Kapitel 99

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Bald würde es endlich soweit sein

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Bald würde es endlich soweit sein.

Schon bald wäre sein Werk endlich beendet. Die letzten Vorbereitungen waren getroffen worden.

Die Spuren waren wie gewünscht gelegt. Ganz so, wie er es geplant hatte.

So gut wie keine größeren Herausforderungen waren aufgetreten.

Nie hätte er geglaubt, dass es tatsächlich so einfach werden würde.

Dass er dieses Spiel, sein Spiel, so leicht beeinflussen konnte und die Figuren mit so wenigen Handgriffen genau auf die Stellen verschieben konnte, die er sich zuvor ausgesucht hatte.

Alles verlief nach Plan.

Menschen waren so armselig, so schwach.

Ein paar Andeutungen, ein klug gewählter Schazug und schon waren sie der Meinung, sie hätten ihn durchschaut.

Er musste bei diesem Gedanken automatisch leise auflachen. 

Mit den Fingerspitzen strich er beinahe schon zärtlich über die blutige Klinge.

Es wäre so einfach gewesen, ihn zu töten.

Ein gezielter Treffer, ein tiefer Schnitt und er wäre noch an Ort und Stelle verblutet.

Aber so einfach sollte es nicht enden.

Er würde sein Meisterwerk werden. Ganz zum krönenden Abschluss.

Zuvor allerdings musste er den Schmerz spüren. All das Leid, der ganze Verlust war wichtig. So wichtig.

Um zu verstehen.

Vor der endgültigen Erlösung war es einfach unabdingbar, die Qual zu ertragen.
Nur so würde endgültige abschließende Heilung stattfinden.

Nur so würden all die Sünden reingewaschen. Erst dann würde er verstehen. Und um wahre Vergebung bitten können.

All die anderen vor ihm hatten auch erst vollends verstanden, als der Moment gekommen war.

Das Leuchten in ihren Augen, als sie wussten, man hatte ihnen verziehen. All die Sünden, all die Lügen.

Ganz zum Schluss waren sie endlich so frei und unschuldig wie zuvor.

Dieses unglaubliche Geschenk wollte er auch Jin machen. 

Ihn von all seinen Fehlern reinwaschen.

So lange hatte er ihn nun schon beobachtet. Ihre Wege hatten sich wieder und wieder gekreuzt.

Mit jeder neuerlichen Begegnung, egal, ob rein zufällig oder inszeniert. Mit jedem Wort, dass sie wechselten, wuchs die Begierde, der Drang.

Irgendwann wusste er einfach, dass Jin ihm vom Schicksal ausgesucht wurde. Wahrlich erwählt.

So pur, so rein. 

Die Aufgabe würde enden, wenn endlich sein wunderschönes brennend warmes Blut über seine Hände floss.

Wenn die letzte Lilie, die schönste von allen, auf den perfekten Gesichtszügen platziert wurde.

Schon die ganze Zeit hatte er es sich ausgemalt.

Wie es wohl sein würde, wenn die Klinge in die zarte helle ebenmäßige Haut eindringt.

Ob es dem Hochgefühl gleichkommen würde, dass er allein beim Gedanken daran verspürte, diese schwungvollen prallen Lippen Stück für Stück freizulegen.

Diese sanften tiefen Augen aus den dunklen Höhlen zu befreien.

Schon bald würde er es wissen.

Dann war endlich der Zeitpunkt gekommen. Er würde ihm endlich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Allein.

So perfekt wie Jin war, so naiv war er auch.

Er würde die Einladung nicht ausschalgen, dafür war gesorgt.

Die Spielfiguren waren so gesetzt, dass er keinen Verdacht schöpfen würde.

Noch einmal fuhr er vorsichtig über die scharfe Klinge, bis hinunter zum Schaft, den er gekonnt und geübt umgriff. Das Messer zu seinem Mund führte.

Mit der Zunge über die blutige Schneide leckend, genoss er das brennende Gefühl.

Der schnitt war nicht tief, dennoch vermischte sich nun sein frisches Blut mit dem von Jin.

Für ihn kam es einer Vereinigung gleich.

Nicht mehr lange.

Bald würde er erneut in ihn eindringen.

Mit allem, was er hatte.

Um ihm Erlösung zu verschaffen. Und endlich auch sich selbst.

Ein vorfreudiges Lächeln schlich sich in sein Gesicht.

Ja, bald.

Ja, bald

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Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt