Kapitel 81

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Es hörte einfach nicht auf.

So sehr er es auch versuchte, dieses verdammte Gefühl in seiner Brust wollte einfach nicht verschwinden.

Egal, mit wieviel Alkohol er versuchte, den Schmerz zu betäuben, sich abzulenken oder einfach nur zu vergessen. Der Kummer verging einfach nicht. Sobald er wieder nüchtern wurde und sein Hirn einigermaßen arbeitete, war alles wie vorher. Wenn nicht sogar schlimmer.

Dann erinnerte er sich an alles. Jedes Detail, jeden Satz, jede Emotion.

Und dann begann es wieder von vorn.

Das Ziehen in seiner Brust, der stechende Herzschmerz. Sein Magen, der sich quälend zusammenzog. Tränen, die in seinen Augen brannten.

Es war armselig.

Er war armselig.

Vor Anstrengung stöhnend richtete er sich auf.

Den Blick aus dem Fenster auf die verregnete Stadt gerichtet hockte er wie ein Häufchen Elend auf der Bettkante.

Eine Woche war es her.

Seitdem hatte er seine Wohnung höchstens verlassen, um sich im nahen Supermarkt neuen Alkohol zu besorgen. Und paar Fertigprodukte, die er gezwungenermaßen runterwürgen musste, um wenigstens irgendwas im magen zu haben.

Zu so vielen Dingen musste er sich in den letzten Tagen zwingen. Ihm fehlte einfach der Antrieb.

Was machte es schon für einen Sinn, zu duschen oder überhaupt aufzustehen? Es war doch sowieso alles egal.

Ohne ihn schien alles andere unbedeutend.

Dabei war er selbst Schuld. 

Hätte er diese verdammte Akte doch einfach vernichtet. Oder zugegeben, dass sie sich in seinem Eigentum befand.

Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Vielleicht würde Jin dann nicht alleine in seinem Bett liegen.

Seufzend fuhr er sich durch die Haare. Erneut versuchte er, sich mit aller Gewalt zu zwingen, nicht mehr daran zu denken.

Was natürlich nicht einmal ansatzweise funktionierte. 

Wie könnte er ihn auch einfach vergessen? Ihn und das, was zwischen ihnen passiert war.

Jin liebte ihn. Noch immer.

Vermutlich war es das erste Mal, dass er für einen Menschen derart viel empfand. Und genau deshalb so unglaublich litt.

Dennoch wusste Namjoon es nicht einmal. 

Jin lachte trocken auf. 

Als ob es etwas geändert hätte, wenn er ihm vorher seine Liebe gestanden hätte. 

Namjoon hatte ihm unmissverständlich klar gemacht, was er von dem Vertrauensmissbrauch hielt. Selbst im Nachhinein. Jegliche Kontaktversuche wurden geblockt.

Anfangs hatte der Ermittler ihn noch weggedrückt, bis er Anrufe oder Nachrichten komplett ignorierte.

Verständlicherweise.

Nachdenklich starrte Jin auf die Tropfen, die sich auf dem Fensterglas sammelten, um schließlich gemeinsam in die Tiefe zu stürzen.

Es war das erste Mal, dass er für den Regen sogar dankbar war. Passte das Wetter doch zu seiner Stimmung. Strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen hätten sich nur wie ein höhnisches Lachen angefühlt. 

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt