Kapitel 48

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Roman

Schatz hast du mal was von Lou gehört? Frag ich Eva. Sie schüttelt ihr Kopf und schaut dabei auf ihr Laptop, sie ist sehr beschäftigt, ihre Beförderung wurde auf der Arbeit den Kollegen mitgeteilt und seit dem herrscht wohl eine Spannung unter den Kollegen und jetzt hat sie das Gefühl, sie muss sich noch mehr beweisen.

Roman: warum hast du sie nicht angerufen? vielleicht geht es ihr nicht gut weil Jeff weg ist.

Eva: sie hätte sich dann schon gemeldet, sie weiß das ich viel zu tun habe.

Roman: du kennst sie doch, sogar ich weiß das sie sich dann eher zurück zieht.

Eva: wenn du sie so gut kennt, dann ruf du sie an, ich bin im Moment mit der Arbeit zu sehr eingespannt.

Roman: ist das meine oder deine Freundin, eine kurze Nachricht würde schon reichen.

Eva; ist ja schon gut, ich ruf sie heute Mittag an.

Das war gestern morgen während wir frühstückten, Eva hat sogar kaum Zeit in Ruhe zu frühstücken, ihre volle konzentration ist der Arbeit gewidmet. Ich habe Lou auch nicht angeschrieben, ich wollte sie nicht nerven, das einzige was ich mitbekomme, ist manchmal sehr spät abends Licht aus ihrer Wohnung. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl, auch wenn sie uns vorher gesagt hat das sie ihn bald besuchen möchte und sie nicht so niedergeschlagen wie das letzte mal ist. Wahrscheinlich muss sie viel Arbeit nachholen und aus diesem Grund hört man nichts von ihr.

Ich bin heute Abend mit ein paar Jungs zum Essen verabredet, mit Marco, Jule und Christian sind wir in einem Steakrestaurant, wie sind das erste mal hier, das Essen ist gut, mit den Jungs haben wir immer viel Spaß. Die machen sich etwas lustig über mich, weil ich mich dauernd über Eva und ihre Arbeit aufrege, Christian ist der Meinung, ich soll die Firma kaufen und Eva feuern, damit ich mehr Zeit mit ihr habe. Jule meint ich soll mich nicht so aufregen weil sie keine Zeit für mich hat, er denkt es liegt am Sexmangel weil ich so frustriert bin, er sagt „Roman hat dicke Eier" was ich jetzt nicht gerade so passend finde. Die Jungs finden es lustig, meine Antwort an Christian weil er am lautesten lacht ist „was ist mit Dir Chris? Oh sorry du hast ja keine Freundin!" plötzliche Stille am Tisch und keiner lacht mehr, über mich lachen alle , aber die Wahrheit findet keiner witzig! Irgendwann ist die Stimmung wieder lockerer, das vorher gesagt ist vergessen. Nach dem Essen fahre ich Christian nach Hause, im Auto entschuldige ich mich für meine Aussage, ich bin einfach genervt und habe es an ihm ausgelassen. Ich soll mir keine Gedanken machen, hat er gesagt. Ich bin beruhigt das er es mir nicht übel genommen hat, nach dem ich ihn zuhause rausgelassen habe, stehe ich an der Ampel, eigentlich muss ich gerade aus fahren um nach Hause zu kommen, aber ich Biege nach links ab, ich möchte nach Lou schauen, Eva ist nicht zuhause und ich mach mir wirklich Gedanken um Lou. Ihr Auto steht vor der Tür, sie ist also zuhause, als ich gerade bei ihr unten klingeln möchte, geht die Tür auf, also gehe ich direkt rein. Oben klingle ich kurz und versuche konzentrier zu lauschen ob ich was höre, als ich ihre Schritte ganz leise mitbekomme, klopfe ich an der Tür, sie öffnet diese, als sie mich überrascht sieht, fällt sie mir um den Hals und hält mich lange fest, ihr Körper zittert ganz leicht, sie möchte mich kaum noch loslassen und das einzige was ich machen kann, ist ihr halt zu geben. Nach dem sie mich endlich loslässt, sehe ich in traurige Augen, es macht ihr doch mehr aus, als sie vorher gesagt hat. Ich schau mich in ihrer Wohnung um und bin leicht schockiert von dem Zustand, alles liegt auf dem Boden, überall irgendwelche Tassen und Teller, ihre Couch ist wohl zurzeit ihr Bett, sie ist blass und knöchrig im Gesicht. Ihr ist der Zustand der Wohnung plötzlich unangenehm, weil sie anfängt aufzuräumen und sie wirkt nervös, ich nehme ihre Hand, diese ist eiskalt, als wäre keine Durchblutung vorhanden.

Wir gehen Richtung Couch, ich schiebe ihre Sachen beiseite, damit wir uns hinsetzten und uns in Ruhe unterhalten können. Während der ganzen unterhalten, legt sie ihr Kopf auf meine Schulter, sie nimmt meine Hand, knetet, zupft und spielt mit meinen Fingern. Das was sie mir erzählt, kann ich abspult nicht verstehen oder nachvollziehen, Jeff hat nie eine Andeutung mir gegenüber gemacht, er war so zuversichtlich, es muss was passiert sein, er gibt sie doch nicht einfach so auf. Während sie mir all das erzählt, muss ich dauernd auf die Weingläser und Flaschen schauen, das alles passt nicht zu ihr, sie hasst es wenn ihre Eltern trinken und plötzlich stehen bei ihr diese leeren Flaschen auf dem Tisch. Ihr muss es wirklich sehr schlecht gehen, sie ist verzweifelt und alleine, ihre beste Freundin ist nicht für sie da, sie hat sich einfach nicht gemeldet, obwohl sie weiß wie Lou tickt. Ich merke wie Lou ihr Körper immer mehr entspannt, ihre angespannten Beine werden immer lockerer, ihre Hände die meine Finger zerquetschen hören auf damit, jetzt streicht sie nur noch mit ihren Daumen über mein Handrücken, was sie unbewusst macht. Ab und zu fängt sie an zu Gähnen, ihr Kopf wird schwerer, als ich ihr von meinen letzten Tage erzähle und sie dann frage was sie am Wochenende vor hat, bekomme ich keine Antwort, ihre Hand liegt ganz locker in meiner Hand, ich beuge mich leicht zu ihr, sie schläft, sogar ganz feste. Mit einem Finger streiche ich ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht, ganz vorsichtig versuche ich ihr Körper auf die Seite zu legen, damit sie nicht wach wird. Ich lege ihr Kopf ganz sanft auf ihr Kissen und Decke sie zu. Ich knie mich runter auf den Boden und beobachte wie ihr Brustkorb sich leicht hoch und runter bewegt, ihr Atem immer ruhiger wirkt und manchmal ein zucken in ihren Mundwinkeln zu sehen ist. Ich komme mit meinem Gesicht immer näher an ihr Gesicht, ich spüre ihren waren Atem, an meinen Lippen spüre ich plötzlich ein merkwürdiges kribbeln, ein großer drang in mir möchte plötzlich ihre warmen Lippen spüren, ich gehe noch ein kleines bisschen näher an sie und plötzlich überkommt mich ein schlechtes Gewissen, ich zucke zusammen und wende mein Kopf ab. Verdammt Roman was soll das jetzt? Ich ärgere mich, sie liegt hier mit Liebeskummer und ich habe eine Freundin, warum lass ich solche Gedanken zu, warum empfinde ich eine solche Sehnsucht. Ich stell mich sofort auf, dabei komme ich an ihr Tisch, so das einige Flaschen  sich bewegen, sofort Greif ich nach Ihnen damit sie nicht fallen. Ich nimm die Flaschen stell sie in die Küche, räume dann noch ihre Gläser weg. Ich stehe noch eine Weile an ihrer Couch und beobachte wie sie eine Hand unter ihr Kopf legt, sich dabei auf die Seite dreht. Ich beug mich ein letztes Mal zu ihr, gebe ihr ein Kuss auf ihre Stirn, ihr Duft des Parfüms steigt in meine Nase und verankert sich in mir, sie riecht so gut, es riecht leicht süßlich, blumig. Es passt so gut zu ihr, zu Ihren Kontur, ihren Haaren und zu ihrer Mimik, es riecht nach Leichtigkeit, so wie ich sie kenne, leicht und frei. Obwohl sie alles andere als frei ist! Ich mach das Licht aus, Dreh mich noch einmal um bevor ich gehe und dann schließe ich die Tür hinter mir zu.

Ich liege im Bett und denke über die letzten Stunden nach, über das gesprochene, über das was ich gefühlt habe als sie schlief, als sie meine Hand hielt und darüber das ich sie am liebsten geküsst hätte, meine ganzen Gedanken sind nicht gut, sogar mehr als nur falsch. Ich möchte genauso geliebt werden wie Jeff geliebt wird, ich möchte das meine Freundin genauso eine Sehnsucht mir gegenüber empfindet, wie Lou Jeff gegenüber. Das ist die Antwort, ich möchte Wert geschätzt werden, das ist der Grund warum mich Lou so verwirrt, ich finde ihre Denkweise was die Bedeutung von Liebe  ist, einfach nur bemerkenswert. Es gibt nicht viele die so fühlen und bereit sind alles dafür aufzugeben, einem die Bedeutung von Wichtigkeit zu vermitteln. Ich möchte das auch alles, nur meine Freundin wird mir das niemals geben können, dafür ist es schon lange zu spät! Ich schlafe irgendwann ein, dabei verfliegt das Gefühl von Schuldgefühlen Eva gegenüber, die Schuldgefühle eine andere küssen zu wollen, weil heute Nacht keine neben mir liegt und es nicht für nötig hält mir Bescheid zu sagen...

The art of eye contactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt