Ich kann überhaupt nicht beschreiben was für Kopfschmerzen ich habe, dieser scheiss Alkohol und ich wollte eigentlich nicht so viel trinken. Plötzlich waren die guten Vorsätze nichts zu trinken wie weggelöscht. Ehrlich gesagt war es irgendwie eine innere Befreiung, umso mehr man trinkt, umso leichter fühlt man sich, vieles wird verdrängt und vergessen, man möchte gut gelaunt sein und den Moment genießen. So muss sich meine Mutter fühlen, trinken um zu vergessen, sie trinkt seit Jahren schon viel zu viel, sagen hilft da leider nichts mehr. Es ist ja nicht so das ich nie was trinke, oder es nicht manchmal übertreibe. Gestern war es zuerst nur Genuss, dann Frust! Eva und Roman gemeinsam zu erleben, hat mich runter gezogen, weil ich mich dauernd nach Jeff gesehnt habe, es fiel mir sehr schwer nicht ungerecht zu sein, nicht eifersüchtig zu sein, ich freu mich für beide, sie haben sich und lieben sich.
Ich hol ein paar Blumen für Leo, im Blumenladen suche ich den schönsten Strauß aus, bezahle und fahre dann zum Friedhof. Man merkt auf dem Friedhof das der Sommer so langsam sich zurück zieht und der Herbst sich ankündigt. Viele Bäume verlieren ihre Blätter, auf einigen Gräbern sind die Sommerpflanzen eingegangen. Ich schau mich um, es sind einige neue Gräber dazugekommen, es war schon immer so das ich mir die Namen und Daten von den neuen Gräbern durchgelesen habe. Mich beruhigte es immer wenn ich wusste da liegt kein junger Mensch, keiner den man kennt. Ich gehe wie immer mit einem mulmigem Gefühl den Gang runter, er liegt relativ weit unten,ich zähle die Reihen durch, 7,8,9, 10 und dann muss ich nach links, er liegt hinten, er ist der 14te der Reihe nach, wie oft habe ich immer gezählt und die Leute begrüßt, die nach der Reihe dort liegen. Hallo Herr Bergen, hallo Frau Kling und so weiter, ich kannte diese Personen nicht persönlich, aber ich hatte das Gefühl wenn ich diese toten Menschen Grüße, passen Sie auf mein Bruder auf und er ist nicht so alleine unter dieser kalten Erde. Bei dem 14 Grab bleibe ich stehen, es ist das ordentlichste und schönste von allen anderen, meine Mutter legt großen Wert drauf das es schön aussieht. Sie kommt fast täglich und nie stehen verwelkte Blumen an seinem Grab. Ich schaue auf sein Grab „Leonard Schneider" ich Knie mich nieder, stell die mitgebrachten Blumen in eine Vase rein, hinter seinem Grabstein ist immer eine Kanne mit Wasser, ich fülle die Vase mit Wasser. Dann streiche ich über die Erde, setze mich auf den Boden und lächle.
Hey Leo, ich weiß, ich war schon sehr lange nicht mehr da, ich hoffe du bist mir nicht böse. Du weißt doch das ich nach Thailand geflogen bin, ich hatte es dir erzählt. Ich hatte Marc gebeten dich zu besuchen, ich hoffe er hat Dir Grüße ausgerichtet. Ach Leo, ich hatte eine schöne Zeit dort, ich habe soviel Menschen kennengelernt, ich habe mein Traummann gefunden, ich liebe ihn, aber leider lebt er jetzt ganz wo anders und ich hier. Ich vermisse ihn sosehr,ich möchte zu ihm. Aber leider kann ich unsere Eltern nicht einfach so in Stich lassen, warum kann Mama, Marc nicht akzeptieren, dann wäre so einiges einfacher. Kannst du nicht mal mit Mama reden, kannst du mir nicht helfen? Ich möchte unbedingt zu Jeff. Aber jetzt mal was anderes, ich habe Eva wieder gefunden, eher sie mich in Thailand. Ich kann dir überhaupt nicht erzählen wie es war, so unglaublich. Sie ist genauso verrückt wie früher, was hast du immer gesagt „die verrückte macht mir Angst". Eva hat ein Freund, Roman ist wirklich ein sehr netter, ruhiger und hilfsbereiter Mann. Ich könnte dir soviel von Thailand erzählen, meine Abenteuer dort, wie ich Jeff kennen und lieben gelernt habe und über Blue. Ach Blue, er ist so süß, ihn hättest du bestimmt auch geliebt. Ich hoffe es geht dir gut, da wo du auch bist, wenn man das so sagen kann. Ich mach mir sorgen um Mama, du siehst sie ja öfters als ich, glaubst du sie wird irgendwann normal? Ich meine jetzt nicht das sie mir mehr Zuneigung zeigt, nein ich meine wann fängt sie endlich an am Leben teilzunehmen und nicht nur einfach zu existieren. Weißt du was, ich fahre gleich einkaufen und dann koche ich uns was. Ich wollte eigentlich zu Papa in die Firma, aber ich verschiebe das einfach auf morgen. Mir geht es heute eh nicht so gut, ich habe ein Kater und Kopfschmerzen des Todes, nein, nein, ich meine nicht des Todes, sorry Leo, aber du weißt was ich meine. Ich habe gestern einfach Zuviel getrunken. Weißt du noch als Mama und Papa im Theater waren und wir heimlich das erste mal Bier getrunken haben und danach total fertig waren, als sie zurück kamen hast du dich schnell zu mir ins Bett gelegt und wir haben so gemacht als würden wir schlafen. Mama sagte noch zu Papa „was wir für liebe Kinder haben" von wegen lieb, warum hatten wir immer soviel Blödsinn im Kopf? So Leo, ich mach mich jetzt zum einkaufen, ich komme bald wieder und dann erzähl ich Dir von meiner Wohnung. Ich liebe dich Leo.
Ich stehe mit Schwung auf, küsse zwei Finger und Streife mit diesen über sein Grabstein. Ich sage noch zu seinen Grabnachbarn Tschüss und laufe zum Auto. Ich stehe im Laden und überlege was ich kochen könnte, da fällt mir aber ein, nein ich koche nicht, ich lasse kochen und ich weiß genau was. Ich such mir alles zusammen, laufe dabei am Süßigkeitenregal vorbei und stoppe. Wie lange ich schon keine so leckeren Süßigkeiten mehr gegessen habe, in Thailand der süße Kram war jetzt nicht unbedingt mein Ding. Also nehme ich von dem ein bisschen und von dem etwas, bis ich genug im Korb habe und an die Kasse gehe. Ich packe meine Sachen zusammen und fahre nach Hause. Mit der Tasche in der Hand gehe ich rein, meine Mutter kommt gerade die Treppen runter.
Lou: hallo Mama, wie geht es dir heute?
Mama: gut, was hast du mitgebracht?
Lou: ich war einkaufen und ich dachte du kochst uns was.
Mama: ich koche? An was hast du den gedacht?
Lou: Spagetti mit Hackfleischsose.
Mama: ich weiß nicht ob ich das noch kann, ich habe es seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht.
Lou: zehn Jahre Mama, zehn Jahre ist es her. Ich habe es vermisst.
Mama: schon so lange, es war doch immer....
Lou: sag es Mama, es war Leo sein Lieblingsessen. Er hat es geliebt.
Sie schaut mich gequält an und nimmt mir die Tüte ab und läuft damit in die Küche.
Lou: Mama, du musst über ihn reden.
Mama: Louisa ich kann nicht darüber reden, ich kann nicht.
Sie tut mir einfach nur leid, ich helfe ihr die Tasche auszuräumen und sie schaut sich entsetzt die Süßigkeiten an.
Lou: was den, ich konnte mich nicht entscheiden und außerdem esse ich nicht alles auf einmal.
Ich schnapp mir meine Süßigkeiten und gehe hoch in mein Zimmer, leg die Sachen auf mein Tisch und zieh mir was bequemes an. Dann gehe ich zu meiner Mutter in die Küche, sie hat sich schon eine Schürze angezogen und ist am schnippeln. Sie so normal zusehen macht mich glücklich!
Mama: du hast an alles gedacht!
Lou: ich hatte schon die Befürchtung das ich was vergessen habe, aber schön das ich nichts vergessen habe. Ich mach den Salat und du den Rest.
Irgendwann kommt Papa nach Hause und sieht uns in der Küche, man sieht ihm an
dass er überrascht ist.Papa: meine zwei Lieblinge beim kochen und es riecht so gut.
Mama: das Essen ist gleich fertig, wasch dir die Hände.
Papa: jawohl Madam, mach ich.
Er schaut mich lächelnd an und ich zwinkere ihm zu. Nach dem mein Vater kommt, setzten wir uns an den Esstisch, heute gibt kein Wein zum Essen, ich habe drauf bestanden, aus zwei Gründen. Erstens könnte ich nach dem gestrigen Tag nichts trinken, das sag ich Ihnen natürlich nicht, zweitens sollen sie nicht so viel Wein trinken, ich mach mir sorgen. Nach dem Essen, räume ich freiwillig alleine auf und meine Eltern setzten sich in den Garten, wo ich mich später auch zu Ihnen begebe. Ich erzähle ihnen von Thailand und zeige ihnen Bilder. Mama sieht das erste mal Jeff und ist wohl sehr verwundert wie gut er aussieht. Sie sagt „ein netter ansehnlicher junge Mann" das ist er wirklich mein Jeff. Irgendwann gehe ich baden und leg mich in mein Bett. Leider ist es zu früh mit Jeff zu telefonieren, er arbeitet noch, aber wir haben ausgemacht das er mich anruft wenn er zuhause ist. Während ich warte, schlaf ich dann irgendwann ein....
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The art of eye contact
RomanceIn dieser Geschichte geht es um Lou, sie ist für ein Jahr nach Thailand ausgewandert um ihren Traum von Freiheit zu leben! Die Zeit dort vergeht viel zu schnell, zurück in Deutschland wird sie schneller als ihr lieb ist, in die Realität zurück geho...