Erst dachte ich, so eine Schwangerschaft ist richtig locker, ich hatte keine Beschwerden, von wegen, Pusteblume! Kaum die ersten Wochen super überstanden, kam es wie ein Schwall! Ich konnte nichts mehr riechen, alles hat mich angewidert, dauernd musste ich mich übergehen, es gab Tage da durfte Roman mich nicht anfassen, mir hat alles wehgetan. Manchmal Konnte ich nicht genug von ihm bekommen und hätte ihn am liebsten mit Haut und Haaren verspeist und manchmal konnte ich ihn einfach nicht ran lassen. Dieses Gefühlschaos und die Überschwemmung von Hormonen haben mich regelrecht umgehauen. Mein armer Mann musste wirklich mit mir leiden, er hat mir Zwischendrin sehr leid getan! Trotzdem war er immer an meiner Seite, hat alles über sich ergehen lassen, kein einziges Mal hat er sich beschwert! Mittlerweile hat sich alles geklärt und eingespielt, so das wir ein einigermaßen normales Leben führen können.
Gefühlt war Roman fast aufgeregter als ich, er hat sich mehr Gedanken um das Kinderzimmer gemacht, hat stundenlang nach dem richtigen Kinderwaagen recherchiert, ein neues Auto musste gekauft werden. Er hat uns ein Ernährungsplan erstellt, was ist gut für die Kinder, damit sie alles erhalten, was sie in meinem Bauch benötigen, um größer zu werden. Er cremt mein Bauch täglich ein, er spricht so oft wie es geht mit meinem Bauch. Stress und Unruhe hat er versucht von mir fern zu halten. Natürlich ging es bis zu dem Zeitpunkt, als wir das mit meinem Vater erfahren haben nicht mehr. Das war eine fürchterliche Zeit, die Trauer hat auch meine Schwangerschaft verändert, die kleinen Zwerge in mir, waren nicht mehr so aktiv, mir war öfter schlecht und nur durch Schwächeanfälle merkte ich, das ich auf mich aufpassen musste. Roman hatte Angst mir zu sagen, das ich langsam machen muss, dass ich auf mich und auf unsere Zwillinge achten muss. Sogar mein Vater machte sich Sorgen und hat mir öfter gesagt, das ich nicht immer zu ihm kommen soll. Es gab Tage wo ich überhaupt nicht nach Hause wollte, also haben Roman und ich, oft in meinem alten Zimmer geschlafen, weil ich es nicht ertragen konnte, nicht in der Nähe meines Vaters sein zu können. Roman hat mich in dieser schweren Zeit immer unterstützt und mir beigestanden, dafür liebe ich ihn noch mehr.
An unserem letzten klaren Gespräch mit Papa hat mein Vater zu mir gesagt „er liebt dich wirklich sehr, ich mache mir keine Sorgen um dich, er ist immer für dich da und das beruhigt mich!". Papa hatte recht, Roman zu lieben und uns eine Chance zu geben, ist die beste Entscheidung gewesen, die ich je getroffen habe. Er ist einfach was besonderes, er liebt mich bedingungslos, wo findet man das schon, ich bin ein glückliche Frau!
Es ist jetzt ein Monat her, das Papa beerdigt wurde, langsam werde ich ruhiger und mir ist bewusst, das es gut für Papa war erlöst zu werden. Die Trauer ist nicht weniger geworden, aber es ist etwas erträglicher geworden, weil ich weiß dass Papa nicht gewollt hätte, dass ich mich in meine Trauer vergrabe. Ich unternehme viel mit meiner Mutter, sie schläft sogar bei uns, wenn Roman mit seiner Mannschaft unterwegs ist. Ansonsten arbeitet meine Mutter wieder, da ich mich vollkommen zurückgezogen habe, von der Arbeit! Die Zusammenarbeit zwischen meiner Mutter und Marc läuft einfach reibungslos und ihre Philosophie und Verständnis, für das was sie machen, harmoniert perfekt!
Eine Schwangerschaft mit Zwillingen habe ich irgendwie total unterschätzt, ich hätte nie gedacht, das ich körperlich richtig eingeschränkt werde, ich trage eine Riesen Kugel vor mir, fühle mich aufgeschwemmt und total unerotisch! Roman bestätigt mir zwar täglich, das er mich noch nie so sehr begehrt hätte wie in dieser Zeit, aber es fühlt sich trotzdem nicht gut an.
Karin und Martin kommen uns sehr oft besuchen und sind total aufgeregt, dass sie das erste mal Großeltern werden. Karin verwöhnt mich mit leckerem Essen und zwischen Mama und Karin gibt es kein anderes Thema mehr, als unsere Zwillinge. Ich habe nicht mehr lange, bis der Geburtstermim soweit ist. Ich kann es kaum abwarten, meine Babys in den Armen zu halten und sie genießen zu dürfen. Außerdem würden endlich diese höllischen Rückenschmerzen aufhören, einer der Babys liegt auf einem Nerv und mit tut jeder Schritt weh.
Lina bringt Nelly oft vorbei, so wie heute, unsere süße Maus vermisst ihren Opa und ist im Moment total sauer auf ihn, weil sie sich im Stich gelassen fühlt. Mir tut es im Herzen leid, ihre Wut zu sehen. Nelly und ich schmusen auf meinem Bett, ich versuche ihr zu erklären, das Opa gerne bei uns wäre, aber er uns ungewollt verlasen musste.
„Opa liebt dich meine süße, das wird immer so bleiben" sag ich liebevoll, sie schaut mich mit ihren großen Augen an und ihr Blick ist traurig. Dann komm ihr Onkel Roman zu uns rein, er freut sich das Nelly zu Besuch ist und kuschelt sich sofort an uns. Nelly dreht sich zu ihrem Onkel und spielt wie immer, mit seinem Bad, er schmunzelt und gibt ihr ein stups aufs die Nase. „Was haltet ihr von Eis?" fragt er uns, „Eis, Eis ja" schreit Nelly voller Vorfreude, „du weißt wie du Frauen glücklich machen kannst" sag ich ihm und er beugt sich dann zu mir und küsst mich. Wir drei stehen auf und gehen ins Wohnzimmer, Roman besorgt uns Eis und wir machen es uns auf der Couch gemütlich. Wir schauen uns ein Zeichentrickfilm an, Nelly und Roman lachen dauernd und meine Zwillinge sind total wild in meinem Bauch, was mich etwas unruhig werden lässt. Roman bemerkt meine Unruhe und fragt mich, ob alles okay ist, was ich mit einem nicken beantworte. Nelly schaut erst mich, dann mein Bauch und dann Roman an. „Keine Babys für Tante Lou" sagt sie plötzlich zu uns, Roman schaut sie überrascht an. Nelly drückt sich an mich und ich streiche ihr übers Haar „Nelly, weil Roman und ich Babys bekommen, heißt es nicht, das wir dich nicht mehr lieb haben, das wird sich nie ändern! Wir lieben dich und du darfst immer zu uns kommen! Ihr werdet Freunde werden und weißt du was, ihr könnt irgendwann gemeinsam dein Onkel Roman ärgern! Was hälst du davon?" sag ich ihr, sie hebt ihr Kopf und scheint zu überlegen. „Puuuhhh ich lass mich doch von Nelly nicht ärgern!" sagt Roman etwas spielerisch, sie dreht sich grinsend um und wirft sich auf ihn und er kitzelt sie, Nelly lacht und kreischt vor Vergnügen. Ich beobachte beide beim Blödsinn machen und bemerke wie Roman mich anlächelt, ich werfe ihm ein Kuss zu.
Gegen Abend nach dem Abendessen, holt mein Bruder Nelly ab. Die Kleine Maus erzählt ihrem Vater, was sie bei uns gemacht hat und was es zum Abendessen gab, dass Roman sie gekitzelt hat und das sie am liebsten bei uns bleiben möchte. Aber Marc ist nicht damit einverstanden und ich bin froh darüber, dass ich Nelly nicht absagen musste. Es wäre mir heute zu viel gewesen, ich bin endlich froh mit Roman einfach auf der Couch liegen zu können. Roman setzt sich zu mir auf die Couch, nimmt meine Füße und fängt sie an zu massieren.
Lou: Roman ich habe Angst!
Roman: vor was hast du Angst?
Lou: von allem, ich habe Angst vor der Geburt, die Schmerzen, das ich irgendwas falsch machen könnte, unseren Babys schaden zufügen könnte. Wenn ich nicht richtig Presse und sie einquetschen, oder wenn ich zu lange brauche und sie Sauerstoffmangel bekommen. Einfach nur Angst was falsch zu machen.
Roman: Schatz es wird alles gut gehen, du machst dir viel zu viele Sorgen! Du wirst nichts falsch machen, ich glaube dein Mutterinstinkt wird dich schon das richtige machen lassen. Außerdem bist du nicht alleine, es werden Ärzte da sein, deine Hebamme und natürlich ich. Das du Angst vor den Schmerzen hast, verstehe ich und leider kann ich Dir die Angst davor nicht nehmen, wenn es zu schlimm wird, gibt es doch Möglichkeiten sie zu lindern. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, du hast nicht nur Angst vor der Geburt!
Lou: was ist wenn ich mit der ganzen Situation als Mutter überfordert bin? Wenn ich nicht jedem unserer Babys gerecht werden kann, das ich eins von beiden bevorzuge, so wie meine Mutter damals?
Roman: Lou, ich konnte dich oft mit Nelly beobachten und ich weiß du wärst die perfekte Mutter! Ich glaube nicht das du eins bevorzugst, dafür hast du zu viel Liebe in dir! Wir werden bestimmt beide irgendwann mal überfordert sein, aber trotzdem schaffen wir das! Ich bin mir da ziemlich sicher! Außerdem werden wir genügend Unterstützung von unseren Müttern bekommen. Wir sollten uns eher Gedanken machen, wie wir die Omas los werden.
Lou lächelt: du hast recht, ich mach mich einfach nur verrückt. Ich wünschte ich hätte schon alles hinter mir! Wir zwei schaffen das bestimmt.
Roman: was wir nicht schon alles geschafft haben!
Ich geb ihm ein Zeichen mit meinem Zeigefinger, das er zu mir kommen soll, heute ist so ein Tag, wo ich nicht genug von ihm bekommen kann...
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The art of eye contact
RomanceIn dieser Geschichte geht es um Lou, sie ist für ein Jahr nach Thailand ausgewandert um ihren Traum von Freiheit zu leben! Die Zeit dort vergeht viel zu schnell, zurück in Deutschland wird sie schneller als ihr lieb ist, in die Realität zurück geho...