Kapitel 98

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Ihre Lippen prallten immer wieder zügellos aufeinander. Die Hände fuhren über den Körper des anderen, als sie ineinander verschlungen in die Wohnung taumelten.

Kaum aus den regennassen Jacken geschält, begann Namjoon bereits damit, Jins Hemd zu öffnen, es ihm förmlich vom Körper zu reissen.

Der Reporter schnappte erschrocken nach Luft, was sein Gegenüber nur nutzte, um erneut mit der Zunge einzudringen.

Kaum noch fähig, einen klaren Gedanken zu fassen, schob Jin sie beide Richtung Schlafzimmer. Auch er hatte damit begonnen, den Ermittler nach und nach zu entkleiden.

Zwischen leidenschaftlichen Küssen zog er ihm das feuchte Shirt aus, fuhr mit den Fingerspitzen die festen Muskeln nach.

Namjoons leises Seufzen verwandelte sich zusehends in das altbekannte dunkle Stöhnen. Immer dann, wenn Jins Hände gefährlich tiefer wanderten.

"Schlafzimmer. Jetzt.", knurrte der Ermittler. Er ergriff die Hand des Blonden, zog ihn mit sich zu dem gewünschten Raum.

Dort angekommen wartete er gar nicht lange ab, sondern stieß ihn direkt auf die Matratze.

Jin biss sich automatisch auf die Unterlippe. 

Dass er hier so vor ihm lag, beinahe schon unterwürfig zu Namjoon aufsah, der im Gegenzug mit dunklen Augen auf ihn herabblickte, während er seinen Gürtel öffnete, ließ ihn innerhalb von Sekunden unglaublich hart werden.

Dem Ermittler schien es ähnlich zu gehen, wie nur Sekunden später deutlich zu erkennen war, als dieser sich bis auf die enge Boxershorts auszog.

Gierig, weil er nicht länger warten wollte oder auch konnte, setzte Jin sich auf. Nur um in der nächsten Bewegung nach Namjoons Handgelenk zu greifen und ihn zu sich ins Bett zu ziehen.

Erst als er dessen Körper endlich auf seinem eigenen spürte, ließ die Anspannung ab.

Nicht aber die Sehnsucht. Jin wollte mehr. 

Verlangend fuhr er mit den Händen über Namjoons Körper, verteilte dutzende Küsse und leichte Bisse auf dessen Hals.

Der hingegen schien keine Zeit verlieren zu wollen.

Es dauerte nicht lange, bis Jin forschende Finger spürte, die unter dem Bund seiner Hose verschwanden.

Keuchend warf er den Kopf zurück, genoss das sanfte Streicheln und Massieren. 

Wieder und wieder fuhr Namjoon mit dem Daumen über die empfindliche Spitze, schien sich regelrecht daran zu laben, wie der Reporter sich unter den Berührungen wand.

"Komm für mich.", hauchte er leise in Jins Ohr, erhöhte das Tempo seiner Bewegungen.

Die Hitze in dessen Körper stieg stetig an, er hatte das Gefühl, jeden Moment in Flammen aufzugehen.

So oft hatte er immer wieder zum Universum gebetet, gefleht, endlich wieder mit diesen unglaublichen Empfindungen gesegnet zu sein.

"Ich liebe dich.", keuchte er reflexartig, lehnte sein Gesicht an das von Namjoon.

Der zuckte bei den Worten kurz zusammen. 

Die Bewegung war kaum zu spüren, hielt nur einen Augenblick, vielleicht für die Dauer eines Blinzelns.

Jin registrierte es dennoch.

Wahrscheinlich war das der ausschlaggebende Moment, dieses kurze Zittern im Wasserglas, der Flügelschlag des Schmetterlings. Dass er erwachte.

Was war nur in ihn gefahren?

Verwirrt öffnete er die Augen. Auch im wahrsten Sinne.

Eben schien noch alles um ihn herum in glutroten Lichtern zu erstrahlen. Das einzige Leuchten, welches ihm jetzt in dem dunklen Raum noch auffiel, war die Digitalanzeige seines Radioweckers.

Auch der süße Duft nach heißen Küssen und ekstatischer Lust wich dem penetranten Geruch nach Alkohol und abgestandenem Zigarettenrauch.

Jin rutschte unter Namjoon hervor, schob nicht nur dessen Hand weg, sondern auch den schwerfälligen Körper von seinem eigenen.

"Was ist los?", fragte dieser überrascht.

Den Kopf schüttelnd erhob der Reporter sich: "Ich kann das nicht. Nicht so.", er zeigte mit einer weit ausholenden Geste auf die zerwühlten Laken. "Das ist doch albern. Du bist so betrunken, dass du nicht einmal weißt, was du da eigentlich tust."

"Sicher?", hakte Namjoon skeptisch nach. "Die Fahrt hierher war lang."

Noch immer den Kopf schüttelnd stand Jin schließlich komplett auf.

"Schlaf dich aus, okay? Ich leg mich im Wohnzimmer hin.", meinte er, bevor er den Raum komplett verließ.

Erst, als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, atmete er wieder aus.

Wie automatisch führten ihn seine Schritte zu der bodentiefen Fensterfront seines Wohnzimmers.

Die Stirn gegen das kühle Glas gelehnt, ließ er die letzten Minuten Revue passieren.

Hätte er nicht die Notbremse gezogen, wäre das in einem Desaster geendet.

Wie war er nur auf die schwachsinnige Idee gekommen, Namjoon mitzunehmen. In der vollen Absicht, mit ihm zu schlafen.

Spätestens morgen früh wäre die rosarote Blase geplatzt und ihr Verhältnis erneut zerrüttet gewesen. Wahrscheinlich noch schlimmer.

Und wieso war er eigentlich so blöd gewesen, ihm seine Liebe zu gestehen?

Warum hatte er nicht einfach den Mund halten können?

"Ich bin so ein Idiot!", stöhnte Jin genervt auf, schlug mit der Stirn gegen das Fenster.

Zumindest hatte es ein Gutes. Namjoon konnte ihm morgen früh nicht vorwerfen, er hätte die Situation schamlos ausgenutzt.

Obwohl er dennoch zugeben musste, dass er ganz tief in sich drin bereute, einen Rückzieher gemacht zu haben.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt