zumindest würden sie ihm wohl nicht verbieten können auch wenn er theoretisch keine bekommen durfte unter 21... Die waren zumindest legal. Manuel wehrte sich zwar, aber man band ihn fest, vermutlich weil sie glaubten, dass er sonst niemals liegen bleiben würde. Wie recht sie da hatten und außerdem damit er sich die Arme nicht weiter blutig kratzte.
Die Beruhigungsmittel begannen zu wirken. Mein Gang verlangsamte sich und sie brachten mich in das Beobachtungszimmer. Zwei Betten, auf einem lag der neue, festgeschnallt wie ein Experiment und ich, ich saß einfach nur auf meinem Bett und starrte auf die Glasscheibe. Ich wusste das sie dahinter saßen und noch mehr dumme Sachen in meine Akte schrieben. Mein Kopf klappte zur Seite und meine Augen erspähten den Neuling. Er rang mit den Schnallen an Beinen und Armen und sein Gesicht wurde röter und röter. Das er vorhin gebrüllt hatte er wollte meine Medikamente ließ mich nun grinsen. "Ich würde dir glatt alles geben", kam es von mir und ich merkte wie schwer meine Zunge war. Die Antipsychotika die ich bekommen hatte, und ich bekam eine Menge von denen, wirkten langsam. Sie würde mich kalt werden lassen. Von innen leer gefegt. Da wo ich vorher nie "verrückt" gewesen war, wurde ich verrückt. "Ich glaub nur nicht das du willst das sie Wahnvorstellungen und Halluzinationen und deine Beweglichkeit einschränken. Du nimmst doch Drogen oder. Du willst das alles erleben", sagte ich monoton und starrte auf meine Finger. Meine Füße. War das ich? Mein Therapeut brummelte immer was von einer Ich.-Störung. "Du hast Glück, du hast nie die wirklichen Monster gesehen..." ich lachte erneut. "Die Monster die es ja nicht gibt. Aber hey wer bin ich...eine Verrückte die sich weder an sich selbst, noch ihre Leben nur an die Monster unterm Bett erinnert." Ich wollte zu Kaya, die konnte meine Laune wenigstens heben. "Wie heißt du?!", fragte ich schließlich als das alberne Lachen aufgehört hatte. Diese Medikamente, dieser Ort, sie würden mich noch umbringen so viel war sicher.
Manuel schluckte heftig und bewegte sich unruhig hin und her. Ihm war heiß und er lechzte nach irgendwas das dagegen helfen würde. Das Naloxon half zwar gegen die Heroinüberdosis, die er angeblich gehabt hatte aber es verschlimmerte die Entzugserscheinungen. "Die wollen mich umbringen hier!", knurrte er. Manuel hörte nur halb was die Verrückte von Monstern murmelte. Sie schien ziemlich hinüber. "Ach wie schlau du doch bist!", meinte er sarkastisch als sie vermutete das er Drogen nahm. Das war anhand seiner Arme ja nicht schwer erkennbar. "Wieso? Hast du was?", fragte er begierig. "Ich bin nicht wählerisch." Er bekam so langsam wirklich Schmerzen und verzog das Gesicht. Vor seinen Augen blitzte es leicht. "Warum bist du hier?", fragte er schroff. "Was macht dich zu einem dieser Opfer hier?"
Ich starrte ihn an. Er war aufmüpfig und ich wäre sauer geworden wenn ich dazu unter den Medikamenten fähig gewesen wäre. "Nein...aber vielleicht irgendwann wenn ich es schaffe..." ich verstummte und sah zur Glaswand. Sie würden das hören also ließ ich es sein. "Die wollen nicht nur dich umbringen. Ich hab das Gefühl jeden Tag seitdem ich hier bin." ich lehnte mich an das Kissen und zog die Knie an. "Warum ich hier bin. Oh ich hab keine Erinnerungen und die an die ich mich erinnere, gibt es nicht. Personen in meinem Leben die nicht wirklich existieren können. Dinge die ich erlebt habe, die nicht wahr sind. Ich bin eine reine schizophrene Person. Aber hey, ich hab nur eine Persönlichkeit klar. So verrückt bin ich nun auch wieder nicht. Und nur mal dazu. Ich bin nicht krank", im Gegensatz zu ihm. Ich hatte noch nie Drogen angerührt. Und weshalb nicht. Das sah man an dem Typen im Bett neben mir. Als ich langsam realisierte das er echte Schmerzen hatte schluckte ich. "Du wirst es überstehen...wir leben alle hier im Bau noch. Irgendwie. Der eine mehr der andere weniger. Wie heisst du?"
"Bei mir ist die Chance das ich gerade abkratze aber viel höher!", fluchte er. Dieser Entzug würde die absolute Hölle werden und überhaupt nichts bringen. Wenn er in 10 Tagen oder so hieraus wäre würde er als aller erstes sich was spritzen! Soviel wusste er jetzt schon und er würde trinken bis er kaum noch wusste wer er war um das hier zu vergessen. "Dann sind wir uns ja einig. Ich hab kein Problem und du bist nicht krank. Könntest du mich als los machen damit wir abhauen können?" Er wollte irgendwas das die Schmerzen und sämtliche andere Gefühle unterdrückte. Er wusste nicht was es war, warum es kam oder woher aber ihm tat der Bauch ziemlich krampfhaft weh. Noch nicht unaushaltbar aber deutlich spürbar und sein Herz schlug hastig. Er konnte sich nicht mal den Schweiß aus dem Gesicht wischen, so wie man ihn hier festgebunden hatte. "Manu.", antwortete er dann aber doch noch nach kurzer Bedenkzeit. Eigentlich hieß er Manuel aber alle Leute die er halbwegs leiden konnte nannten ihn Manu. "Du?", fragte Manu mit einem Kopfnicken zu ihr.
"Vivienne...und ich kann dich nicht losmachen. Das wäre eine ziemliche lasche Flucht. Ich kann kaum rennen nach den Hemmern die die mir verabreicht haben und du siehst aus als würdest du auch nicht gerade gut überlegt den Pflegern den Schlüssel klauen können um uns aus den Zellen rauszubringen. Es gibt so viele Kameras, die hätten uns direkt vor Tür", sagte ich und wiegte den Kopf. "Freut mich Manu..." Ich fragte mich wie lange er das schon tat. Wie alt war er? "Tut mir Leid...ich bin keine gute Hilfe bei sowas. Aber wenn wir uns gut anstellen hat Kaya meine Mitbewohnerin gesagt gibt es auch mal Ausflüge nach draußen...". Auch wenn ich mir denken konnte das seit dem letzten Vorfall wohl mehr Pfleger aufpassen würden.
"Dann bleibst du halt hier! Und ich bin schlauer als ich aussehe.", meinte Manu zitternd. "Ich würde mir was ausdenken um hieraus zu kommen! Es gibt sicher eine Möglichkeit wenn man nur wirklich will!" Ausflüge? Sofort raste durch seinen Kopf wie und wo er da an Stoff kommen könnte, aber er bezweifelte, dass er auf einen Ausflug durfte bevor er clean war. "Wie lange halten sie uns hier fest?"
"Oh wie nett..dann erst recht nicht. Danke"; sagte ich als er meinte ich solle dann hier bleiben. "Schlauer als du aussiehst. Tschuldige...das passt gerade nicht wirklich zu dem was ich sehe. Du könntest tot sein. Willst du tot sein?", fragte ich leise nach. "Sicher gibt es Möglichkeiten. Und wo würdest du dann hingehen? Bist du schon volljährig? Wenn nicht, könnte die Reise kurz sein. Ohne Geld, keine Unterkunft. Ohne Unterkunft hast du genügend Orte an denen du krank wirst. Ohne Menschen die dir nahe stehen, stirbst du allein in irgendeiner Gosse. Aber hey...ich urteile nicht", ich hob die Hände. Dann sah ich auf Glasscheibe. "Mir geht es wieder gut. Darf ich endlich raus...ich hab Hunger", sagte ich laut genug das die anderen es auf der Seite hören konnten. Außerdem war es depremierend mit Manu hier zu sein. Auf die Frage wie lange sie uns festhielten sah ich kurz hin. "Solange bist du sediert genug bist um rausgelassen zu werden. Was du sicher nicht bist."
Manu verdrehte die Augen und zerrte an den Fesseln aber das verstärkte die Schmerzen in seinem Körper nur. "Wieso hätte ich tot sein können? Du kennst mich doch überhaupt nicht!" Außerdem würde er den Tod gerne hinnehmen wenn er dadurch der Hölle entkam, die andere als Leben bezeichneten. Er hatte ein Scheißleben bisher gehabt. "Ich würde zu einem Kumpel gehen, wo ich immer hin bin wenn ich abgehauen bin. Und nein, leider Gottes immer noch nicht. Ich bin gerade 20 geworden!" Noch ein verfluchtes Jahr bevor er seinen Pflegeeltern entkommen würde, die nicht viel besser waren als seine leibliche Eltern. Beide scherten sich einen Scheißdreck um ihn. "Und wenn ich es spiele?", fragte er abgewandt von der Scheibe. Es klang so als würden die ihn hören können aber irgendwie glaubte er nicht das sie das konnten. Vivienne war sicher nur verrückt.
Ich sah ihn an. "Oh ja weil es vorspielen so viel bringt. Irgendwann rastet man sowieso aus. Ob man es nun kontrollieren kann oder nicht." ich wandte mich ab. Mein Magen knurrte nun wirklich und als er schließlich still wurde sah ich nochmal rüber. Er hatte die Augen geschlossen. Anscheinend waren die Schmerzen wirklich immens. "Drogen sind wirklich schlecht...schlechter als alles was man haben kann..." murmelte ich und stand dann auf. Da ich nicht festgeschnallt war ging ich zu ihm hin und betrachtete seine Narben an den Armen. "Oh da bist du ja noch minderjährig..." Ein Erinnerungsfetzen flog durch meine Gedanken als ich ihn auf dem Bett so betrachtete. Kurz hatte ich eine andere Person vor mir. Einen dunkelhaarigen Jungen. Der eine Cola Dose in der Hand hatte. Ich berührte meine Stirn. Als ich die Augen öffnete war die Erinnerung verflogen. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Als würde ich Krankenhäuser und Kliniken wirklich verabscheuen...und das Gefühl blieb selbst wenn ich nicht wusste an wen oder was ich da gerade gedacht hatte. Ich stand noch immer wie zur Salzsäure erstarrt vor ihm und blickte nicht wirklich nur mit starrem Blick auf seine Person.
Ich versuchte mich zu entspannen, was nicht wirklich klappte. Ich fragte mich warum sie mir ein Medikament gaben was alles schlimmer machte?!
"Ich hab nicht vor auszurasten. Jedenfalls nicht gegen meinen Willen, wovon auch!" Manu hatte noch nie einen Entzug gemacht und wusste daher gar nicht was auf ihn zukam und es machte ihm Angst. Eine verdammte scheiß Angst sogar! "Blödsinn!", widersprach er. "Drogen sind ein Lebensstil! Kritisiere ich etwa wie du deine Haare machst oder was du isst?! Es geht dich verdammt nochmal nichts an." Er folgte ihrem Blick und wünschte er könnte seine Ärmel wieder nach unten ziehen. Seine Arme sahen schlimm aus weshalb er da kaum noch spritzte. Er nahm die Hüfte oder die Beine inzwischen. "Was starrst du mich so an?", fragte er ungehalten. Nach einigen weiteren Minuten kam jemand herein. "Wie geht's euch beiden?", fragte ein jüngerer Pfleger. Manu schluckte. "Wie soll es mir schon gehen? Mir tut alles weh und mir läuft der Schweiß in den Mund. Es wäre gut wenn mich jemand losbinden würde." "Wirst du dir oder anderen dann wehtun Manuel?", fragte der Pfleger. "Nein!", knurrte er als Antwort. "Dann lass es uns versuchen aber sobald wir was mitkriegen binden wir dich wieder fest verstanden?" Er band ihn los und er richtete sich sofort schwer atmend zum sitzen auf. "Wenn es nicht geht kannst du was gegen die Schmerzen haben. Aber nur wenn es gar nicht geht. Ich werde euch was zu essen bringen. Er ging wieder.
"Ganz toll. Ich kann also nicht selbst in die Cantine gehen", dennoch lief ich zur Tür und zog daran. Sie war natürlich verschlossen. Ich wandte mich zu Manu um. "Ein Lebensstil. Wenn du meinst.", ich würde nicht näher darauf eingehen. Ich war nicht wirklich angetan davon das er mich sonst schlagen würde. Bei dem Gedanken kam mir ein Blitzen von einem gebrochenem Arm. Ich starrte ihn an. Komisch. Wann hatte ich denn einen gebrochenen Arm? Ich konzentrierte mich auf das Hier und jetzt. Sicher hatte ich Halluzinationen von den vielen Medikamenten. "Ich hoffe sie erinnern sich daran das ich Vegetariern bin", murrte ich und ließ mich auf den Boden sinken. Mir war warm und die kühle Wand tat gut. "Ich sag nichts mehr davon. Ist dein Leben". Zu der Frage wieso ich ihn angestarrt hatte, reagierte ich nicht. Wusste ich doch gerade selber nicht wieso ich das getan hatte und wohin meine Gedanken entflohen waren. "Gehts?" fragte ich als er sich über die Unterarme rieb.
"Sieht aus als würden wir hier festsitzen. Gott ich hab Durst!", sagte er und fluchte zum Ende hin während er aufstand und unruhig umher lief. Er schwitzte und zitterte, sein Herz schlug ziemlich heftig und er hatte eindeutig Schmerzen, aber es war aushaltbar. Dennoch. Wäre Manu draußen gewesen wäre es hierzu nicht gekommen, nur falls er keinen Stoff oder Alkohol im Moment hatte und Alkohol gab es überall. "Ganz genau! Es ist mein Leben." Der Pfleger kam zurück und gab ihnen beiden was zu essen. Da er merkte das Manu fror gab er ihm einen Pullover des Krankenhauses. "Deine Pflegeeltern kommen heute Nachmittag und bringen dir Anziehsachen hierher.", informierte er ihn. Manu nickte und begann zu essen um sich abzulenken. Spagetti Napoli. Ihm war trotz des Pullovers immer wieder heiß und kalt und vor seinen Augen blitzte es immer wieder. Bei einem dieser Male rieb er sich über die Augen. Waren das Entzugserscheinungen oder Nebenwirkungen der scheiß Medikamente mit denen sie ihn in den letzten 31 Stunden vollgepumpt hatten?
Es gab endlich was zu essen und schlang alles in mich herein. Beim Frühstück hatte ich wenig gegessen und daher rumorte mein Magen nun sehr. Als der Pfleger Manu einen Pullover gab hielt ich beim Essen inne. "Deine Pflegeeltern?", ich wollte nicht allzu neugierig sein, aber es kam dennoch über meine Lippen.
"Ja.", knurrte er. "Hast du ein Problem damit das ich nicht bei meinen richtigen Eltern wohne?", fragte er ungehalten. "Wobei das kaum einen Unterschied macht. Die scheren sich beide einen Scheißdreck!" Es war ein Wunder, dass sie ihn nicht einfach hatten verrecken lassen... wobei... vermutlich hatten sie nur den Notarzt geholt weil sie sonst ihre staatliche Zuwendung verlieren würden mit der sie ihn eigentlich versorgen sollten.
Er wurde sofort wieder angriffslustig und ich hielt beim Essen inne. "Nein. War nur eine Frage. Ich wohne bei Menschen die meine richtigen Eltern sind und erinnere mich nicht an sie. Wenigstens schrei ich nicht mehr wenn sie mich anfassen. Ich hab mich daran gewöhnt das ich sie nicht kenne", sagte ich wahrheitsgemäß. "Was ist mit deinen richtigen Eltern? Bist du ein Waise?", fragte ich nun doch neugierig. Irgendwie hatte ich das Gefühl das diese neugierige Ader mir schon mal mehr als ein Problem bereitet hatte.
"Ich wünschte ich könnte mich nicht an meine Eltern erinnern. Das würde mein Leben um einiges leichter zu machen und ich wünschte ich wäre ein Waise. Auch das wäre erträglicher gewesen." Dann wäre er zwar auch als Pflegekind aufgewachsen, was scheiße war, aber er wäre vielleicht nicht so verkorkst und die schlimmen Dinge, an die er nicht denken wollte, wären ihm vielleicht niemals passiert. Vielleicht wäre er dann nicht Drogen, Alkohol und Zigarettenabhängig, wobei er nichts davon so wirklich einsehen wollte, dass sagte man ihm nur manchmal. Manu nickte bedächtig. "Es muss seltsam für dich sein... jedenfalls wenn deine Eltern nett sind." Er konnte sich sowas kaum vorstellen. "Meine Eltern sitzen beide im Gefängnis."
Ich hatte nun das Besteck komplett beiseite gelegt. Er war etwas ruhiger geworden und erzählte von sich. Ich konnte nicht anders als mich für ihn zu interessieren. Für seine Geschichte. Sein Ich. "Schon...ich lerne aber jeden Tag etwas mehr. Durch Fotos, Erinnerungen die ich eigentlich haben sollte. Ich bin aber froh das auch die schlimmen Erinnerungen nicht mehr da sind. Ich hab wohl meine Cousine sterben sehen und einiges anderes Zeug." ich sah immer nur Farbtupfer wenn ich versuchte mich genau an solche Dinge zu erinnern. Es war als wäre ab dem Tag der Uni, den ich durch mein Tagebuch nachgelesen hatte, alles zu einem Traum aus Farben geworden. Als ich hörte das seine Eltern im Gefängnis saßen schluckte ich. "Oh...sind sie Kriminelle?"
Manu konnte sich nicht vorstellen wie es war, wenn man so verrückt war wie Vivienne und sah sie nur zweifelnd an. Aber er hätte trotzdem viel dafür gegeben wegen ihren Problemen hier zu sein. Er sah auf die Uhr an der Wand. Normalerweise ging er um diese Uhrzeit einkaufen. Alkohol und Zigaretten und wenn er Glück hatte bekam er unterwegs Stoff. Manu verzog leicht das Gesicht und wischte sich über die verschwitzte Stirn. Schließlich stand er auf und begann auf und ab zu gehen. Die Anspannung und die Unruhe waren fürchterlich. Hin und wieder blieb er stehen und stützte sich irgendwo ab um einige Sekunden sich wieder zu sammeln. Er fühlte sich eingesperrt. "Du hast deine Cousine sterben sehen?", fragte er nach. "Wie denn?", fragte er unbehaglich. "Da wäre ich froh, wenn ich mich nicht erinnern würde. Ahhh!" Manu griff sich an den Bauch und fiel auf die Knie. Er spürte wie sein Herz raste und er noch mehr zu schwitzen begann. "Wie man es nimmt.", brachte er keuchend heraus um auf Viviennes Frage zu antworten. Er wollte nicht unbedingt näher ausführen warum seine Erzeuger im Knast saßen.
Er fragte mich wie denn, und ich hatte keinen blassen Schimmer. Naja eigentlich hatte ich den schon, ich hatte mich seit letzter Nacht an ein paar Dinge erinnert, die wohl ganz am Anfang meines "zusammenbruchs" wie es der Therapeut ausdrückte, geschehen waren. "In meiner Erinnerung wurde sie ermordet. Man hat sie explodieren lassen...Ich weiß das klingt verrückt. Aber das sie tot ist ist wirklich passiert. Meine Eltern sprachen von einer Gasexplosition auf dem Hof." ich konnte mich bei Merlins Bart an kein kaputtes Gasrohr erinnern. Ich hatte in diesem Traum, der übrigens der reinste Alptraum gewesen war, nur Blut und noch mehr Blut gesehen. Ich war schreiend aufgewacht, hatte Kaya einen Mordsschrecken eingejagt und hatte dann eine Dosis Beruhigungsmittel bekommen. Nicht gerade das was ich wollte und brauchte. Mir fehlte jemand der mich in den Arm nahm. Als Manu dann hinfiel, stand ich auf und war an seiner Seite. "Hey, alles in Ordnung. Hast du Magenkrämpfe?", fragte ich und sah dann zur Glaswand. Warum kam denn keiner. Er antwortete nur vage auf ihre Frage und sie neigte den Kopf. "Naja, hast du denn noch Geschwister?"
"Klingt übel.", erwiderte Manu. "MAN hat sie explodieren lassen? Wie in einem Attentat?", fragte er nach um sich abzulenken. Was sie erzählte klang wie der totale Wahnsinn und nicht im positiven Sinne. Kein Wunder, dass sie hier gelandet war eigentlich. Er schnappte nach Luft und zuckte die Schultern. "Keine Ahnung.", meinte er unter Schmerzen. Er ließ sich auf alle vier fallen und nach einigen Sekunden ging es wieder ein wenig besser, wenn auch unwesentlich. Er bekam Kopfschmerzen und wischte sich nochmals den Schweiß vom Gesicht. Manu fühlte sich absolut widerlich. Vor den Fenstern wurde es jetzt dunkel. Es waren 33 Stunden seit der letzten Injektion das wusste er genau. Solange hatte er noch nie ohne Stoff auskommen müssen. Das hieß ohne Stoff jeglicher Art. "Nein... nicht das ich wüsste jedenfalls. Ist vielleicht auch besser so." Manu hätte keinen Kind ein Schicksal wie seines gewünscht.
"Mmh", machte ich und setzte mich zurück auf die Bettkante. "Ich denke ja. Aber es gibt anscheinend keinen Täter. Und ich hab es selbst auch anders wohl den Polizisten erklärt. Ist aber auch egal. Das sind Dinge die mir mein Unterbewusststein zurückgibt und wenn ich dann nachfrage, bekomme ich nur ein Kopfschütteln und die wahren Details von dem was ich vermutet habe. Also ist wahrscheinlich alles nur ein Unfall gewesen und das war der Auslöser für meine Ich.-Störung. Wer weiß", sagte ich obwohl ich mir eigentlich 100 prozentig sicher was ich mir da nicht ausdachte. Allein die frage nach dem Kind das ich nie zu Gesicht bekommen hatte, war doch ein Fakt für sich. Aber damit durfte ich gar nicht erst anfangen, dann hieß es wieder ich würde was verschweigen. "Dann hast du Glück, ich hab einen Bruder. Und er kommt mit meinen Eltern immer zu Besuch. Allerdings hab ich da ein Gefühl in der Magengegend das ich ihn überhaupt nicht leiden kann. Und in seinen Augen sehe ich zumeist auch ein altes Flackern wie von das wir uns nie wirklich nahe standen."
"Was ist eine Ich-Störung?", wollte er wissen und stand langsam auf als es wieder so halbwegs ging. Manu atmete tief durch. Er hasste alle Pfleger, Schwestern und Ärzte, die ihn das hier durchmachen ließen. So langsam verstand er auch warum er in diesen Glaszimmer war. Damit man ihn im Auge behalten konnte während des Entzugs und entweder sollte Vivienne ihm Gesellschaft leisten oder sie brauchte selber Beobachtung und eine Auszeit... vielleicht auf beides. Er aß sein Essen auf nur um etwas zu tun zu haben, doch es ging ihm nicht gut dabei. Einige Stunden vergingen und er hatte nicht gesehen, dass seine Pflegeeltern dagewesen wären. Besucht hatten sie ihn jedenfalls nicht. Es war ihm auch egal. Er hatte größere Probleme. Es war Dunkel im Raum, das einzige Licht kam vom Schwesternzimmer, wo jetzt die Nachtschicht gleich wechseln würde anscheinend. Manu hatte sich auf das hintere Bett gelegt und versucht ruhig da zu liegen was eine Weile einigermaßen funktioniert hatte, aber jetzt wieder viel schwerer wurde. Er hatte das Gefühl Fieber zu haben, jedenfalls war ihm sehr heiß und er schwitzte wieder stark während er zitternd und unruhig aufstand. Auch war ihm wieder sehr schlecht. Auf einmal und er hatte schon länger Schmerzen im ganzen Körper aber vor allem im Bauch. Zunächst dachte er sich nicht viel dabei und stand nur schwer atmend da. Sein Herz raste erneut. 37 Stunden war es jetzt her. Die Schmerzen wurden schlimmer und er wimmerte leise, während er sich am Fensterbrett festhielt. Und dann passierte es. Der Schmerz durchzuckte ihn so stark wie noch nie zuvor und ließ ihn zu Boden fallen. Manu versuchte wieder auf die Knie zu kommen, aber er zitterte so stark das er keinen Muskel bewusst rühren konnte und wälzte sich vor Schmerzen auf dem kalten Boden hin und her während er immer wieder leise aufschrie und sein Körper sich verkrampfte.
Was war eine Ich-Störung..."Ach weißt du ich hab einmal erwähnt das es Vampire gibt. Ich wurde nämlich gefragt warum ich mein Armband nie ablege. Ich sagte da ist Eisenkraut drin. Damit die Vampire mich nicht manipulieren können. Meine Gedanken...in dem Moment in dem ich es sagte, hätte ich es schon wissen müssen das sie mir nie glauben würden...du glaubst mir ja auch nicht", Niemand tat das. Ich wusste nicht mal wieso ich nicht gelogen hatte. Es war einfach etwas, das mir eingefallen war und ich hatte es gesagt. Während ich noch darüber nachdachte, ging es Manu plötzlich schlechter und als er auf den Boden fiel lief ich zur Glaswand und hämmerte dagegen. "Hey, dem Jungen geht es schlechter. Hey..." es war egal das meine Haut an den Händen kratzig wurden, jetzt musste doch mal jemand kommen. Oder war das der Entzug? Es kam keiner. Also kniete ich mich neben ihn und hielt ihn an seinen Schultern fest. "Das gehört zu dem Entzug. Atme weiter. Ein...Pause...aus", ich machte es ihm vor und fragte mich ob das auch meine Strafe war. Ihm dabei zuzusehen und mir darüber klar zu werden das er wie ich krank war und wir beide das endlich einsehen sollten. Indem wir es bei dem jeweils anderen sahen. Aber das konnte doch nicht die richtige Methode sein oder?
"Ne.. nicht so wirklich.", gab er zu. "Aber ich versuche dich nicht zu verurteilen. Auch wenn ich nicht glaube das es Vampire geben soll... Was ist Eisenkraut überhaupt? Noch nie gehört."
Manu keuchte und atmete unregelmäßig als Vivienne sich neben ihn kniete. "Ich... nein ich brauche Stoff. Bitte. Ich halte das nicht länger aus!", brachte er wimmernd hervor und flehte Vivienne oder wen auch immer an ihm zu helfen und ihm was zu geben. Er schrie erneut leise auf und erbrach schließlich das ganze Essen was er vor einigen Stunden zu sich genommen hatte, auf den Boden. Er konnte es nicht verhindern. Zitternd, schwitzend und schmerz verkrampft lag er da und konnte nicht aufhören sich zu übergeben bis er schließlich einen Krampfanfall bekam und er nichts mehr steuern konnte. Plötzlich wurde es hell um ihn herum und er hoffte, dass er einfach das Bewusstsein verlieren würde.
Natürlich gab es für ihn keine Vampire. "Ein Kraut das das verhindert. Ebenso wie Wolfswurz Werwölfe...naja schwächt" ich hörte sofort das es für ihn wie Quatsch rüber kam. Und ich wusste auch sofort das die anderen es in meine Akte aufnehmen würden. Toll, jetzt hatte ich mal wieder einen akuten Schub ihrer Meinung nach. Ich fuhr mir durch mein Haar. Als Manu allerdings das Essen wieder erbrach und seine Lider flatterten und er mir fast aus dem Griff entglitt kamen zwei Pfleger wieder herein. "Ganz ruhig Junge, wir geben dir noch eine Dosis. Du solltest besser liegen als dich zu bewegen dann geht es schneller...und du. Vivienne. Deine nächste Ration ist da. Nimmst du sie freiwillig?" Ich hielt die Hand hin und er gab mir einen Becher mit Wasser und 4 verschiedene Tabletten. Ich sah eine Zeit lang auf diese ehe die Pfleger mir einen Blick zuwarfen und dann Manu aufs Bett legten und ihm erneut eine Spritze verpassten. "Sooo...du hast den ersten Schritt bald geschafft. Dann behälst du auch das Essen wieder bei dir" Damit gingen sie nachdem ich die Tabletten schließlich geschluckt hatte und ihren Mund-Probe reingucken überstanden hatte. Ich hatte mich nicht geweigert. Ich war nicht scharf darauf noch eine Beruhigungsspritze verpasst zu bekommen. Das Gefühl das ich immer davon bekam war grausig.
Manu verlor nicht das Bewusstsein. Stattdessen kam ein Arzt herein, den die Pfleger anscheinend alarmiert hatten und dieser gab ihm eine Spritze, welche den Krampfanfall stoppte und ihn nahezu betäubte. Sein ganzer Körper fühlte sich jetzt schlapp an, aber er hatte immer noch Schmerzen und weinte fast. Er brauchte dringend wieder Stoff. Er konnte ohne einfach nicht leben. Es war grauenhaft und beinahe unerträglich. Er konnte und wollte mit dem Heroin nicht aufhören, auch nicht mit dem Alkohol. Er brauchte ihn. Sein Körper brauchte es oder er funktionierte nicht richtig. Manu dachte nur daran wie sehr er sich danach sehnte, während es ihm derartig schlecht ging. Ihm ging es anscheinend wirklich dreckig auch aus Sicht der Ärzte. Es war die reinste Hölle. Warum zwang man ihn hierzu? Warum?! "Ganz ruhig Manuel. Es wird gleich besser werden. Ich gebe dir noch was gegen die Schmerzen. Dein Körper ist die Drogen gewöhnt und reagiert heftig auf ihre Abwesenheit. Aber du weißt wie schädlich das Heroin für deinen Körper ist. Du hast schon jetzt Folgeschäden und wenn du so weiter gemacht hättest wärst du gestorben irgendwann." "Das ist mir egal.", murmelte Manu benommen. "Ich brauche sie. Ich will nicht aufhören! Ich kann nicht aufhören selbst wenn ich wöllte.", beharrte er. "Das schlimmste des Entzugs hast du hoffentlich bald geschafft und in einigen Tagen wird es dir besser gehen Manuel. Auch ohne die Drogen oder den Alkohol. Wir haben aber entschieden, dass du rauchen darfst wenn du willst. Wir können dir nicht alles plötzlich wegnehmen. Das wäre zuviel für dich." Damit ging er und Manu blieb zurück. Erst jetzt fiel ihm Vivienne wieder ein. "Ich glaube du bist wirklich verrückt... aber erzähl mir mehr von Vampiren... das ist spannender als die Schmerzen.", forderte er sie mit schleppender Stimme auf.
Manuel blockte alles ab was der Arzt sagte und ich sah zu den beiden herüber. Als der Arzt ging und Manuel sich wieder zu mir wandte zog ich eine Augenbraue hoch. "Dir ist es echt egal ob du lebst oder stirbst?" Ein Gedanke ging mir durch den Kopf, ein Streit da ging es ums Sterben. Ich verdrängte den Gedanken und lachte dann leise. "Dein Ernst, du willst das ich dir von den Träumen erzähle, von denen ich denke das es verlorene Erinnerungen sind?", fragte ich und fuhr mir mit den Händen durch das Gesicht und das Haar.
"Ich hatte nie ein tolles Leben und ich wüsste nicht wofür ich unbedingt leben müsste. Der Tod wäre vermutlich eine Erlösung von dieser Hölle, aber ich würde mich nicht umbringen... ich sage nur das es mich nicht stören würde solange ich bis zum Ende nichts von dem fühlen muss." Von allem was er wohl unbewusst sich Drogen, Alkohol und Zigaretten unterdrückt hatte über viele Jahre. "Es ist mir ganz egal was du mir erzählst solange du etwas redest und wenn du willst kannst du von deinen Träumen oder Erinnerungen erzählen." Er hustete mit trockenem Mund. Die Beruhigungsspritze machte ihn total schlapp. Im Moment hätte er sicher nicht aufstehen können.
Ich sah ihn husten und nickte. "Kenne ich das Gefühl das du hast. Ich hasse diese Spritzen. Daher..." ich nahm Platz am Fussende seines Bettes und wandte das Gesicht von der Glasscheibe und ihm zu. "Ich kann dir sagen das wenn du stirbst, auf die andere Seite gehst. Und ich hab so das Gefühl das Leute denen es schwer im Leben lag oder wenn sie traumatisiert waren, das sie für eine Zeit lang im Limbo festhängen. Das wünsche ich echt keinem.", sagte ich und erinnerte mich nun auch wieder an die Hexe. Ja, die Erinnerungen waren da. Nur an dem einen einzigen Tag...da war nichts. Absolute gähnende Leere. "Ich hab an der Universität Parapsychologie studiert;" sagte und ich war ganz stolz auf mich als ich das sagte. "Alles lief super, bis ich da jemanden traf...", sagte ich und legte den Kopf schief. "Ich weiß seinen Namen nicht mehr, ich erinnere mich nicht mal wie er aussah. Der Arzt sagt ich bilde ihn mir ein. Aber da war jemand. Jedenfalls hat er mich vertraut gemacht mit allem. Das es Vampire, Hexen, Werwölfe ja sogar Hybriden gibt. Hexenzirkel und Verschwörungen, Tod und Rache...all die Sachen aus denen Märchen so gemacht sind..." ich zuckte die schultern und sprach sehr leise in seine Richtung. Auf ein detailierten Bericht von meinem Therapeuten hatte ich keine Lust in meiner nächsten Sitzung.
"Ich weiß nicht wie ich mich fühle gerade.. es ist alles ziemlich schwammig und verschwommen gerade. Aber ich glaube ich mag es mehr als wie ich mich die letzten 37 Stunden gefühlt habe." Er betrachtete kurz seine zerstochenen Venen. Es ließ sich einfach nicht vermeiden das die Schaden nahmen, wenn man sich mehrmals täglich eine Spritze da rein jagte. Mit Extasy, Speed und Crystal war es einfacher gewesen aber das wirkte nicht mehr gut bei ihm und irgendwann war er auf Heroin umgestiegen. Manu runzelte die Stirn. "Was soll das heißen? Was für ein Limbo?", fragte er verwirrt. Er hörte ihr jedoch weiter zu. "Das ist echt abgedreht und ich weiß nicht woher du das nimmst... es hört sich total blödsinnig an... aber wenn du das echt glaubst... ich meine für dich ist es wahr."
Ich schloss den Mund. Und schlug ihn. Ich konnte es nicht unterdrücken. "Wenn du dich über mich lustig machen willst, dann jammer vor dich rum. Ich muss nicht die Unterhaltungsmarionette für dich sein"; ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. "Ich bin nicht krank, schon vergessen. Aber ja hey...du bist nicht krank. Ich aber schon. Ich bin die verrückte, die geister sieht und alles. Vergiss es", war ich nun beleidigt und starrte einfach nur vor mich her. Sie sollten mich jetzt endlich hier raus lassen. Ich wollte niemanden meine Geschichte erzählen, der glaubte ich hätte einen schub oder so oder erfreute sich daran damit er keine Schmerzen hatte. Er konnte mich mal....Wieso sollte ich Schmerzen haben? Weil ich mich hier unwohl fühlte, und mich fühlte als würde ein Teil oder zwei von mir fehlen...und dann noch diese Erinnerung. "Du hast vom Leben keine Ahnung. Du bist noch so jung. Und hast dein Leben schon weggeworfen. Ich versuche meines wenigstens zu retten", sagte ich und stand dann von der Bettkante auf um durch den Raum zu gehen. Er hatte mich verletzt mit seinen Worten, warum auch immer, da ich ja wusste das niemand mir glaubte. Aber es tat weh. Ich wollte hier raus, Ich wollte meine Erinnerungen komplett wieder haben ich wollte das dieser Teil in meinem Herzen wieder da war, den ich vermisste ohne zu wissen wo oder was ihn vorher gefüllt hatte. "Ich kann dir auch ins Gesicht schlagen dann siehst du auch bunte Menschen, als wenn du high wärst", setzte ich noch einen drauf. Ich war schon immer schnell beleidigt gewesen. Und irgendwie hatte ich nicht die Mühe wollte sie mir auch nicht machen, ihm vom Gegenteil zu überzeugen.
"Wer hat gesagt das ich mich über dich lustig mache?", fragte er und zuckte zusammen als sie ihn schlug. "Hey!", beschwerte er sich. "Lass das gefälligst sonst kriegst du gleich auch eine Beruhigungsspritze!" Er beobachtete sie kritisch. "Ich habe nie behauptet, dass du verrückt bist. Nur das was du erzählst ist ziemlich verrückt. Ich kann es einfach nicht glauben, weil es meinen Horizont übersteigt. Hey wer hätte gedacht das Platons Höhlengleichnis und die Erkenntnis daraus, die man im Ethikunterricht gezwungen wurde zu lernen für irgendwas nochmal gut sein könnten.", stellte er überrascht fest. Sie schien ihm trotzdem beleidigt und er verdrehte leicht die Augen, bevor er sie schloss. "So fühlt es sich nicht an, wenn man high ist... nicht mehr... schon lange nicht mehr. Es ist Erlösung und Glück und Entspannung... es ist... fast wie der rettende erste Schluck Wasser nachdem man fast verdurstet ist." In diesem Moment ging es ihm gut. Das wollte er nicht aufgeben. War kein Stoff da griff er vermehrt auch zu anderen Drogen oder ganz besonders mehr Alkohol und rauchte mehr. Er wollte endlich eine Kippe. Die hatten gesagt er durfte... aber im Moment konnte er kaum aufrecht stehen aufgrund der Medikamente und hier durfte er sicher nicht rauchen. "Wann wirst du entlassen?"
Ich hatte mir geschworen ihn zu ignorieren. Bis er mir die wahrscheinlich dämlichste Frage stellte. "Entlassen?", fragte ich nach und sah ihn an. "Du gehst davon aus das man hier vollständig entlassen wird?" ich konnte nicht anders, ich fing an zu lachen. "Sorry, aber das ist das beste was ich je gehört habe. Ich dachte genauso wie du. Das ich hier schön mitmache, die Tabletten nehme und alles. Aber dann testen sie dich ob du auch "wirklich" wieder voll gesund bist. Ein einziger Ausraster, ein einziges Detail das nicht zu dem 100% gesunden Menschen gehört und du bist für eine viel viel längere Zeit hier. Mit sehr sehr viel Glück kommt man hier wohl raus. Ein Pärchen hat es vor nicht allzu langer Zeit geschafft. Sie leben nun ihr Happily ever after. Aber wir..:" Ich deute auf ihn und mich. "Wir werden für eine sehr lange Zeit hier unsere Gesellschaft haben. Solange ich die Frage nicht beantworten kann was ich mit meinem Kind gemacht habe, gehe ich niergendwo hin." Scheiß Aufnahmen im Krankenhaus die mich keiner sehen ließ und dann natürlich noch die Frage ob Selbstgefährdung und Fremdgefährdung denn wirklich ausgeschlossen werden konnten. "Ich werde hier eingehen und wahrscheinlich nicht weit von hier begraben werden. Aber du...du musst du nur die paar Monate und dann die ersten 2 Jahre überstehen und kannst dann ambulant weiter machen...Du hast keine Ahnung wie das hier läuft."
"Natürlich... die werden einen ja nicht ewig hier drin behandeln können. Und ich bezweifle auch, dass bei mir da lange Zeit was laufen würde... die werden mich hier 10 Tage oder so foltern aus was auch immer für welchen Gründen und dann ist die staatliche Vorschrift des Entzugs abgegolten und ich kann gehen. Niemand wird für eine längeren Aufenthalt hier zahlen und ich will auch gar keinen. Ich will raus aus diesem Laden. Ich weiß gar nicht was ich hier soll." Manu hielt inne. "Mit deinem Kind?", fragte er überrascht. "Du hast ein Kind? Mit wem den? Hat man dir das gesagt?"
Wie auf Knopfdruck verschwand meine Wut. "10 Tage und du wirst entlassen", die Kraft die ich gerade noch hatte aufbringen könne um ihm meine Worte an den Hals zu schmeißen, driftete nun von mir weg. "Na dann..." ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte und legte mich auf das Bett und drehte mich auf die Seite mit dem Gesicht zu ihm als er nachfragte ob ich tatsächlich ein Kind hatte. "Ja, die Polizei hat mir gesagt das man mich im Krankenhauspark liegend gefunden habe. Ich habe das Krankenzimmer mit meinen Babys verlassen und niemand weiß was ich mit ihnen gemacht habe als ich im Park war. Ich weiß selber gar nichts, sie lassen mich die Aufzeichnungen nicht sehen und von meinen Eltern weiß ich nur das sie mir Details ersparen wollen, sie denken auch ich hätte irgendwas mit ihnen gemacht..." ich drückte die Knie an meinen Bauch. "Aber was interessiert dich das...du bist in 10 Tagen hier raus. In der Welt da draußen hätten wir uns sicher auch nie kennengelernt, also...vielleicht ist das ganz gut das du so schnell wieder verschwindest. Bevor ich mich noch an dich gewöhnen kann und dich zu schätzen weiß". Denn das tat ich...auch wenn ich beleidigt getan hatte. Seit wir in diesem Beoabchtungszimmer saßen, verband mich ein Gefühl der Ruhe bei ihm. Als wären alle schlimmen Erinnerungen und Lücken in seiner Anwesenheit "bedeutungslos", denn ich konnte neu anfangen. "Ich will mich auch gar nicht darin erinnern. Was wenn ich sie umgebracht habe...ich meine der Arzt sagt das kann durchaus sein. Ich habe die paranoide Schizophrenie, er meint vielleicht dachte ich verfolgt zu werden und bin deshalb aus dem Zimmer geflohen....aber wo...sind dann die Babies? Und wieso hatte ich Zwillinge, wenn in meiner Familie keine sind?", ich wischte mir über die Augen. Ich wusste nicht mal was ich da vermisste, nur das ich was vermisste. Und das es keine Chance gab das ich wusste was es war und wo es war.
"Na klar... ich weiß zwar nicht was das soll oder bringt aber gut... ich hätte das hier mir niemals selbst angetan." Wenn er nicht gezwungen gewesen wäre hierher zu kommen wäre er nie im Leben auf die Hirnrissige Idee gekommen hierher zu gehen. Doch ziemlich betroffen hörte er ihrer Geschichte zu. "Naja du kannst ein neues Kind bekommen wenn du gesund bist schätze ich mal... aber es muss seltsam sein nicht zu wissen was mit dem 1. Kind passiert ist." Manu hielt inne als sie sagte: 'bevor ich dich schätzen kann'. "Was?", fragte er perplex. "Soll das heißen du magst mich? Wir kennen uns doch gar nicht!" Er überlegte... "Naja... vielleicht hast du es ja auch nur irgendwo abgelegt wo du es für sicher hieltst und sie können es nur nicht zuordnen... dann ist es sicher bei einer Pflegefamilie jetzt."
Ich sah ihn an. "Wieso, so schwer zu glauben das man dich mögen könnte. Ich war dabei deine Gesellschaft trotz deines Nervigen Anteils zu schätzen...irgendwie...aber in meinem Fall sollte ich zu keinem groß Freundschaft schließen. Sind diejenigen erstmal raus aus der Hölle hier, vergessen sie einen wie einen Geist den es nie gegeben hat"; sagte ich und sah ihn dann hoffnungsvoll an. "Meinst du, das beide eine sichere Familie bekommen haben? Aber wenn das so ist warum werde ich nach Mustern gefragt wie ich sie getötet habe und wieso ich das tat. Ob ich das gleiche mit mir vorhatte....ist auch egal. Das ist alles viel zu verworren. Und das sind Dinge die wirklich passiert sind. Von denen jeder außer mir weiß".
"Ich nerve also? Na dann sollte wohl mein Leben dann erklären.", meinte er nüchtern. Manu begann sich trotz der Medikamente wieder ziemlich unruhig zu fühlen obwohl er sich immer noch zu schlapp fühlte um sich groß zu bewegen. Ob er schlafen können würde? Es war sicher mitten in der Nacht jetzt und sein Kopf war schwer und benommen. Das konnte aber auch von den Medikamenten kommen und nicht von echter Müdigkeit... wobei er sicherlich auch müde sein müsste. "Ich glaube nicht das man dich vergessen könnte.", murmelte er während er schwerfällig die Decke über sich zog. Dann zuckte er die Schultern. "Sicher und gut sind Dinge die von Staat und Pflegekindern unterschiedlich bewertet werden. Aber bei einem unschuldigen Baby oder mehreren geben sie sich meistens mehr Mühe als bei einem 11, 12, 13, 14,16,18,19 jährigen Jungen mit einem miesen Hintergrund... Ich war in sehr vielen Pflegefamilien. Es gibt ein paar die ganz okay sind... aber auch genügend die richtig schlecht sind und im Grunde nur auf das extra Geld aus."
Als er sagte er würde von seinem Leben erzählen spitzte ich die Ohren und sah zu ihm hinüber. Vorab murmelte er das man mich nicht vergessen könnte und ich bekam wie auf Knopfdruck einen tomatenroten Kopf. Gut das er damit beschäftigt war mir was zu erzählen und nicht sah wie ich unauffällig mein Gesicht hinter meinen Haaren versteckte. "Tut mir Leid, das hört sich schrecklich an. Nie wirklich zu Hause irgendwo zu sein. Deine jetzigen Pflegeeltern, zu welcher Seite gehören die an?" Ich hatte das dumpfe Gefühl das es keine gute Seite war. Er tat mir Leid, und ich hoffte es würde ihm nicht aufstoßen, denn sehr vielen Menschen gefiel es nicht wenn man Mitleid mit ihnen hatte. Wobei ich eigentlich nur Empathie entgegenbrachte, was oft damit verwechselt wurde das ich ihn nur bemitleidete.
Manu zuckte die Schultern. "Ich hatte nie ein echtes Zuhause. Oder gute Eltern. Wobei... in einer Pflegefamilie ließ es sich ganz okay aushalten aber ihre Lizenz lief aus und dann haben sie keine neue bekommen und so war ich wieder im System. Ich kann es nicht erwarten bis ich endlich 21 bin und selber entscheiden darf wohin ich gehen will." Seit er mit der Highschool fertig war, war er wirklich abgestürzt wie es schon manchmal bezeichnet worden war. "Was glaubst du zu welcher Seite sie gehören? Ich hatte eine Heroinüberdosis und sitze in einer geschlossenen Anstalt fest und sie kriegen es anscheinend nicht mal hin mir ein paar meiner Klamotten vorbei zu bringen yet alone care for me. Not that I want or need them to but just as a matter of fact you know." Manu knirschte mit den Zähnen. "Ich hab noch 1 Jahr... dann kann ich tun und lassen was ich will."
Ich sah einfach nur zu ihm herüber und streckte dann die Hand aus um sie auf seine Schulter zu legen. "Es wird besser. Ganz bestimmt"; ich versuchte ein Lächeln. "Ein Jahr ist ein Katzensprung. Und sofern du wirklich nicht darauf anlegst dich umzubringen, werden wir uns in dem nächsten Jahr ja vielleicht draußen in der richtigen Welt treffen können. Ich meine wenn du solange überhaupt wartest, bis ich raus komme", sagte ich mit einem schiefen Lächeln nun und zog die Hand zurück. "Ich hab das Gefühl das die Rate an schlechten Entscheidungen die solche Menschen zu solchen Taten führt rapide zunimmt. Aber dadurch darf man nicht vergessen das es durchaus einzelne helle Lichter in der dunklen Masse gibt die ganz anders sind."
"Das habe ich mir mit 5 gesagt und auch noch mit 10 aber irgendwann habe ich aufgegeben. Es wird nicht besser. Ich habe zu oft nachts im Bett gelegt und mir gewünscht es würde anders werden! Es ändert sich nicht!" Es hatte sich erst geändert als seine Eltern verhaftet und er ins System gesteckt worden war. Und von da an ging es auch nicht gerade aufwärts. "Wie meinst du das?", fragte er. "Ob ich solange warte? Wir kennen uns doch gar nicht!" Er ruderte automatisch zurück. "Nach meiner Erfahrung treffe ich diese Lichter nicht."
Ich setzte mich auf. "Dann bist du wohl blind..." sagte ich und ruderte mit den Armen um ihn aufzumuntern. "Ein Licht sitzt mit dir hier. Und es ist ganz sicherlich nicht die Lampe über uns"; sagte ich und grinste breit und stupste ihn an. "Was sind wir denn? Überlebenskünstler...Freunde?", fragte ich und sah ihn direkt an. "Wir kennen uns schon länger als ich irgendeinen anderen Neuzugang kenne. Und Kaya zählt da nicht mit. Sie ist meine Zimmernachbarin", sagte ich und streckte mich. Stand auf und dehnte mich. Mir war langweilig und wenn ich das gewisse Kribbeln bekam, machte ich Sport. In dem Falle Dehnübungen.
Manu sah sie verwirrt an. Entweder hatte sie recht oder die Beruhigungsmittel verlangsamten sein Denken. "Meinst du weil du mich kotzen sehen hast und neben mir gekniet hast dabei sind wir jetzt Freunde?", fragte er und hob die Augenbrauen. "Entschuldige... das war gemein.", gab er zu. "Nennen wir es Zwecksfreundschaft gegen diese Idioten hier... für jetzt. Dann sehen wir ja, was daraus wird." Er starrte einen Moment nur ausdruckslos an die Wand. "Wer ist Kaya?", fragte er dann mit einiger Verspätung.
Irgendwann konnte Manu doch ein wenig schlafen und am Morgen wachte er ziemlich verwirrt auf mit Vivienne, die auf seinem Bauch... naja auf der Decke, die über seinem Bauch lag, geschlafen hatte. Wie war sie denn dahin gekommen? Bevor er aber darüber nachdenken konnte merkte er das er total verschwitzt war und nicht nur total sondern völlig durchgeschwitzt und schwer atmete. Wieder einmal verfluchte Manu sein Leben! Er hoffte sie würden ihm heute wenigstens eine Zigarette geben. Er litt heftig unter dem Entzug.
Er verletzte mich kurz mit seinen Worten aber hey, wir kannten uns ja wirklich nicht und er machte nicht den Eindruck das er Freundschaften schließen wollte. Umso mehr dankte ich ihm als er sich dann doch entschuldigte. Allerdings redeten wir nicht mehr viel da uns die Müdigkeit doch so langsam packte.
In der Nacht wurde ich wach und fühlte mich so allein. Es war kalt und ich hörte leises Atmen von dem Bett neben mir. Ohne groß darüber nachzudenken was ich da tat, und warum ich es tat nahm ich meine Decke und legte mich dann neben den Jungen der dort schlief. Ich wusste auch nicht, aber sein Atmen so direkt neben meinem Ohr beruhigte mich und ich schlief schnell darauf ein. Als ich langsam wach wurde, lag mein Kopf auf etwas weichem das sich bewegte. Ich grummelte leise und rieb mir die Augen bis ich bemerkte das mein Kopf auf einem menschlichen Bauch lag. Als ich sehen konnte, erhaschte ich einen Kopf der ziemlich nah war und blinzelte mehrmals. Dann hob ich den Kopf. "Manu", sagte ich und bekam einen feuerroten Kopf als ich sein Bett betrachtete. Der Wachtraum war also Realität gewesen ich hatte mich in sein Bett gelegt. Schamesröte bedeckte meine Wangen und ich setzte mich ans Fußende. "Guten Morgen..." stammelte ich daher und versuchte mein verklettetes Haar zu ordnen. Er schwitzte und ich hatte das sicher nicht gerade besser gemacht da ich meine Decke und meinen Kopf auf ihn gelegt hatte.
"Morgen... es ist kein guter Morgen.", erwiderte er und wischte sich über die Stirn. Sie hatten hier ja nicht mal Taschentücher geschweige den eine Dusche. "Lassen die uns eigentlich auch mal auf Toilette oder Duschen?", fragte er Vivienne. Das wollte er hoffen den besonders ersteres war doch eindeutig ein menschliches Bedürfnis! Das sie auf seinem Bauch geschlafen hatte machte ihm jetzt nicht direkt was aus... er zögerte kurz entschied dann aber auf Grund ihres ohnehin schon knallroten Kopfes es nicht noch schlimmer zu machen in dem er nachfragte.
Ich hatte mein Haar schließlich geordnet und dachte über seine Frage nach. "Schon, ich hab keine Armbanduhr aber ich denke die Isolation ist bald vorbei.", sagte ich und sah wieder zur Glaswand. Ich konnte nicht durchsehen, hatte aber das Gefühl das sie ihre Zelte bald abbrechen würden. "Wie geht es dir denn?", fragte ich und wandte mich wieder an Manu, meine Gesichtsfarbe wich langsam wieder der normalen Farbe und mein Puls beruhigte sich auch wieder.
"Das will ich hoffen... ich muss dringend auf Toilette.", murrte er. Außerdem fühlte er sich absolut wiederwertig. Er hatte nicht mal Zähne putzen können nachdem er sich übergeben hatte, er hatte nur ein wenig Wasser getrunken. Da fühlte man sich ja wie im Kerker im Mittelalter. Es war nur Wärmer und die Betten bequemer. "Mies.", beantwortete er ihre Frage dann und im selben Moment kam endlich eine junge Schwester mit schwarzen Haare und italienischem Einschlag herein. "Guten Morgen ihr Beiden, Hallo Manuel. Ich bin Schwester Carla. Vivienne du kannst gehen, nimm deine Tabletten und geh dann zum Frühstück. Falls du ins Bad musst dann nach den Tabletten erst. Manuel du kannst auch ins Bad, wir möchten aber das du noch hier bleibst du bist noch nicht über den Berg. Es ist keine Strafe. Aber wir möchten dich im Auge behalten während der akuten Phase des Entzugs." Sie ging kurz raus und kam dann wieder mit ihrem Schlüssel. "Komm ich begleite dich ins Bad Manuel." Er sah sie verdutzt an. "Begleiten? Sie wollen mir beim Duschen zusehen?! Geht's noch?" "Nein, nicht beim Duschen keine Sorge. Aber ich muss im selben Raum sein, ich schaue nicht hin, stell dich nicht so an!" Er murrte, stand dann aber langsam auf. Er fühlte sich etwas wacklig auf den Beinen, aber es ging. Manu schnitt eine Grimasse in Richtung Vivienne und ging dann mit der Schwester mit.
Endlich kam eine Schwester, es war Schwester Carla und sie war mir noch eine der liebsten. Sie entließ mich und mahnte mich erst meine Tabletten zu nehmen und dann ins Bad zu gehen. "Alles klar..." meinte ich stand auf und sah dann nochmal zu Manuel zurück. Er durfte auch ins Bad und sollte aber noch hier bleiben. "Bis dann..." meinte ich und sah seinen Blick als Carla meinte sie würde mit ins Bad kommen. Ich schenkte ihm ein schräges lächeln und ging dann.
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Malachai Parker - Engel? Eher Psychopath
FanfictionRichmod nahe Mystic Falls. Vivienne Parson ist eine junge Studentin am Whitemore. Als sie ihren Nachbarn kennenlernt hat sie keine Ahnung in was sie hineingezogen wird. Aber eines ist klar ...ihre Neugierde wird sie ihr das Leben oder doch nur das H...