Kapitel 118

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"Ich hätte wissen müssen, dass du dahinter steckst!", Namjoon schrie ihn wütend über den immer stärker werdenden Sturm hinweg an.

Der Angesprochene verzog die Mundwinkel: "Ja, eigentlich schon. Wo du doch ein so meisterhafter Polizist sein sollst. Irgendwie kann ich diese ständigen Lobpreisungen jetzt nicht mehr ernst nehmen. Wie lange hätte es wohl noch gedauert ohne Taemin? Sicherlich noch ein paar mehr Gesichter, denen ich die Haut vom Knochen hätte lösen können."

Jin hatte das Gefühl, sein Magen drehe sich um bei den Worten. Nicht einmal, dass er sie sagte. Eher wie. Ohne jegliches Gefühl in der Stimme. Nicht einmal ein Ansatz von Reue.

Nie hätte er geglaubt, dass dieser Mann tatsächlich so eiskalt sein könnte.

"Ich zeige dir, wie gut ich bin.", knurrte Namjoon, sprang ohne Vorwarnung los, die Hand zu seiner Waffe führend.

Er war noch nicht mal an Taemin vorbei, als er und auch Jin entsetzt feststellen mussten, dass der Mörder nicht allein gekommen war.

Direkt hinter ihm tauchte ein weiterer Schatten auf, größer und wesentlich breiter.

"Rocky?!", keuchte Jin entsetzt auf. Sein nächster Gedanke galt Namjoon, der ebenso überrascht von dem plötzlichen Auftauchen gewesen war und so dem Schlag nicht mehr ausweichen konnte.

Mit einem ächzenden Schmerzenslaut ging er in die Knie, genau vor dem muskelbepackten Türsteher, der erneut den Arm hob und seinen Ellenbogen mit voller Wucht auf den Rücken des Ermittlers schmetterte.

"Namjoon!", verzweifelt schrie Jin. Sein Innerstes verkrampfte sich, er ballte die Fäuste. Ohne nachzudenken, setzte er zum Sprung an.

Und erstarrte, als eine Waffe auf ihn gerichtet wurde.

Namjoons Waffe. Rocky hatte sie ihm abgenommen und seinem Arbeitgeber überreicht, als er den leblosen Körper des Ermittlers wie einen Kadaver einfach mit dem Fuß zur Seite geschoben hatte.

"Wie fühlt es sich an, wenn man weiß, dass man verloren hat?", fragte Jins Gegenüber mit einem Lächeln, das gefühlt kälter wirkte als der eisige Regen, der ihnen allen immerzu ins Gesicht wehte.

"Wie kannst du dich ausgerechnet auf ihn einlassen?", brüllte Jin fassungslos an Rocky gewandt.

Dieser antwortete nicht, dafür aber sein Arbeitgeber: "Man muss Prioritäten setzen. Nicht wahr, Taemin? Das müsstest du doch eigentlich am besten wissen."

Der Sänger kniete noch immer auf allen vieren, blickte selbst jetzt nicht auf, als er angesprochen wurde.

"Ich verabscheue dich!", schrie er, kniff verzweifelt die Augen zusammen.

"Etwa, weil ich dein kleines Spielzeug kaputt gemacht habe?", kam die zynische Frage.

Jins Herzschlag setzte für einen Moment aus, wusste er doch, dass von Jimin die Rede war.

"Er war kein Spielzeug!", brüllte Taemin hasserfüllt, als er schließlich doch zu dem Mann neben ihm aufsah. "Er war der einzige, der mich verstanden hat."

"Diese Aussage sollte mich schmerzen.", meinte dieser trocken, tippte sich dabei mit dem Zeigefinger gespielt nachdenklich gegen das Kinn. "Immerhin warst du es, der mir gesagt hat, wie sehr er diese Welt doch hasst. Mit ihren künstlichen Gesichtern und dem falschen Lächeln. Immer wollten sie alle in deiner Gegenwart sein. Von dir profitieren und ein Stück deines Ruhmes für sich haben. Ich verstand das, ging es mir doch ebenso."

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt