Kapitel 75

504 35 1
                                    

Als Ahsoka am nächsten Tag wieder alleine war, sie konnte im Gegensatz zu ihrer Schwester ja nicht losfliegen Halme und Wurzeln suchen, kletterte sie zunächst wieder ein wenig auf dem Baum herum.

Sie fand Früchte, die man Essen konnte, pflückte welche, und brachte sie zurück.

Die Früchte wuchsen nur ganz innen am Baum, da wo sie durch Triaden an Blättern vor den geflügelten geschützt waren.

Ihre Schwester würde sich bestimmt freuen.

Als sie dann auf dem Ast saß, hörte sie ein hohen Schrei.

Kein Hilfe Schrei, ein Angriffs Schrei.

Sie hatte so etwas in ihrer Zeit im Nest schon öfters gehört, und als sie sich in die Richtung des Schreis drehte, zeichnete sich deutlich die tiefschwarze Silhouette eines riesenhaften Vogels, vor dem im Vergleich dunkelgrauen Hintergrund ihrer nicht vorhandenen Sicht ab.

Sie wurde angegriffen.

Und diesmal gab es keine Mutter, die sie beschützte.

Der Vogel war gut eineinhalb Meter groß, und wie scharf sein Schnabel war, wollte Ahsoka überhaupt nicht wissen.

Was sollte sie denn jetzt nur machen?

Bis in den Schutz der Blätter würde sie es nicht schaffen.

Dazu war sie nicht schnell genug, und sie würde dem Vogel dabei auch noch den Rücken zukehren.

„Kehre niemals deinem Gegner den Rücken zu" hatte sie gelernt, auch wenn sie nicht wusste wann oder wo.

Sie tat das einzige, was ihr einfiel.

Das was sie in ihrem Traum gesehen hatte.

Sie bündelte die Macht um sich herum.

Verwob ihre Stränge, verflocht sie ineinander, wie die Fäden, die Lou ihr gezeigt hatte.

Und dann...

...dann schickte sie sie los.

Sie schickte all diese konzentrierte Macht los, in Richtung des Vogels.

Nur dass sie zwei Sachen nicht bedacht hatte.

Das erste war, dass sie nicht im Weltall war. Was in ihrem Traum so nah ausgesehen hatte, war in Wirklichkeit noch hunderte Meter entfernt. Der Vogel kaum zehn.

Und das zweite war, dass sie viel stärker war, als damals. Oder besser gesagt, viel stärker mit der Macht verbunden. Was einst für einen Machtstoß ausgereicht hatte, der niemanden verletzte, konnte nun Häuser einreißen.

Oder eben Vögel.

Die Welle aus purer Energie brandete also los, und traf den Vogel mit voller Wucht.

An diesem Tag regnete es Blut und Federn.

Mehr kam von dem majestätischen Geschöpf der Lüfte am Boden nicht an.

Ahsokas Machtstoß, hatte das Wesen von innen heraus zerrissen, in so kleine Teile, dass sie hinaufstiegen statt hinab.

Der Schub hatte den Vogel in seine Atome geteilt. Und er hatte keine Sekunde Schmerz verspürt.

Trotzdem sank Ahsoka auf die Knie.

Sie starrte auf ihre Hände, von denen sie nicht mehr sah als ein dunkler Schatten auf dunklem Grund. Nicht mehr als Dunkelheit, und Tränen tropften aus ihren weißen Augen.

Sie wollte den Vogel verjagen.

Und nicht ihn töten.

Was war das nur für eine Kraft in ihr drin, die die ganze Zeit versuchte herauszukommen.

Die sie sehen ließ ohne ihre Augen, aber auch Leben nahm.

Was war das, und was war sie?

Sie wusste es nichts.

Sie weinte immer noch als ihre Schwester heimkehrte.

Mit dir passiert das nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt