Kapitel 110

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Ihr werdet mich hassen.

Seit rund einer Stunde war Alec nun schon weg und auf dem Weg zu Izzy. In der ersten halben Stunde hatte sich Magnus gelangweilt, immer wieder überlegt, ob er Alec anrufen sollte, dass er doch mitkommen wollte. Aber einerseits wollte er Alec nicht wieder hierher zurück zwingen und anderseits konnte er so für Morgen, wenn er wieder zurückkommen würde, etwas Schönes Kochen und etwas romantisches Vorbereiten. Magnus war ehrlichgesagt ziemlich begeistert von dieser Idee, dass er Alec überraschen wollte.
So war er die restliche halbe Stunde auch damit beschäftigt tatsächlich Alecs Befehl zu befolgen und hatte die Musik angemacht. Er hatte im Wohnzimmer das Sofa zur Seite geschoben, den Tisch hinterher und sichergestellt, dass er mehr oder weniger genügend Platz hatte. Dann hatte er angefangen zu tanzen, war immer wieder Schritt für Schritt eine Choreografie durchgegangen, die er im Internet gefunden hatte.
Er hatte erwartet, dass er komplett versagen würde und nicht mehr etwas beherrschte. Zu seiner Verwunderung konnte er noch vieles, nur an Perfektion und Timing hatte er verloren. Selbst die Beweglichkeit besass er noch, was aber auch nur daran lag, dass er heimlich die letzten Jahre über Dehnübungen gemacht hatte und nebenbei Yoga, wo Jack sogar einverstanden mit war.
Nach einer weiteren halben Stunde überzog schon ein Schweissfilm seine Stirn. Erschöpft liess er sich auf das Sofa fallen, nachdem er nach seinem Handy gegriffen hatte.
Er klickte auf die letzte Aufnahme und beobachtete sich selbst beim Tanzen, schaute, wo er sich verbessern könnte und wie er die Choreografie noch verändern könnte.
Früher war das immer das, was er am liebsten am Tanzen hatte. Selber eine Choreografie erstellen, ein passendes Lied finden und dazu die Fantasie freien Lauf lassen. Als er nun endlich wieder tanzte, merkte er erst, wie sehr er es vermisst hatte und konnte Alec nun verstehen, wieso dieser so fassungslos war.
Nachdem er wieder einigermassen zu Luft gekommen war und die halbe Wasserflasche geleert hatte, stellte er sich wieder in Position und wartete auf den perfekten Moment. Dann setzte das Lied ein und er begann sich passend zur Musik zu bewegen, blendete alles um sich herum aus, dachte nur noch an die Bewegung und Alec. Alec, der in durchgehend in seinem Kopf rumgeisterte und ihn nicht einmal in Ruhe liess.
Magnus war so sehr in den Tanz vertieft, dass er nicht bemerkte, wie im Hintergrund ein knacken ertönte. Er bemerkte nicht, wie sich die Tür mit einem leisen Quietschen öffnete und Jack diese dafür verfluchte und schon dachte, er würde nun auffliegen.
Magnus bemerkte ihn erst, als es schon zu spät war und sich ein weisses Tuch auf sein Gesicht legte und er nur noch den süsslichen Duft von Chloroform wahrnahm, ehe ihn die Dunkelheit einhüllte und sein letzter Gedanke Alec galt.
Sobald Magnus aufwachte, bemerkte er sogleich, dass er sich kaum bewegen konnte. Seine Arme waren zusammengebunden, verrenkten sich unangenehm hinter seinem Rücken, befestigt an einer Heizung.
Kaum war er richtig bei Bewusstsein, durchströmte ihn gleich pure Panik und Tränen der Angst stiegen ihm in die Augen. Die einzige Möglichkeit war Jack, der ihn entführt haben musste und sei es wirklich so, wusste Magnus nur einen einzigen Ausweg aus dieser Hölle: er würde hier elendig sterben, denn nochmals würde er Magnus nicht lebend gehen lassen.
Magnus Panik wurde noch grösser, als sich die Tür zu seinem erstaunlicherweise hell beleuchteten Zimmer öffnete und Jack mit einem breiten Grinsen hineintrat.
»Du verdammtes Arschloch«, knurrte Magnus wütend und riss an den Handschellen, die sich unangenehm ins seine Haut bohrten. Jack konnte darüber nur weiter grinsen, trat näher an Magnus heran und beugte sich zu ihm herunter.
»Ich glaube nicht, dass du in der Position bist mich zu beleidigen«, zischte er und packte Magnus am Gesicht, drückte seinen Kiefer Schmerzhaft zusammen.
»Wirst du mich umbringen?«, fragte Magnus, obwohl er die Antwort darauf schon wusste. Erstaunlicherweise wich aus seiner Stimme, seinem ganzen Körper all die Angst, die zuvor noch da war. Im Gegenzug dafür baute sich unsägliche Wut in ihm auf und hätte Jack ihm nicht gleich darauf einen Knebel zwischen seine Zähne geklemmt, hätte er ihm allmögliche Sachen an den Kopf geworfen.
»Zuerst werden wir noch Spass haben und dann wirst du sterben.« Er hielt eine kleine Packung mit Tabletten in die Höhe und grinste Magnus hämisch an. Kurz durchströmte Magnus wieder die pure Panik und er schüttelte heftig den Kopf. Jack würde ihm Xanax verabreichen und im Zusammenspiel mit Alkohol führt diese Droge zum Herzstillstand.
»Halt deine Scheiss Fresse«, zischte Jack wütend und schlug Magnus mit voller Wucht ins Gesicht. Soweit das durch den Knebel möglich war, stöhnte er schmerzhaft auf und wünschte sich, dass er jetzt schon Tod wäre.
»Wärst du nur nicht abgehauen, müsstest du nicht sterben.« Wieder spürte Magnus einen Schlag in seinem Gesicht, worauf noch einer folgte, bis er gar nicht mehr mitzählte. Seine Sicht war verschwommen durch die Träne, Im Mund schmeckte er den eisernen Geschmack von Blut und Alec war das einzige, an das er gerade denken konnte. In seinem Kopf sprach er zu Alec all seine Liebe, hoffte für ihn das Beste für die Zukunft und wünschte sich, dass er selbst eine Antwort bekommen würde.
Bevor er noch weiterdenken konnte, wurde ihm mit dem nächsten Schlag schon wieder schwarz vor Augen.

»Jetzt wach schon auf!«
Durch kaltes Wasser, das über seinen Kopf geleert wurde, schreckte Magnus aus, hustete und rekelte sich soweit die Fesseln das zuliessen. Draussen war es mittlerweile dunkel und nur noch die Lampe im Raum beleuchteten diesen.
Magnus fror und bemerkte schnell, dass er mit nichts weiter als einer Unterhose bekleidet war und sein Unterleid unangenehm schmerzte. Er war heilfroh, dass er nichts davon mitbekommen hatte, wenn auch das Wissen darüber schon Folter genug war.
»Ich gebe dir gleich die Chance dich von deinem Geliebten zu verabschieden«, sagte Jack kalt und sah ihm eindringlich in die Augen. »Wirst du ihn auch töten?«, fragte Magnus leise. Mit seinem eigenen Tod hatte er sich schon angefreundet, aber dass Alec seinetwegen sterben würde, würde er sich nie im Leben verzeihen.
»Ihm wird nichts geschehen. Es reicht der Schmerz, dass du nicht mehr bei ihm sein wirst.« Mit diesen Worten und einem hämischen Grinsen zückte Jack ein Handy, um genauer zu sein Magnus seins aus der Tasche und tippte kurz auf diesem rum, bevor er es Magnus an das rechte Ohr hielt.
Es tutete einige Male, bis am anderen Ende Alecs Stimme ertönte. »Magnus, alles in Ordnung?« In diesem kurzen Moment, in dem er sprach, war alles in gut. Magnus dachte nicht an die Schmerzen, nicht an seinen kommenden Tod, da war einzig und allein das Herzklopfen, welches er immer spürte, wenn er Alec sah, hörte oder nur schon an ihn dachte.
»Alexander«, flüsterte Magnus schwach, während ihm Tränen in die Augen stiegen. Alec merkte in diesem Augenblicke, dass etwas nicht stimmte. Sofort wurde sein Atem schneller und er geriet in Panik.
»Magnus, was ist los? Was ist passiert?«, fragte er hektisch und sein Kopf war so leergefegt, dass er nicht mal mehr Izzy oder Simon wahrnahm, die zu ihm sprachen.
»Es tut mir leid«, flüsterte Magnus, Alecs Frage vollkommen ignorierend.
»Was tut dir leid, Magnus? Rede mit mir!«
»Erinnerst du dich noch an die Worte, die ich dir am kleinen Bach gesagt habe, dort wo mein persönliches Grab meiner Mutter steht?«, fragte Magnus und konnte ein einziges Schluchzen nicht verhindern. Damals hätte er nicht gedacht, dass sein letzter Atemzug schon in solch jungen Jahren sein würde.
Als Magnus keine Antwort bekam, kaum kurz Enttäuschung in ihm hoch, allerdings war das jetzt auch schon sieben Jahre her.
»Ich sagte dir: ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben. Ich habe nicht gelogen: Ich liebe dich, Alexander«, flüsterte Magnus so leise, dass er fast befürchtete, Alec würde es gar nicht hören.
Alecs Atem am anderen Ende des Hörers stockte, er war zu keiner Antwort mehr fähig, hätte auch nicht mehr Antworten können, denn Jack hatte das Handy schon wieder zurückgezogen und hatte aufgelegt.
»Jetzt trink und nimm diese scheiss Tabletten.« Jack löste seine Arme und Magnus sah einfach keinen anderen Ausweg und nahm alle Tabletten in den Mund, ehe er sie mit ein paar grossen Schlucken des Vodkas hinunter spülte. »Bist du jetzt zufrieden?«, fragte Magnus leise, ehe Jack ihm weiterhin zwang den Vodka zu trinken.
»So zufrieden, wie noch nie in meinem Leben«, grinste Jack, wartete noch bis Magnus die restlichen Schlucke getrunken hatte, band seine Hände wieder fest und verschwand aus dem Zimmer.
»Ich sagte dir, ich werde dich bis zu meinem letzten Atemzug lieben. Ich habe nicht gelogen: Ich liebe dich, Alexander«, flüsterte Magnus leise die Worte nochmals, mit dem Wissen, dass es die letzten sein würden, welche je seinen Mund verlassen hatten.




Wichtig: Ende von Teil 2 dieser Story!
Weiter geht es, sobald ich wieder ein bisschen Kapitel nachgeschrieben habe und mir mehr Ideen einfallen.
ABER SPÄTESTENS am 17.09 geht's weiter!

Malec AU - say yesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt