Kapitel 91

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Jin lehnte mit dem Rücken an der Karosserie des kleinen Kia, während Namjoon leise fluchend versuchte, diesen aufzuschließen.

Kichernd ließ er sich schließlich von dem Ermittler in den wirklich winzigen und engen Innenraum des Wagens bugsieren. 

Faszinierend, wie Namjoon es dennoch schaffte, halb übergebeugt irgendwie den Gurt in dem dafür vorgesehenen Schloss einzurasten.

Und scheinbar zu ignorieren, dass er Jin dabei so nah war, dass dieser automatisch den Atem anhielt.

Erst als er mit den Lippen den Hals des Ermittlers streifte, zuckte dieser zusammen. So sehr, dass er sich den Kopf am Dachhimmel stieß. Und neuerlich fluchte.

Was Jin erneut zum Kichern brachte. Selbst, als die Beifahrertür bereits zugeschlagen wurde und Namjoon um das Fahrzeug herumlief und sich in den Sitz hinter dem Lenkrad sinken ließ.

"Du hast Angst vor mir.", stellte der Reporter grinsend fest.

Der Dunkelhaarige schnaubte sarkastisch: "Mit Sicherheit."

"Und warum rutschst du dann so weit wie möglich von mir weg?", hakte Jin nach, beugte sich zu ihm herüber. Er vergrub sein Gesicht an Namjoons Hals, spürte dessen schnellen Herzschlag.

Der Alkohol machte ihn mutig und so spitzte er die Lippen, setzte einen vorsichtigen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter dem Ohr des Ermittlers.

Der erstarrte unter der Berührung.

"Setz dich ordentlich hin. Ich kann sonst nicht fahren.", gab er die knappe Anweisung.

Schmunzelnd setzte Jin einen neuerlichen Kuss auf: "Willst du mir sonst einen Strafzettel verpassen?"

"Nein, aber Handschellen anlegen.", grob drückte Namjoon ihn von sich zurück auf den Beifahrersitz. Erst als er sich vergewissert hatte, der Blonde würde brav, wenn auch schmollend sitzen bleiben, startete er den Motor.

"Eigentlich bist du wie ein Hund, weißt du das?", begann Jin plötzlich, handelte sich jedoch einen verwirrten Blick seines Nebenmannes ein und fuhr daher fort: "Wenn man dich das erste Mal sieht, bist du wie ein bissiger Rottweiler. Aber eigentlich bist du eher ein...", er überlegte kurz. "Ein Labrador. Klug, stark, aber auch liebenswert."

Stirnrunzelnd seufzte Namjoon: "Du solltest schlafen."

"Ich würde so viel bessere Dinge machen wollen als ausgerechnet schlafen.", lächelte der Reporter provokativ.

"Aber nicht mit mir.", kam die knappe Antwort.

Jin schnaubte enttäuscht: "Willst du mir jetzt auch noch weismachen, dass nicht mal der Sex gut war?"

Kopfschüttelnd blickte Namjoon weiterhin auf die Straße: "Das hab ich nicht gesagt, aber..."

"Gut, weil der war nämlich bombastisch, unglaublich, fantastisch.", weit ausholend hob der Reporter beide Arme in die Luft. "Du warst der erste, bei dem ich immer gekommen bin. Wirklich immer. Selbst vorher schon, als ich es mir auf deine Bilder selbst gemacht habe."

"Das ist...", Namjoon räusperte sich. "Wirklich nett, danke."

"Du hast selbst gesagt, du wolltest mich von Anfang an.", flüsterte Jin nun deutlich leiser.

Der Wagen stoppte an einer roten Ampel.

Zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Fahrt, drehte der Ermittler den Kopf zu ihm.

Seine Augen waren dunkel. Noch immer wirkte er unglaublich erschöpft und irgendwie abgekämpft.

Nachdenklich musterte er seinen Beifahrer.

"Ist das immer noch so?", fragte der Reporter vorsichtig. Innerlich krampfte sich alles zusammen. Besonders, da er unglaubliche Angst vor der Antwort hatte.

Namjoon lachte trocken auf, deutete ein Kopfschütteln an.

"Was willst du von mir hören?", stellte er zynisch die Gegenfrage. "Selbst wenn es so wäre, würde ich trotzdem nicht mit dir schlafen."

Jin stutzte: "Warum nicht?"

Die Ampel schaltete auf grün, dass der Ermittler wieder anfuhr.

Scheinbar dachte er nach, kam die Antwort doch relativ zeitversetzt: "Weil du dir dann unnötige Hoffnungen machst. Du bist nicht der Typ für Affären."

"Du willst eine Affäre?", hakte der Reporter nach.

Namjoon blieb stumm, blickte stur auf die Straße.

"Doch, lass uns eine Affäre haben!", begeistert klatschte Jin in die Hände, doch sein Nebenmann schüttelte nur den Kopf. 

"Warum nicht? Es ist einfach Sex.", schmollend schob Jin die Unterlippe vor, verschränkte die Arme vor der Brust.

Namjoon seufzte erneut. So laut, dass man ahnen konnte, wie sehr er mit den Augen rollte.

Etwas zu hart trat er auf die Bremse, als er vor Jins Appartment zum Stehen kam.

"Es ist eben nicht einfach nur Sex.", der Ermittler fuhr sich mit beiden Händen erschöpft durch das Gesicht, lehnte schließlich die Stirn gegen das Lenkrad. "Du hast jetzt wie oft gesagt, dass du mich liebst? Was bringt es mir, wenn ich meinen Spaß habe und du immerzu heulst?"

"Wer sagt, dass ich heule?", schnappte der Blonde empört nach Luft.

"Du weißt, was ich meine.", ein leichtes Lächeln umspielte Namjoons Mundwinkel, als er das Gesicht in die Richtung seines Beifahrers drehte.

Automatisch schlug Jins Herz bei diesem Anblick schneller.

Er hatte recht. Verdammt.

Aber dennoch wollte er es einfach nicht zugeben. Wenn ihm von der ganzen Zeit nur noch die körperliche Komponente blieb, dann war es eben so. Er würde schon irgendwie damit klar kommen.

"Kommst du noch mit hoch?", fragte Jin daher frei heraus.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt