Fingerspitzen, die über seine Haut strichen. Sanfte Küsse. Eine Zunge, die ihn neckte.
Jin hielt den Atem an, genoss jede einzelne Berührung in vollen Zügen.
Immer wieder musste er sich auf die Unterlippe beißen, hätte er doch sonst laut aufgestöhnt.
Mit geschlossenen Augen wand er sich unter den Händen, die ihn so gekonnt verwöhnten, dass er schier verrückt wurde.
So lange hatte er es vermisst.
Vielleicht wollte er deshalb nicht, dass es so schnell endete. Wollte es genießen bis zum letzten Moment. Jede Sekunde auskosten, um nichts zu verpassen.
Es war so gut, wie er es in Erinnerung hatte.
Wenn nicht gar besser. Intensiver.
Je tiefer die Hand wanderte, umso lauter keuchte Jin auf.
Er liebte diesen Mann. So sehr.
Mit jeder noch so kleinen Faser seines Leibes. Und er wollte ihm alles von sich schenken, ihm alles offenbaren.
Die Küsse auf seiner Brust ließen Jin durchdrehen, die Hitze des Körpers direkt über ihm trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und er wusste nicht, wie lange er sich noch zügeln konnte.
Wollte er ihn doch so sehr.
Jin zog sein Gesicht zu sich, versank in einem endlosen Kuss. Sie verschmolzen miteinander, gaben sich einander hin. Mit jeder Bewegung, jedem neuerlichen Stöhnen versanken sie tiefer ineinander, wurden eins.
Mit den Händen erkundete Jin den Körper des anderen, wollte jeden einzelnen Milimeter berühren, sich einprägen.
Lächelnd öffnete er die Augen ein Stück. Er wollte ihn sehen, wenn sie sich endlich so nahe waren.
Zärtlich strich er ihm eine Strähne des blauen Haares aus der Stirn. Von Taehyung.
Kurz blinzelte Jin, zuckte allerdings neuerlich zusammen, als Taemin sich über ihm bewegte.
Was war hier los?
Nach Luft schnappend kniff er die Augen zusammen. War allerdings wenig überrascht, als er plötzlich Jimin vor sich sah. Kurz darauf Eric. Sogar Sejin.
Ihm wurde schlecht.
Nicht wegen der immer schneller wechselnden Gesichter. Die waren ihm egal. Würden sie sich nicht nach und nach in Fetzen ablösen.
Blutig und bis auf den Knochen rutschten die einzelnen Schichten Stück für Stück nach unten.
Augen traten aus den Höhlen und hingen irgendwann nur noch an einer dünnen Sehne.
Den Kopf hin und her schlagend versuchte Jin die Bilder auszulöschen. Doch jedes Mal, wenn er aufs Neue seine Lider öffnete, wurde es nur schlimmer.
Erst als er Namjoons leere Augenhöhlen vor sich sah, schrie er auf, schoss nach oben.
Schwer atmend versuchte er, das Gesehene zu verarbeiten, fuhr sich mit beiden Händen durch das Gesicht.
"Harte Nacht gehabt?"
Jin drehte erschrocken den Kopf zur Seite. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit schrie er geschockt auf.
"Großer Gott!", brüllte er ihm entgegen. "Was zur Hölle tust du hier?"
Namjoon hob skeptisch eine Braue: "Beten und fluchen in einem Satz. Respekt."
Fassungslos starrte Jin den Ermittler an.
Hatte er erst gedacht, er träume noch immer, brauchte sein Hirn etwas länger, um zu begreifen, dass da tatsächlich Namjoon am Bettende stand.
Und ihn stirnrunzelnd musterte.
"Was willst du hier? Wie bist du überhaupt hier rein gekommen?", fragte Jin kurzatmig. Dieser Traum hatte ihn geschafft. Er fühlte sich, als hätte er einen Marathon hinter sich.
"Die Tür war nur angelehnt. Du warst nicht zu sehen und ich hab dich lediglich stöhnen gehört.", erklärte Namjoon tonlos.
Jin stutzte, blickte auf.
"Du hast dir Sorgen gemacht?", fragte er überrascht.
Schulterzuckend drehte der Ermittler sich zum Fenster, öfnnete die Jalousinen, um das mehr oder minder diffuse Licht herein zu lassen.
"Ich wollte dich eigentlich deinen Rausch ausschlafen lassen und nur meine Akte holen.", meinte er.
"Natürlich.", hauchte Jin. Was hatte er auch erwartet. "Sie ist nicht hier."
"Sondern?", Namjoon musterte ihn mit kühlem Blick.
"Da, wo du sie hingeworfen hast. Noch immer im Fußraum des Mercedes.", erneut fuhr Jin sich durch das Gesicht, ehe er die Bettdecke zur Seite warf. "Ich geb dir den Schlüssel, warte."
Vielleicht lag es noch am Restalkohol, den er mit Sicherheit noch im Blut hatte. Vielleicht auch daran, dass er eine Spur zu schnell aufgestanden war.
Zumindest wurde ihm schwarz vor Augen, nachdem er die ersten zwei Schritte getan hatte.
Stöhnend machte Jin sich bereits darauf gefasst, jeden Moment auf dem Boden zu landen, kniff daher angestrengt die Augen zusammen.
Und war mehr als überrascht, als sich blitzschnell ein Arm um seinen Bauch legte und er an einen warmen Körper gezogen wurde.
Jin hielt automatisch den Atem an, als er in Namjoons Augen blickte. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneiner entfernt. Sie waren sich so nahe, dass Jin den Herzschlag des anderen spüren konnte.
"Ich liebe dich.", flüsterte der Blonde so leise, dass er sich nicht sicher war, ob es überhaupt zu hören war.
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Artifice //Namjin//
FanficEr, der junge Journalist, der zum ersten Mal mit der grausamen und blutigen Realität konfrontiert wird, trifft auf den ernsten Ermittler, der eigentlich lieber alleine arbeitet. Werden sie ihre gegenseitige Abneigung und die Streitereien auf Eis leg...