Kapitel 82

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Osane kam tatsächlich.

Sie stellte sich als junge Frau heraus, die mit einem Korb voller Kräuter ankam.

Sie kümmerte sich vorsichtig um Ahsokas Wunden.

Sie wusste genau was sie machte, da war sich Ahsoka sicher.

Osanes Bewegungen waren sanft aber bestimmt, und Ahsoka zuckte unter ihrer Behandlung nicht einmal zusammen.

Die junge Heilerin rieb ihr vorsichtig eine Salbe auf den Rücken, auf dem nach wie vor die tieferen Kratzer ihrer Gefangenschaft nicht verheilt waren.

Ahsoka wusste das es die Zeit der Gefangenschaft gegeben hatte, aber sie war so undeutlich.

Wie sie es schon Elise gesagt hatte. Einzig die Zeit seit sie auf der Wiese aufgewacht war war glasklar.

„Das sieht aus wie Peitschenschläge" stellte Osane gerade fest, während sie nach mehr von der Salbe griff.

Ja.... undeutlich erinnerte Ahsoka sich. Das stimmte. Aber der Nebel wollte sich nicht lichten. Und auch er reichte nur einige Zeit zurück. Davor... nichts. Nur schwärze.

„Alles okay?" fragte Osane freundlich von hinten während sie weiterarbeitete.

„Ja... versuche nur mich zu erinnern" murmelte Ahsoka.

Die Heilerin arbeitete weiter.

„Deine Wunden werden wieder verheilen." erklärte sie ihr, als sie fertig war.

„Viele von ihnen sind noch tief, aber keine tödlich. Glücklicherweise. Ein paar entzündet, aber das sollte mit der salbe jetzt besser werden. Deiner Rippe dürfte es auch schnell wieder besser gehen. Die anderen Knochenbrüche hab ich auch behandelt, aber sie waren so lange unversorgt, dass das noch etwas dauern kann bis sie ganz verheilt sind. Du brauchst einfach ruhe. Und vor allem Nahrung. Du bist viel zu unterernährt." fasste sie das Ergebnis kurz zusammen.

„Ich werd ein wenig von der Salbe und ein paar Verbände hier lassen. Trag Sie regelmäßig auf, ja?"

Ahsoka nickte. Dann folgte sie Osane nach draußen.

Luca wartete dort bereits. Der Sohn von Thomas und Elise, wie sich herausgestellt hatte.

Osane nickte ihm freundlich zu, und stellte ein paar Sachen ab, Verband und Salbe vermutlich, bevor sie das Haus verließ.

Luca lächelte in Ahsokas Richtung. „Möchtest du mit rauskommen?" fragte er sie. Ahsoka nickte.

Zusammen gingen sie hinaus und Ahsoka schloss die Augen, als der laue Sommerwind um ihre Lekku strich. Es war Spätsommer, wie Luca sie vorhin aufgeklärt hatte. Bald würde es wieder kälter werden.

Die beiden setzten sich gemeinsam auf die Holzveranda. Und während Lucas Blick über die Ebenen strich, versuchte Ahsoka es ihm mit ihrem Merkwürdigen Sinn nach zu tun.

Sie spürte das Leben der Getreidepflanzen, des Waldes der das Haus umrandete, und der Tiere im Stall. Sie spürte Thomas der hinten am Holzhacken war und Elise die die Wäsche aufhängte.

Aber sehen konnte sie nicht.

Die Macht sagte ihr was wo war, es sie schenkte ihr nicht die Fähigkeit den Blick über die Landschaft fliegen zu lassen, alles als ein einziges verträumtes Gemälde zu zeigen.

Ahsoka wand den Blick zu Luca, während sich Freude in ihr breit machte.

Freude für ihn, dass er es sehen konnte.

Seine Signatur war unberührt, strahlte hell und unschuldig.

Ein weiteres Leben das es verdient hatte zu Leben.

Eine weitere gute Seele.

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