Kapitel 65

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Ja. Sie beschloss, dass sie das so machen konnte.

Wenn sie nur im Moment lebte, musste sie sich nicht erinnern.

So war es am besten.

Sie stand auf, und humpelte barfuß durch den Wald.

Ein lächeln umspielte ihre Lippen, als sie weiches Moos unter ihren Fußsohlen fühlte.
Es war ein angenehmes Gefühl.

Also... was war ihr nächstes Problem?

Essen? Ja sie hatte hunger. Großen sogar. Aber sie war daran gewöhnt, und auch wenn ihr Magen sich bestimmt fünfmal um sich selbst geknotet hatte vor schmerz, war da noch etwas anderes, dass sie noch dringender vermisste.

Dieses Gefühl. Diese Sicherheit, diese Verbindung, zu dem das sie nicht beschreiben konnte.

Diesen Sinn, den der dunkle Mann ihr genommen hatte.

Ein riesig großes Loch war dort, wo diese Kraft eins war, und sie fühlte sich mur halb und zerrissen ohne.

Sie wollte es wieder haben. Diese Verbundenheit. Diesen Teil ihrer selbst.

Aber wie?

Er hatte doch gesagt, dass für sie keine Möglichkeit bestand je wieder daran zu kommen.

Das sie es für den Rest ihres Lebens verloren hatte.

Andererseits... wer sagte dass er die Wahrheit gesagt hatte? Es konnte genauso gut sein, dass er sie angelogen hatte, wie all die anderen.

Kurzerhand setzte sie sich auf den Boden.

Die Beine zu einem Schneidersitz übereinander geschlagen.

Unter ihr nach wie vor weiches Moos, aber diesmal zusammen mit ein paar feinen Grashalmen, und zarten Blüten, die angenehm um ihre Beine strichen.

Sie schloss die Augen, und fokussierte sich.

Sie konnte den Wald um sich herum hören.

Die Vögel die im Blätterdach der der Bäume saßen, und fröhlich zwitscherten.

Der Wind, der alles um sich herum zum rascheln brachte, und auch an ihr mit kühler Hand vorbei strich.

Der Fluss, der dort wo sie war, nur noch als leichtes rauschen zu hören war.

Tiere, die durch die Büsche strichen, und äste die unter ihren Pfoten knackten.

Der Wald beruhigte ihren verletzten Geist, und endlich spürte sie wieder die Ruhe die sie brauchte.

Hier war der Wald.

Hier war sie sicher.

Hier konnte sie sich endlich ausruhen, und runterfahren.

Und je ruhiger sie wurde, desto mehr begann sie zu hören.

Den Flügelschlag der Vögel.

Den Atem eines Tieres am Rande der Lichtung.

Der Lichtung. Sie spürte die Sonne lauwarm von oben scheinen.

Sie spürte sie auf ihren Armen, ihren Lekku, ihrem Rücken.

Sie genoss es, und versuchte die Energie des Sonnenlichts in sich aufzunehmen. Die Energie, aber auch die Sanftheit, und die Ruhe, die es in diesen milden Tag brachte.

Sie hörte nicht nur, sie fühlte auch.

Und sie konnte den Wald riechen.

Den holzigen Duft der Bäume, und den sanften dünnen der Blumen.

Den frischen des Grases, und den süßen der Beeren.

In der Dunkelheit vor ihren Augen zeichnete sich langsam ein Bild ab.

Ein Bild, schöner als sie es mit ihren Augen hätte sehen können.

In ihrem Geist entstand ein Bild mit blassblauem klarem Himmel, und watteweichen Wolken.

Die Bäume waren strahlend grün, und sprühten vor Leben, das Gras stand ihnen da um nichts nach.

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