Kapitel 90

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    »Ich habe Angst«, murmelte Magnus, was mehr beiläufig als ernstgemeint klang. Schon die ganze Zeit war Magnus sonst irgendwo in den Gedanken, beachtete Alec gar nicht.
    Gerade traten sie aus dem Polizeigebäude hinaus, nachdem sie über zwei Stunden darin verbracht hatten. Nur mit Mühe und viel Überredungskunst hatten es der Polizist und Alec geschafft, das nötigste aus Magnus herauszubekommen. Alec war ehrlich geschockt, was in Magnus Leben abging und ihn was er sich da geritten hatte. Zwar hatte Magnus es ihm schon erzählt, bei dem Polizisten jedoch kamen noch viel mehr Sachliche Fakten dazu, die Alec weit mehr als schockten.
    Er würde selbst noch ein bisschen Zeit brauchen, um all dies verarbeiten zu können, wobei er Magnus nicht ausseracht lassen durfte; irgendwas stimmte nicht mit ihm.
    Er wurde über die Tage nervöser, hatte leichtes Fieber und alles hatte den Anschein nach, dass er bald krank werden würde – nur hatte nicht ein Tee geholfen, es wurde eher noch schlimmer.
    »Es wird schon alles gut gehen«, entgegnete Alec weniger zuversichtlich, als er gewollt hatte. Magnus noch mehr zu verunsichern und ihm offensichtlich Angst einzujagen, gehörte eindeutig nicht zu seinem Plan, verhindern konnte er es jedoch kaum. Er zitterte selbst5 vor Angst und würde sich am liebsten in eine Einsame Hütte tief in irgendeinem Wald verschanzen, wo er kein Empfang oder sonst was hatte.
    »Jack lässt sich nicht so einfach schnappen, vor allem, weil er weiss, dass ich ihn verpetzt habe. Wenn er nicht schon mit allen Mitteln auf der Suche nach mir ist, dass bestimmt jetzt.« Er seufzte und raufte sich die Haare, die einen Coiffeur besuch bitter nötig hatten.
    Alec blieb stehen und hielt Magnus davon ab weiter zu gehen. Er drehte ihn zu sich um und sah ihn mit der Zuversicht an, die ihm vorhin gefehlt hatte. »Die Polizisten wissen, was getan werden muss. Dir wird nichts geschehen.«
    »Aber dir vielleicht«
    Darauf wusste Alecs nichts mehr zu antworten. An sich selbst hatte er bis jetzt selten gedacht und wenn, dies schnell wieder verdrängt, weil Magnus Vorrang hatte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er selbst genauso ihn Gefahr war – wenn nicht sogar noch mehr.
    Alec war Magnus Schwachstelle und Jack wusste genau diese auszunutzen.
    Das Thema war somit beendet und die beiden liefen stillschweigend die Strasse entlang. Hin und wieder streiften sich ihre Hand und Alec überlegte ernsthaft, ob er einfach nach seinem Greifen sollte – schlussendlich liess er es, weil ihm der Mut fehlte.
    Alec bemerkte gar nicht, wie Magnus mit der Zeit immer nervöser wurde und sich hektisch umsah, als würde jeden Moment eine Granate um die Ecke fliegen. Alec war zu sehr in seinen eigenen Gedanken, sodass er erst merkte, dass etwas nicht stimmte, als ihn Magnus plötzlich in eine Seitenstrasse zog.
    Er wollte gerade den Mund öffnen und meckern, was das sollte. Alec wollte nachhause nach diesem nervenaufreibenden Tag und nicht weiter draussen herumschwirren.
    »Jemand folgt uns«, flüsterte Magnus, nachdem er Alec zum Schweigen gebracht hatte. Unter seinem Zeigefinger spürte er, wie Alec stark schluckte.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Sie abhängen.« Ehe Alec sich versah, hatte Magnus nach seiner Hand gezogen und rannte los. Unbeholfen stolperte hinterher. Seine Hand kribbelte unpassend, was ihn ablenkte, sodass er nicht mal sah, wohin Magnus ihn führte. Seine Beine trugen ihn wie von selbst und liessen sich von Magnus mit sich ziehen, er vertraute ihm vollkommen.
    Magnus rannte so zielsicher und mit Bedacht durch die Gassen, da wusste Alec, dass es nicht das erste Mal war. Magnus war zu geübt, kannte sich perfekt in den Seitengassen aus, von dessen Existenz Alec nicht mal wusste, um das zum ersten Mal zu machen.
    Alec war schon längst der Überzeugung, dass sie die Verfolger losgeworden waren, doch schon im nächsten Moment hallten die Stimme deren an den Wänden.
    Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken und Magnus rannte unbeirrt weiter, als würde ihn das nicht mal ansatzweise bedenken machen. Dabei war er doch der, der vorhin noch sagte, er hätte Angst. Jetzt war es sicher an Alec, sich vor Angst klein zu machen und um sein Leben zu hoffen. In seinem Kopf ging er schon jegliche Szenarien durch und wie er ihnen entfliehen konnte.
    Alec keuchte und kam Magnus nur mit Mühe hinterher. Es war nicht der unsportlichste, aber Ausdauer war eines der Dinge, die er nicht besass – ganz anders als Magnus, der noch rannte, als wären die letzten fünf Minuten nicht gewesen. Vielleicht war es auch nur das Adrenalin, welches ihn auf Trab hielt.
    Nach einem kurzen Blick zu Alec wusste Magnus nun auch, dass dieser nicht mehr konnte. Kurz huschte Verzweiflung über sein Gesicht, als wisse er nicht, was er jetzt tun sollte. Dann verlangsamte er seinen Schritt, joggte gemütlich weiter durch die Gassen. Er hielt aufmerksam Ausschau, wobei er genau zu wissen schien, nach was er suchte und dies kaum später auch fand.
    Alec atmete erschrocken auf, als er plötzlich von Magnus in eine kleine Häuserspalte gezogen wurde. Sie war gerade mal genügend gross, dass sie hineinpassten, sich jedoch kaum bewegen konnte. Alecs Herzschlag war hoch – ob wegen des Sprinters oder durch Magnus nähe, konnte er nicht mal bestimmt sagen. Sicher war aber, dass er Magnus Herzschlag ebenfalls spürte, das wild gegen seine Brust schlug.
    Und so bizarr und erschreckend ihre momentane Situation war, so sehr Alec um sein Leben Angst haben müsste, hatte er gerade nur Augen für ihn. Schweigend starrte er ihn an, liess unauffällig seine Hände auf Magnus Taille ruhen. Dieser bekam nichts davon mir, da er gestresst hin und wieder um die Ecke blickte, als würde er erwarten, dass sie jeden Moment hervorspringen könnte.
    Alec war des besseren belehrt; er wusste gewiss, dass sie ihre Verfolger abgehängt hatten und nun ausser Gefahr waren.
    Magnus bemerkte nicht mal, dass Alec langsam seine Seite hinaufstreifte und eine Hand auf seiner Wange ruhen liess. Er konnte seinen Blick nicht von Magnus abwenden, er zog ihn förmlich in einen Bann, aus dem er nicht wieder rauskommen wollte. Alec dachte nicht gross darüber nach, was als erstes passierte.
    Gerade schien es wie der perfekte Moment und so drehte Alec seinen Kopf zu sich und verschmolz schon in der nächsten ihre Lippen miteinander.

:) Ich mag das Kapitel.

Malec AU - say yesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt