"Willst du nicht langsam mal aufhören?", Jin blickte sein Gegenüber besorgt an.
Statt eine Antwort zu geben, griff Namjoon jedoch erneut zu seinem durch den Barkeeper regelmäßig frisch aufgefüllten Glas und leerte selbiges in einem Zug.
Und das seit beinahe drei Stunden.
Der Reporter selbst wäre wahrscheinlich schon längst vom Barhocker gefallen bei so vielen Drinks. Aber scheinbar vertrug Namjoon weitaus mehr als angenommen.
Ob Jin allerdings der Richtige war, ihm zu sagen, dass Alkohol keine Lösung aller Probleme war, ist eher zweifelhaft.
War es doch immerhin gar nicht so lange her, dass er selbst an diesem Tresen saß und versuchte, die Leere in sich mit Whiskey zu bekämpfen.
Wobei der Ermittler für sein Trinkgelage deutlich bessere Gründe hatte.
Nicht nur, dass er sich Vorwürfe machte, den Mörder entkommen lassen zu haben. Dieser hatte auf seiner Flucht aus dem Park nicht nur Jin verletzt, sondern auch noch einen jungen Polizisten, welcher einen Nebeneingang abzusperren versucht hatte.
Was automatisch den Schluss zuließ, dass der Mörder sich auskannte. Wäre er ja sonst durch den Haupteingang geflüchtet und nicht ein versteckt gelegenes kaum einsehbares Tor.
Noch dazu verlief auf Namjoons Befragung von Taehyung nicht mit dem versprochenen Erfolg.
Richtig war, dass der Clubbesitzer tatsächlich im Besitz eines BMW war.
Neben ihm hatte allerdings gefühlt jeder weitere Verdächtige auf ihrer Liste denselben Wagen. Somit waren sie wieder am Anfang.
Ohne stichhaltige Beweise, dafür um ein Opfer reicher. Das zwar nicht tot, dafür aber dermaßen schwerverletzt und entstellt war, dass es wohl nicht mehr lange dauern würde, bis die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden.
"Ich bin der beschissenste Bulle der ganzen Stadt.", murmelte Namjoon nun schon zum wiederholten Male. Und entlockte Jin damit nur mehr ein müdes Lächeln.
"Du weißt, dass das nicht stimmt.", entgegnete er sanft.
Es war wirklich merkwürdig, den sonst so selbstbewussten und starken Ermittler zu beobachten, wie er in seinem Selbstmitleid zerfloss.
"Doch.", nickte dieser, wie um sich selbst zuzustimmen. "Ich schaffe es ja nicht mal, dich zu beschützen."
"Machst du dir Sorgen um mich?", Jin versuchte, sein Grinsen zu verbergen, als Namjoon ihn mit glasigen Augen betrachtete und wild nickte.
"Tut es sehr weh?", fragte der Ermittler, tippte mit dem Zeigefinger auf die verbundene Wunde des Reporters. Vielleicht ein wenig zu sehr, was der durch den Alkohol getrübten Koordination zu Schulden kam.
Zumindest sog Jin zischend die Luft ein, als der stechende Schmerz durch seine Schulter fuhr.
"Das tut mir leid.", beteuerte Namjoon direkt ganz aufgeregt.
"Schon okay.", winkte der Blonde mit zusammengebissenen Zähnen ab.
Namjoon schüttelte den Kopf: "Nein, ich mache es wieder gut."
"Wie willst du...", fragte Jin automatisch, konnte seinen Satz jedoch nicht beenden, da sein Gegenüber sich immer weiter vorbeugte und ihn schließlich küsste.
Der Reporter war wie erstarrt.
Zumindest anfangs.
Bereits nach wenigen Sekunden agierte sein Körper reflexartig, erwiderte den Kuss.
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Artifice //Namjin//
ФанфикEr, der junge Journalist, der zum ersten Mal mit der grausamen und blutigen Realität konfrontiert wird, trifft auf den ernsten Ermittler, der eigentlich lieber alleine arbeitet. Werden sie ihre gegenseitige Abneigung und die Streitereien auf Eis leg...