Kapitel 39

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"Laut der Forensik hatte jedes der Opfer eine hohe Konzentration von Ketaminhydrochlorid im Körper.", las Namjoon aus dem Bericht der Gerichtsmedizin vor, den er vor ein paar Minuten erhalten hatte.

"Das, was ich auch in mir hatte?", fragte Jin nach. Noch immer überkam ihn eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, wie es sich angefühlt hatte, nicht mehr Herr über den eigenen Körper zu sein.

Der Ermittler nickte: "In hoher Dosis bewirkt es eine Art Lähmung bis hin zum Koma. Kein Wunder also, dass wir nie irgendwelche Anzeichen für Kampfspuren gefunden haben."

"Das heißt, die Opfer haben alles mitbekommen, aber konnten sich nicht wehren.", sinnierte Jin nachdenklich.

"Ja, unser Killer ist ein überaus sympathisches Kerlche.", meinte Namjoon zynisch. "Erst hat er sie gequält, bis er keinen Spaß mehr hatte. Und danach erwürgt. Höchstwahrscheinlich mit einem dünnen Seil oder Kabel."

Eine grausame Vorstellung, die Jin wahrscheinlich nie wieder loswerden würde.

"Er nutzt immer nur Hilfsmittel, um keine Spuren zu hinterlassen.", dachte er laut nach. "Aber theoretisch muss er sie ja tragen, wenn sie betäubt sind. Da muss sich doch irgendwas übertragen."

Namjoon nickte zustimmend, strich sich nachdenklich über das Kinn.

"Das Tragen bereitet mir auch Sorgen.", gab er zu. "Entweder unser Mörder ist Bodybuilder oder er hat tatsächlich Hilfe. Einige der Opfer waren ja nicht unbedingt Leichtgewichte."

Nachdenklich blickte er zu der Pinnwannd mit den Fotos der Opfern.

Jin tat es ihm gleich, auch wenn sein Blick automatisch bei dem Foto von Mark hängen blieb und sich seine Brust automatisch schmerzhaft zusammenzog.

"Mir ist kein großer Muskelprotz bei der Party aufgefallen.", gab er zu.

Namjoon pinnte eine Porträtaufnahme des mutmaßlichen neuen Opfers an die Tafel. Jeo Ye Tak, 18 Jahre alt und Mitglied einer Girlgroup, die im nächsten Monat hätte debüttieren sollen.

Ein hübsches junges Mädchen, dass noch ganz am Anfang ihrer Karriere stand. Ihres Lebens.

"Wie auch, wenn du mich die ganze Zeit beobachtest.", riss Namjoon ihn aus den Gedanken.

Jin schaute ihn erst verwirrt an, bis er verstand und ihm automatisch die Hitze ins Gesicht schoss.

Peinlich berührt senkte er den Kopf, als würde er stur auf den Bildschirm seines aufgeklappten Laptops starren.

"Du hast es mitbekommen?", stotterte er leise.

"Die Frage ist wohl eher, wer nicht?"

Seufzend biss Jin sich auf die Unterlippe: "Ganz schön peinlich, was?"

Namjoon zuckte mit den Schultern: "Schon ziemlich."

"Eigentlich hättest du jetzt sagen müssen, dass das überhaupt nicht peinlich, sondern eher niedlich war.", beschwerte der Reporter sich.

Natürlich schenkte Namjoon ihm wieder den bereits allseits bekannten Blick, welcher immer einen leicht abwertenden Unterton mitschwang.

Dennoch drehte er sich schließlich in seine Richtung und überwand die wenigen Meter zu ihm mit zwei Schritten, bis er schließlich genau neben ihm stand und Jin überrascht zu ihm aufsah.

Mit monotoner Stimme widerholte er: "Das war überhaupt nicht peinlich, sondern eher...", der Ermittler überlegte kurz. "Wie hast du das genannt?"

"Niedlich.", erwiderte Jin nüchtern.

"Ja, genau das."

"Das war unsagbar schlecht geschauspielert.", stellte der Reporter fest.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt