Kapitel 112

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Seit ein paar Tagen ist mein Papa wach, täglich macht er kleinere vorschritte und endlich darf er auch auf ein normales Zimmer. Da er aber viel schläft und seine Ruhe braucht ist meistens meine Mutter da. Marc und ich wechseln uns immer ab, einer von uns beiden ist entweder abends oder morgens für eine halbe Stunde da. Wir bleiben nicht länger weil wir das Gefühl haben, Papa bemüht sich besonders fit zu wirken, damit wir mit einem guten Gefühl fahren können. Das strengt natürlich an, auch das er dann spricht ist nicht so leicht für ihn. Natürlich ist es Papa nicht verborgen geblieben und er hat das veränderte Verhältnis zwischen Marc und Mama bemerkt, diese Akzeptanz die es jetzt für Marc gibt. Ich glaube das hat ihm noch einmal ein positiven Schwung für seine Genesung gegeben.

Ich komme heute das erste Mal in das normale Zimmer von meinem Vater rein, ich klopfe und gehe rein. Hier sieht es direkt viel freundlicher aus, keine tausend Maschinen stehen rum, es ist nicht so kühl eingerichtet und vor allem piepst nichts mehr. Papa sieht viel besser aus als gestern, als er mich sieht klopft er auf seine Matratze und vordert mich auf zu ihm zu legen. So wie frühere schon und wie er es bis heute macht, ich lächle ihn an und zieh mir meine Schuhe aus. Papa macht etwas Platz auf seiner Matratze und ich leg mich zu ihm, an ihm gekuschelt nimmt er meine Hand und streichelt sie.

Lou: du hast uns einen schönen Schreck eingejagt!

Papa: ich weiß, aber eine gute Sache hatte die ganze Sache!

Lou: was für eine gute Sache?

Papa: Mama und Marc, sie verstehen sich und sie lacht sogar über seine Witze.

Lou: das stimmt, die zwei verstehen sich wirklich immer mehr, das hat uns alle zusammengeschweißt. Trotzdem wollte ich sowas nie erleben, ich hatte Angst um dich und habe mir wirklich sorgen gemacht

Papa: das war nicht nötig, ich war nie alleine! Leo war immer bei mir, die ganze Zeit! Wenn es schiefgegangen währe, hätte ich einfach mit ihm gehen müssen und wir währen zusammen gewesen, für immer.

Lou: irgendwie beruhigt mich das gerade, dass er dich nicht alleine gelassen hat und zum Glück musstest du nicht mit ihm gehen.

Papa: ob es Glück ist weiß ich noch nicht! Ich weiß ja nicht was noch alles auf mich zukommt.
Ob ich das alles so überhaupt möchte.

Lou: du darfst doch die Hoffnung nie aufgeben Papa. Außerdem möchte doch unser Krümmel seinem Opa kennenlernen,  Marc und Lina wollen heiraten, das sind alles schöne Ereignisse die du unbedingt sehen musst.

Papa: stimmt, da muss ich unbedingt dabei sein.
Was ist mit dir Lou? Wie geht es dir?

Lou: jetzt wo ich hier bei dir liegen und mich mit dir unterhalten kann, geht es mir sehr gut!

Papa: ich meine abgesehen davon, was ist da mit Roman?

Lou: du jetzt auch noch oder was?

Papa: Mama hat mir erzählt das er Dir in der schwierigen Zeit viel geholfen und beigestanden hat. Außerdem ist sie der Meinung, dass da vielleicht noch was anderes ist.

Lou lächelt: er hat mir wirklich gutgetan, ob da mehr ist, kann ich im Moment noch nicht beantworten.

Papa: ich vermute mal das es an dir liegt, so wie damals mit dem Nachbarsjungen. Er war Feuer und Flamme für dich und meine brave Tochter hat es ignoriert, bis er es aufgegeben hat. Lass Roman nicht aufgeben!

Lou; damals war ich vierzehn und jetzt 27 Jahre alt, da ist ein kleiner Unterschied. Obwohl ich das mit dem nicht merken noch voll drauf habe. Mach dir mal keine Sorgen um mich, ich weiß schon was ich mache.

Papa und ich bleiben noch lange so liegen, da ich merke das er wieder erschöpft ist und sich nicht mehr anstrengen soll, erzähl ich ihm einfach ein paar Geschichten und Erinnerungen von früher. Das einzige was er nur immer sagen kann ist „stimmt, hatte ich total vergessen, das waren noch schöne Zeiten" oder er nickte. Schon allein das Gefühl von Geborgenheit in seinen Armen reichte mir schon, er musste nichts sagen. Irgendwann schläft er ein und ich mach mich nach Hause, heute Abend habe ich ein Geschäftsessen mit einem Kunden. Eigentlich wollte ich mit  Marc hin, aber da es Lina seit gestern nicht gut geht, habe ich ihm gesagt, er soll sich um sie kümmern.

The art of eye contactWo Geschichten leben. Entdecke jetzt