Kapitel 52

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Am nächsten morgen werde ich im Bett meiner Eltern wach, ich liege alleine, mein Vater liegt nicht mehr neben mir. Ich Strecke mich langsam, meine Körper fühlt sich total verspannt an, ich spüre jeden einzelnen Knochen. Ich stehe auf, stell mich ans Fenster um es auf zu machen, ich brauche frische Luft, dieser Geruch von gestern hat sich in meine Nase eingebrannt. Ich hol einmal tief Luft und beobachte die Bäume im Garten, sie sind kahl geworden, kein Blatt hängt mehr dran. Plötzlich fühl ich mich wie dieser kahle Baum, ausgelutscht und ohne Schutz, er steht Nackt vor mir und kann sich nicht mehr verstecken, schützen. So fühl ich mich gerade, gezwungen in Dortmund zu bleiben, in einem Job was ich verabscheue, von meinem Freund abgeschirmt, der mich im Stich gelassen hat und zu guter letzt ist mein Vater schwer krank und ich weiß nicht wie ernst es ist. Ich schau auf den Nachttisch von meinem Vater, da liegen Medikamente, ich setzt mich aufs Bett und begutachte die Medikamentenpäckchen, auf diesen steht ,gegen Übelkeit, Schmerzmittel, Vitamine und noch so einiges.

Ich gehe in mein altes Zimmer, schaue in die Schränke in der Hoffnung was zum anziehen zu finden, zum Glück werde ich fündig. Ich gehe schnell duschen und zieh mich an. Unten in der Küche sitzen mein Eltern und trinken Tee. Ich gebe meinem Vater ein Kuss und setzte mich zu ihm, nach dem ich mir eine Tasse Kaffee geholt habe. Meine Mutter ließt ihre Zeitung und mein Vater sitzt stumpf da. Ich habe tausend fragen in meinem Kopf, ich muss unbedingt wissen wie es mit seiner Therapie weiter läuft, wie ernst es eigentlich um ihn steht. Ich frage ihn immer wieder, das was ich wissen möchte und bin über seine Antworten nicht zufrieden, ich habe das Gefühl er sagt mir nicht ganz die Wahrheit.

Lou: ich bin kein kleines Kind mehr was man schützen muss. Ich muss die ganze Wahrheit wissen, du brauchst nichts Verharmlosen.

Papa: wir hoffen das der Tumor kleiner wird durch die chemo, damit es operiert werden kann. Operation geht nur, wenn keine weiteren Metastasen sich gebildet haben. Ich möchte ehrlich sein, ich habe wirklich Angst vor der nächsten Zeit. Ich habe dauernd Magen schmerzen und von der Übelkeit darf ich überhaupt nicht reden. Meine Haare werden weniger, deine Mama mochte meine Haare immer so.

Mama: sie wachsen irgendwann nach, mach dir keine Gedanken.

Lou: ich werde nachher Marc anrufen und heute Abend mit ihm kommen, er muss es wissen!

Mama hebt entsetzt ihr Kopf und schaut mich sauer an. Ihre Blicke dringen regelrecht in mich ein.

Mama: das kommt nicht in Frage!

Lou: und ob das in Frage kommt, Marc ist sein Sohn und hat auch ein recht es zu wissen. Mama du kannst sagen machen was du willst, ich werde ihn hier her bringen. Es geht nicht um dich, sondern um die zwei. Du musst ihm nicht begegnen, geh heute Abend aus.

Papa: Lissi sie hat recht, ich muss es ihm sagen. Ich kann nicht zu ihm in diesem Zustand, er muss kommen.

Meine Mutter schaut ihn verbittert an, kann ihm aber nicht widersprechen, er hat nämlich recht. Sie weiß genau das Marc ein Recht auf die Wahrheit hat und weil sie Angst hat, mein Vater auch noch zu verlieren, stimmt sie meinem Vorhaben zu.

Ich bleibe noch einen kleinen Moment bei Ihnen sitzen, frühstücken kann ich nicht, bei dem Gedanken die Angst, mein Vater zu verlieren und ihn leiden sehen zu müssen, vergeht mir jeglicher Appetit. Ich verabschiede mich von Ihnen und fahre auf die Arbeit, von dort aus rufe ich Marc an.

Marc: hey sis

Lou: hey Marc, wie geht es dir?

Marc: ich würde am liebsten wieder in den Urlaub fliegen, aber leider geht das nicht

Lou: das verstehe ich! Marc ich hol dich heute Abend ab.

Marc: du holst mich ab? Was hast du vor? Bekomme ich eine Überraschung?

The art of eye contactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt