The art of eye contact

Kapitel 96

Pinya und Daniel sind seit gestern Abend zu Besuch. Es ist einfach unglaublich wie sie das geschafft hat, noch vor einem Jahr hätte ich niemals an sowas gedacht! Wer hätte schon ahnen können das sich unser Leben so verändern wird! Ich hätte nicht gedacht das ich Jeff auf diese Art wie es geschehen ist, verlieren würde und niemals hätte ich gedacht das Pinya einen Europäer lieben und heiraten könnte. Geschweige das ihr Eltern ihren Segen geben, Pinya sagt mir, sie wollten das sie nicht so endet wie ihre Eltern, auf dem Markt, an einem Stand gefesselt mit wenig Einkommen, sie soll es mal besser haben, so tief kann Elternliebe also sein, alle Grundsätze über Bord schmeißen, nur das die eigene Tochter glücklich ist, auch wenn sie Pinya loslassen müssen und selten sehen werden! Diese ganze Tatsache beeindruckt mich wirklich sehr! Die zwei frisch Vermählten sind glücklich miteinander, man sieht es in jeder Gehste und mit jedem Blick füreinander. Die zwei Verliebten haben die erste Nacht bei mir geschlafen und heute Nacht bleibt nur Pinya bei mir, Daniel ist bei Roman! Jeder wird seine Freundin bzw. Freund für sich haben, quatschen und die Zeit genießen. Bevor wir aber quatschen und Mädchendinge  machen können
wollen wir alle gemeinsam in ein Club fahren, ihre Hochzeit feiern. Roman und Daniel haben drauf bestanden, ich befürchte aber jetzt schon das es dann nichts mit dem Mädchenabend wird. Roman hat heute ein Spiel, das werden wir uns alle gemeinsam im Stadion anschauen und vorher fahre ich mit Pinya zu meinen Eltern. Sie möchten Pinya gerne sehen, eigentlich wollten Pinya und ich noch etwas shoppen gehen und ein paar Kleider probieren, aber dafür reicht die Zeit nicht. Ich vermisse es mit einer Freundin durch die Läden zu schlendern, unsinnige Sachen anziehen, ausprobieren und am Ende nicht kaufen oder unnötige Sachen die man nicht mehr anzieht und die im Schrank vermotten zu kaufen. Das schönste an so einem Trip sind doch die Gespräche die dabei entstehen und über die man lacht, sich dann in ein Kaffee zu setzten und sich verstanden fühlen. Früher, also bevor ich nach Thailand bin, habe ich solche Sachen oft mit Lina gemacht, aber seit ich zurück bin ist sie entweder nur am arbeiten oder zurzeit geht es wegen ihrer Schwangerschaft nicht so gut. Ich habe sie nicht mehr gefragt, ich wollte nicht verzweifelt wirken ohne Freundin, Lina hat ihre Freundinnen mit denen sie das macht, da möchte ich nicht die Schwägerin sein die dauernd nervt. Einmal war ich mit Marc auf Tour, er hat es bitterlich bereut und hat gesagt „ich dachte ich muss nur die Tüten schleppen, für eine Beratung bin ich der falsche Ansprechpartner!" mein armer Bruder, wenn das Thema shoppen Auftritt, verzieht er sich immer direkt aus dem Zimmer. Ich kann es ihm nicht für übel nehmen, ist halt nicht jedermanns Sache! Bei Roman habe ich immer die Befürchtung, dass irgendwer um die Ecke kommt und ein Foto macht, auf ein Missverständnis habe ich keine Lust mehr, also frage ich ihm erst garnicht mehr. Da das alles nicht mehr in Frage kommt, werde ich auf Pinya ihr nächsten Besuch warten müssen oder ich fahre sie mal besuchen. Roman hat schon vorgeschlagen, wenn er mal zur Nationalmannschaft muss, hat er oft ein Tag Zeit und da könnten wir gemeinsam die zwei besuchen.

Im Stadion ist es richtig kalt, zum Glück bin ich sehr dick angezogen, aus allen Ecken kommt der kalte Wind durch, was soll man auch erwarten im Februar. Februar ist so ein unnötiger Monat, alle sind verrückt wegen Karneval und das ist so garnicht meins! Februar ist kein richtiger Wintermonat, weder weiß man wie man diesen Monat gerade noch so rum bekommen kann ohne vom Valentinstag erdrückt zu werden oder man sich noch fragt, wie wird dieses Jahr für einen werden. Im Januar hat man noch die Hoffnung das neue Jahr wird besser, aber im Februar merkt man,  nichts hat sich verändert. Obwohl sich bei mir einiges geändert hat, auch dank Kathi die mir meine Augen geöffnet hat, trotzdem geht es mir nicht schnell genug mich besser zu fühlen. Kathi hat gesagt es braucht Zeit und irgendwann fühlst du die Erleichterung und dann erst bist du bereit für was neues, Schlüsselmoment hat sie das genannt. Ich warte seit dem auf diesen Schlüsselmoment!

Wieder einmal steht Roman unten der Kälte ausgeliefert und friert sich den Hintern ab, die Kälte peitscht auf sein Körper. Da fällt mir ein was einmal Leo mir gesagt hatte, wir liefen nach der Schule nachhause, es war wie jetzt Februar, ich weiß genau warum es Februar war, weil er ein Date zum Valentinstag hatte. Er sagte „es ist so arsch kalt mein Ding schrumpf total zusammen das kann ich heute nicht gebrauchen" ich lachte ihn aus, als ob Madam oberschlau Franziska ihn überhaupt ran lassen würde! Ich muss schmunzeln bei diesem Gedanken , ich bin froh das ich viele solcher Momente noch in Erinnerung habe, ich hoffe diese werde ich niemals vergessen.