Kapitel 101

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"Ist dir kalt?", fragte Namjoon besorgt, zog ihn noch näher an sich.

"Nein.", entgegnete Jin kopfschüttelnd. 

Sie lagen auf dem großen weichen Teppich, die Sofadecke über sich gezogen und eng aneinander geschmiegt.

Warum keiner von beiden Lust hatte, auf das eigentliche nahe Schlafzimmer oder die wahrscheinlich wesentlich weichere Couch auszuweichen, konnte der Reporter sich nicht erklären.

Vielleicht weil sie kaum noch genügend Kraft hatten, nachdem sie sich noch zwei weitere Male geliebt hatten.

Jin war glücklich. Er vergrub sein Gesicht in Namjoons Halsbeuge, atmete seinen Duft ein.

"Es regnet schon wieder.", meinte der Ermittler plötzlich.

"Willst du jetzt einen Smaltalk über das Wetter beginnen?", kicherte Jin leise.

Der Dunkelhaarige zuckte leicht mit den Schultern: "Zumindest ist es nicht so unangenehm, wie nur stumm nebeneinander zu liegen."

Stirnrunzelnd hob der Reporter den Kopf: "Es ist dir unangenehm mit mir?"

"Nein.", rollte sein Gegenüber mit den Augen. "Du weißt, was ich meine."

Kurz trat Stille zwischen ihnen ein. Keiner sagte ein Wort.

"Willst du darüber reden, was passiert ist?", hakte Jin vorsichtig nach.

Zwischen Namjoons Augenbrauen bildete sich eine tiefe Furche: "Wir haben miteinander geschlafen. Mehrfach."

"Bereust du es?", kam die stockende Nachfrage.

"Warum sollte ich? War es nicht gut? Dann bist du wirklich ein guter Schauspieler.", skeptisch hob der Ermittler die Brauen, was Jin dazu veranlasste, nicht nur tiefrot anzulaufen, sondern sein glühendes Gesicht auch erneut an der Schulter seines Gegenübers zu verstecken.

"Natürlich war es gut. Das ist es immer.", murmelte er peinlich berührt.

Wie konnte er so eine Frage stellen, nachdem er ihn in den letzten Stunden unzählige Male in den siebten Himmel befördert hatte?

"Dann kann ich mir auf mein Talent also was einbilden.", lachte Namjoon leise auf, was ihm einen gespielt genervten Blick von Jin einhandelte.

"Wir sollten uns langsam anziehen. Es ist schon fast sieben.", bemerkte der Blonde bei einem kurzen Blick auf die Armbanduhr des Ermittlers. 

Als er sich vorsichtig aufraffte, wurde er jedoch recht schnell am Arm zurückgezogen und landete direkt auf Namjoon.

"Seit wann hast du so ein dringendes Bedürfnis zu arbeiten?", hakte dieser forschend nach.

Erst wusste Jin überhaupt nicht, was er entgegnen sollte. Ihm fehlten schlicht die Worte.

Kein Wunder, lag er doch nackt auf dem ebenso hüllenlosen Ermittler.

"Ich..", begann er, atmete kurz durch, um sich zu konzentrieren und fuhr schließlich fort: "Ich muss noch den Bericht zu gestern abliefern. Den hab ich gestern nur grob nebenher im Purple Heart geschrieben."

"Stimmt.", Namjoon lehnte sich wieder zurück, bemerkte allerdings, dass ihm ein Kissen fehlte und er daher seinen Arm nach oben streckte, den Hinterkopf entspannt auf dem Unterarm ablegte. "Manchmal vergesse ich, dass du noch einen Job hast. Zumindest, bis Yun mir den neuesten Artikel von dir präsentiert."

Jin stutzte: "Du liest es?"

"Sicher. Ich muss ja wissen, ob ich dich verhaften kann, weil du wichtige Details aus den Ermittlungen verrätst."

Beleidigt schob der Reporter die Unterlippe vor, schnippte seinem Gegenüber zusätzlich leicht gegen die Nasenspitze.

"Das mache ich doch gar nicht.", rechtfertigte er sich schmollend. "Seit deiner Schimpftirade damals schreibe ich ausschließlich lobenswerte Dinge über deine Arbeit."

"Da wäre nur das Problem, dass es da aktuell nichts besonders lobenswertes gibt, was erwähnt werden könnte.", seufzte Namjoon frustriert. "Selbst die Überprüfung deines kleinen Kurierfreundes hat nichts ergeben. Der liefert die Blumen tatsächlich nur aus. Ganz brav und jede einzelne abgezählt. Scheinbar mit gelegentlicher Unterstützung dieses singenden Callboys mit der auffälligen Haarfarbe."

Jin wusste sofort, dass er damit Jimin meinte. Und den zum Glück nun unbestätigten Verdacht, dass er mit der Mordserie irgendwas zu tun haben könnte.

Was ihn allerdings stutzig machte, war die Tatsache, dass er laut der weiteren Beschreibung wohl noch immer mit Taemin unterwegs war.

"Wohin?", fragte er dennoch.

Der Ermittler zuckte mit den Schultern: "Alles nur größere Firmen, für Veranstaltungen. Und dort kann jeder der Gäste sich quasi eine mitnehmen."

Nachdenklich zog Jin mit den Fingerspitzen unbestimmte Muster auf Namjoons Brust, fuhr an den Seiten entlang und schmunzelte kurz, als die Muskeln reflexartig zuckten.

"Lass mich raten, es sind alles Partys in der Musikbranche?", fragte er, ohne aufzusehen. Das Spiel der Muskelstränge unter ihm war wesentlich interessanter.

"So sieht es aus.", kam die Antwort. "Du merkst also, ich bin genauso schlau wie am Anfang."

Jin dachte kurz nach, überflog im Kopf die imaginäre Liste der Verdächtigen.

"Und dieser merkwürdige Produzent mit der Visitenkarte?", fiel es ihm plötzlich ein.

"Ich war bei ihm, aber er meinte nur, die Karten werden zu hunderten in Umlauf gebracht. Weil er ja so ein überragender Künstler ist.", erklärte Namjoon düster. "So gern ich es wollte, aber für Überheblichkeit und Sarkasmus kann ich niemanden festnehmen."

Ein Grinsen unterdrückend erwiderte Jin reflexartig: "Dann wärst du schon längst hinter Gittern."

"Machst du dich gerade über mich lustig?", fragte der Ermittler drohend, allerdings merkte man, dass die Verärgerung gespielt war, ergriff er doch direkt nach seinen Worten den Nacken des Reporters und zog ihn zu sich herunter in einen sanften Kuss.

"Es würde mir nie einfallen, einen Polizeibeamten herauszufordern.", lächelte Jin an den Lippen seines Gegenübers. 

Scheinbar würden sie doch noch nicht so schnell wie eigentlich geplant aufbrechen, spürte er doch bereits wieder Namjoons Hände, die langsam tiefer wanderten.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt