Kapitel 103

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Jin war wirklich mehr als erleichtert, als das Krankenbett mit Taeyongs Körper aus dem Zimmer geschoben wurde.

Auch wenn ihm der Zusammenbruch der Eltern das Herz brach. Vielleicht war es dennoch besser, dass der junge Sänger letztendlich doch seinen Verletzungen erlegen war.

So entstellt wie nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine Hände waren, wäre er wahrscheinlich nie darüber hinweg gekommen.

Erneut wurde Jin schmerzlich daran erinnert, wie grausam dieser Mörder eigentlich war. Nicht nur, dass er scheinbar wahllos Unschuldige tötete. Nicht nur die Opfer wurden verletzt.

Auch ihre Familien. Das komplette Gefüge um sie herum wurde durch den grausamen und unnützen Tod einer einzelnen Person zerstört.

Der Reporter hatte es durch den Mord an seinem Freund Mark selbst erlebt. 

Kein Tag verging, an dem er nicht mindestens einmal an ihn dachte und sich mit Vorwürfen quälte.

"Das hätten wir uns sparen können. Er war nicht mal ansprechbar.", Namjoon schüttelte frustriert den Kopf, angelte seine Zigaretten aus der Tasche seiner Lederjacke.

Yun blickte ihn fassungslos an: "Das ist ein Krankenhaus, Joon."

Der Angesprochene zuckte mit den Schultern, steckte die Packung jedoch wieder weg.

Erst kurz abwartend trat Jin dann dennoch auf den Ermittler zu, sprach ihn mit gedämpfter Stimme an: "Kann ich dann mit dir unter vier Augen sprechen?"

Namjoon runzelte die Stirn, nickte aber.

"Scheiße!"

Beide Männer drehten gleichzeitig den Kopf in Yuns Richtung, die mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm ihres Smartphones starrte.

"Macht den Fernseher an.", wies sie an, den Blick nicht vom Handy abwendend.

"Wieso sollten wir ausgerechnet jetzt...", fragte Jin verblüfft nach, wurde aber sofort harsch unterbrochen, als die Polizistin nun doch aufschaute, ihm entgegen blaffte: "Nun mach schon!"

Namjoon schien wesentlich schneller zu verstehen.

In einer fließenden Bewegung streckte er den Arm aus, kam mit Leichtigkeit an die Bedienelemente des in einer der Zimmerecken unter der Decke angebrachten Flachbildfernsehers und schaltete ihn so ein.

Nach einem kurzen Aufflackern erschien direkt eine junge dezent geschminkte Reporterin, die mit ernstem Gesichtsausdruck in ihr mit den Händen umklammertes Mikro sprach.

Anhand der Laufleiste, die sich am unteren Bildschirmrand befand, erfuhr man schnell, dass es sich um eine Sondersendung handelte, die, wen wunderte es, die aktuelle Mordserie behandelte.

Bisher also nichts außergewöhnliches. Jin kannte diese ganzen groß aufgemachten Reportagen bereits zur Genüge. Nicht nur, weil ihn immerzu Anfragen von Journalisten erreichten, die unbedingt brisante Informationen erfahren wollten von dem Reporter, der die aktuellsten Artikel verfasste.

Was Jin jedoch immer wieder freundlich ablehnte. Nicht nur, um die Ermittlungen zu schützen, sondern vor allem sich selbst.

Sollte herauskommen, dass seine Berichterstattungen die aktuellsten waren, weil er selbst ein Bestandteil der Ermittlungen war, würde ihn das seine Privatsphäre kosten. Und wohl auch die von Namjoon.

Der Ermittler knurrte bedrohlich: "Ich bringe ihn um."

Verwirrt folgte Jin dessen Blick, erstarrte, als er den Grund für die Aussage erkannte.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt