Der riesige Palast aus Glas und Stahl ragte sich bedrohlich anmutend vor ihm auf.
Es gab Zeiten, in denen Jin diesen furturistischen Anblick jeden Tag ertragen musste und ihn jeder Schritt, der ihn näher an den Koloss trug, einschüchterte.
Jetzt war es für ihn ein banales modern konstruiertes Gebäude, dass mehr Schein als Sein beherbergte.
"Es hat sich wirklich so gut wie nichts verändert.", murmelte er und lugte unter seinem Schirm hervor in den wolkenverhangenen grauen Himmel.
Der leichte Nieselregen hinterließ eine feine glitzternde Schicht auf den dunkel verspiegelten Scheiben des Hochhauses.
Aus der Ferne mutete der Gebäudekomplex mit den beiden ebenfalls verglasten Anbauten immer wie eine unbezwingbare Burg an.
Um Jin herum herrschte reges Treiben.
Dutzende junger, wahnsinnig schöner Menschen huschten an ihm vorbei. Entweder schnurstracks ins Innere der riesigen lichtdurchfluteten Eingangshalle. Oder wesentlich langsamer und dafür geknickter wieder hinaus.
Er kannt den Anblick zur Genüge.
Nicht nur, weil er diese Situation oft genug bewundert hatte, sondern einstmals selber Teil davon war.
Hatte es am Tag seiner Rückkehr in die harte trostlose Realität auch geregnet?
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit her an.
Jin straffte die Schultern, als er durch die automatische Drehtür schritt. Mit jedem Zentimeter, den er vorankam, wurde ihm mulmiger.
Unbegreiflich warum. Er hatte mit dieser Agentur nichts mehr zu tun.
Bis auf gelegentliche Besuche, wenn er Jimin zu einem Termin begleitete oder für seinen alten Job Informationen benötigt hatte.
Dennoch schwor jede neue Visite hier alte, längst vergessene Erinnerungen herauf.
"Es ist mir egal, was für einen Ausweis Sie mir vor die Nase halten. Ich habe meine Anweisungen."
Jin verstaute seinen Schirm in dem dafür vorgesehenen Behälter und blickte in die Richtung der Stimme.
Aufgebracht schüttelte die ältere Empfangsdame den Kopf und blitzte ihr Gegenüber auf der anderen Seite des Tresens wütend an.
Dieser musste sich gar nicht zu ihm umdrehen, Jin wusste bereits, wer die Angestellte so verärgerte.
"Er lernt es aber auch nicht.", schüttelte Jin stirnrunzelnd den Kopf.
"Ihre Anweisung behindert aber die Polizeiarbeit.", maulte Namjoon finster.
"Gibt es ein Problem?", Jin trat ebenfalls an den Empfang, fest davon überzeugt, dass dem Ermittler spätestens jetzt förmlich das Gesicht einschlafen würde.
"Nein, Sie können sich einfach da hinten...", die Empfangsdame blinzelte ein paar Mal, bevor sie überrascht die Augen aufriss. "Seokjin? Bist du es wirklich?"
Jin lächelte sanft: "Hallo Yewon. Du hast eine neue Frisur, oder? Steht dir wirklich gut. Lässt dich direkt jünger wirken."
"Du alter Charmeur.", grinsend schlug sie ihm spielerisch gegen die Brust. "Oh, du bist so ein gutaussehendes Kerlchen geworden. Ich wusste, es war ein Fehler, dass du gegangen bist. Sag, was tust du hier? Willst du dich etwa wieder bewerben?"
Bloß nicht.
Jin versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Insbesondere nicht, als sie das Gehen ansprach.
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Artifice //Namjin//
ФанфикEr, der junge Journalist, der zum ersten Mal mit der grausamen und blutigen Realität konfrontiert wird, trifft auf den ernsten Ermittler, der eigentlich lieber alleine arbeitet. Werden sie ihre gegenseitige Abneigung und die Streitereien auf Eis leg...