Teahyungs Separeé wirkte genauso pompös wie er selbst.
Drei der Wände waren mit dunkelrotem dicken Samt bespannt, das von goldenen Nähten durchzogen war.
Bodentiefe Fenster säumten die vierte Wand, durch die man einen beeindruckenden Blick auf die darunter liegende Tanzfläche riskieren konnte, auf der sich noch immer Massen an Gästen zu den dumpfen Bässen bewegten.
Der Clubbesitzer zeigte ihnen, sich auf eines der ledernen Sofas, natürlich in einem schicken Violett gehalten, zu platzieren.
Mit einem Fingerschnipp tauchte ein junges hübsches Mädchen in einem viel zu kurzen Rock auf, dass ein goldenes Tablett mit einer Riege Flaschen auf den niedrigen Tisch abstellte.
Namjoon registrierte ihren Auftritt mit einer erhobenen Augenbraue.
"Du hättest einen hübschen Jüngling erwartet, habe ich Recht?", amüsierte sich Taehyung, goss sich ein Glas Champagner ein. "Da der Großteil meiner Geschäftspartner dem weiblichen Geschlecht zugetan ist, unterwerfe ich mich dem Klischee."
Das angebotene Glas lehnte Namjoon dankend ab. Stattdessen griff er in die Innentasche seines Jackets, was ihm einen alarmierten Blick der beiden Bodyguards hinter Taehyung einhandelte und der Ermittler kurz in der Bewegung verharrte.
"Ich bin unbewaffnet, keine Sorge.", versuchte er, die beiden Muskelberge hinter dem vollkommen entspannten Taehyung zu beruhigen.
"Selbst, wenn du es nicht wärst, würdest du sterben, bevor du überhaupt den Abzug betätigen kannst.", lächelte dieser selbstsicher. "Seokjin, möchtest du etwas trinken?"
Jin blickte langsam auf. Wie in Trance war er den anderen gefolgt.
Erst nach und nach realisierte sein Hirn, was eigentlich geschehen war.
Er hatte ihn geküsst.
Namjoon hatte ihn ernsthaft geküsst.
Und das nicht gerade unschuldig. Sondern richtig. Intensiv, leidenschaftlich.
Herrgott, er brauchte nur daran zu denken und spürte bereits wieder, wie ihm das Blut in die Lenden schoss.
Noch immer hatte er das Gefühl, Namjoon schmecken zu können. Seine Zunge zu spüren und...
Er schreckte zusammen, als jemand genau vor seinem Gesicht mit den Fingern schnippte.
Stirnrunzelnd schaute er zu Namjoon, der ihm einen erwartungsvollen Blick schenkte.
Augenblicklich schoss Jin die Röte ins Gesicht und er drehte abrupt den Kopf zur Seite, nur um sich dann eines der Gläser zu schnappen und den prickelnden Inhalt in einem Schluck hinunter zu stürzen.
"Warum so gierig? Es ist genug für alle da.", kicherte Taehyung übertrieben, füllte dabei Jins Glas erneut.
"Trockener Hals.", versuchte der Reporter zu erklären, umklammerte dabei mit beiden Händen das Glas, um irgendwie das Zittern zu verstecken.
Namjoon musterte ihn stirnrunzelnd von der Seite, widmete seine Aufmerksamkeit allerdings schnell wieder Taehyung, der beide amüsiert betrachtete.
"In Ordnung.", der Ermittler holte nun doch die Fotos aus seiner Innnentasche und breitete sie auf dem Tisch aus. "Der eigentliche Grund unseres Auftauchens in diesem Laden ist eigentlich der."
Taehyung warf einen gelangweilten Blick auf die Bilder des Opfers, verzog keine Miene.
"Kenn ich nicht.", meinte er.
"Was mich persönlich stutzig macht, da der Gute eine von dir unterschriebene Einladung zu einem Casting bei Alpha Entertainment in seinem Handgepäck spazieren trug.", Namjoon lächelte ihm süffisant entgegen.
Der Clubbesitzer allerdings zuckte nur mit den Schultern: "Dann hatte er das Glück, dass er mal relativ gut aussah.", noch einmal betrachtete er die Fotos. "Damit gehört er zu etwa 15 Leuten, denen ich in der Woche diese Empfehlung aushändige."
"Was springt für dich dabei raus?", hakte Namjoon nach.
Taehyung setzte sein Glas an und lächelte vielsagend.
"Neben einer kleinen Provision von Alpha? Gäste. Hunderte mehr oder minder hübsche Menschen besuchen jedes Wochenende meinen Club in der Hoffnung, dass ich sie in der Menge entdecke und ihnen eine großartige Karriere bei Alpha bevorsteht."
"Als Sänger oder...", Namjoon beendete seinen Satz absichtlich nicht, vielmehr wartete er die Reaktion seines Gegenübers ab.
"Ich bin lediglich der Vermittler. Was passiert, sobald die Castings vorbei sind, ist mir gleich.", gab Taehyung offen zu. "Was mich allerdings wesentlich mehr interessieren würde...", er beugte sich weit über den Tisch, fixierte erst Namjoon mit seinem Blick und wand sich schließlich zu Jin: "Was hat dich bitte geritten, dass du mir einen Bullen in den Club holst?"
Jins Augen weiteten sich, als er Taehyungs eisigem Blick begegnete.
"Augenscheinlich du ihn. Deine Vorlieben sind mir ja dank geschwätziger Liebhaber hinreichend bekannt.", führte er weiter aus, während Jin immer weiter in das Polster der Couch rutschte.
"Ich habe nicht vor, deinen Laden stürmen zu lassen.", erklärte Namjoon ausdruckslos. "Es sei denn, du beherbergst einen Verrückten, der es auf junge Leute abgesehen hat, die in diesen Musikhochburgen trainieren."
"Ein Killer, der Rookies, das Gesicht aufschlitzt?", fragte Taehyung überrascht.
"Unter anderem.", kam die Antwort.
"Wenn ich ihm eine Empfehlung gegeben habe, hatte er vermutlich ein wirklich schönes Gesicht. Welche Verschwendung.", merkte der Clubbesitzer an, inspizierte eines der Fotos eingehender. "Aber wie soll ich euch da helfen?"
"Für den Anfang reicht es wahrscheinlich erstmal, die Augen aufzuhalten und sich umzuhören.", Namjoon zuckte mit den Schultern.
"Ich denke nicht, dass ein potentieller Mörder sich ausgerechnet hierher verirrt, um dann auch noch mit seinen Taten zu prahlen."
"Er will, dass wir es wissen.", erklärte Namjoon und erhob sich zum gehen, zog dabei Jin am Oberarm mit sich, der keinerlei Anzeichen zur Gegenwehr zu haben schien. "Und da du ja sagtest, dass sich hier viele von diesen Tanzschülern rumtreiben."
"Man nennt sie Rookies.", unterbrach Taehyung ihn nachdrücklich. "Vielleicht sollte Jin dir etwas mehr Nachhilfe geben, außerhalb des Bettes."
Der Ermittler musterte ihn erst stumm, ehe er sich zum Gehen umdrehte, Jin im Schlepptau mit sich zog.
"Ihr seid immer herzlich willkommen.", rief Tayhyung ihnen hinterher.
"Das war ja wohl ein Schuss in den Ofen.", knurrte Namjoon.
Jin stolperte ihm unelegant hinterher: "Was meinst du?"
Die Frage schien zuviel für den Ermittler. Er griff nach Jins Schultern und drückte ihn beinahe brutal gegen die Wand. Sein Gesicht war genau auf gleicher Höhe und nur wenige Zentimeter entfernt.
"Was ich meine?", herrschte er ihn an. "Du schleppst mich hierher, stellst mich dieser Oberschwuchtel vor und alles, was wir herausgefunden haben, ist, dass der regelmäßig Überweisungen ins Bordell ausstellt."
Jin hielt den Atem an.
Lag es am Alkohol, dass er das Gefühl hatte, alles würde sich drehen?
"Ab jetzt spielen wir nach meinen Regeln, verstanden?", Namjoon kam noch ein bisschen näher.
Und Jins Knie verwandelten sich allmählich in Götterspeise.
Er konnte nur noch nicken, war nicht mher im Stande zu sprechen.
"Gib mir deinen Autoschlüssel.", forderte Namjoon kalt, setzte nach, als sein gegenüber ihn verwirrt anstarrte: "Du hast getrunken, ich fahre."
DU LIEST GERADE
Artifice //Namjin//
Fiksi PenggemarEr, der junge Journalist, der zum ersten Mal mit der grausamen und blutigen Realität konfrontiert wird, trifft auf den ernsten Ermittler, der eigentlich lieber alleine arbeitet. Werden sie ihre gegenseitige Abneigung und die Streitereien auf Eis leg...