Kapitel 36

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Er hatte nicht gelogen.

Tatsächlich war er noch immer da, als Jin nach dem Duschen wieder zurück ins Zimmer kam.

Allerdings erwartete Namjoon ihn nicht wie erhofft wieder sitzend in dem Sessel.

Der Ermittler schließ tief und fest im Bett.

Auf der Brust sein altbekannter Notizblock. Zumindest einer davon.

Jin hatte vorhin schon, als er den Raum mit den Augen sondiert hatte, gemerkt, dass Namjoon die Teile wohl direkt in der Großpackung kaufte.

Jin trat an das Bett, legte sich vorsichtig zu ihm und schob die losen fliegenden Zettel zur Seite ans Kopfende neben Namjoons Gesicht.

Friedlich wirkte er, wie er da mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen vor ihm lag.

Was wohl gerade hinter seiner Stirn vor sich ging?

Wenigstens kam er endlich mal zur Ruhe.

Hatte Namjoon vorhin eigentlich noch vorgehabt, zum Revier zu fahren, wollte Jin ihn nun ungern deshalb wecken.

Ein paar Stunden Schlaf würden ihm gut tun. Ihnen beiden.

Vorsichtig bettete Jin seinen Kopf auf Namjoons Brust.

Hoffentlich störte ihn das nicht.

Ob es zu viel Nähe war?

Aber gab es wirklich ein zu viel, nachdem sie sich gerade eben noch so nah waren?

Unter der Dusche hatte Jin seine Gedanken schweifen lassen, nochmal über alles nachgedacht.

Über Namjoons Worte. Und besonders seine Berührungen.

Hätte jemand dem Reporter noch vor zwei Monaten gesagt, ein unsagbar heißer Poliziste würde ihm auf so intensive Weise einen Höhepunkt verschaffen. Jin hätte lauthals aufgelacht und ihn für verrückt erklärt.

Nun lag er im Bett dieses erwähnten Polizisten und driftete unter den Tönen von Namjoons gleichmäßigem Herzschlag langsam ins Reich der Träume ab.

Nur ganz kurz wollte er diese Nähe genießen.

Und die Ruhe.

Keine Morde, keine Tatorte. Keine Besuche in merkwürdigen Clubs.

Unsanft wurde er vom Lärm des Müllauto geweckt. Das lautstarke Klappern und die Schreie der Arbeiter hallten bis zum Fenster hinauf.

Das eigentlich geschlossen war, wie Jin feststellte, als er stirnrunzelnd die Augen aufschlug und sich erstmal zurechtfinden musste, wo er sich eigentlich befand.

Nach und nach begann sein Hirn, die Tätigkeit wieder aufzunehmen und einzelne Fragmente von Erinnerungen der vergangenenen Nacht zu einem Ganzen zusammenzusetzen.

Jin war bei ihm.

Noch immer lag er neben einem tief und fest schlafenden Namjoon, der höchstwahrscheinlich schon so sehr an den Verkehrslärm vor seiner Tür gewöhnt war, dass ihm das nicht enden wollende Gehupe und die genervten Schrei er Passanten nichts mehr ausmachten.

Jin dagegen hatte das Gefühl, jeden Moment müsse sein Kopf platzen und er nahm sich fest vor, dass er ab jetzt nur noch in seiner mit schallisolierten Fenstern ausgestatten Wohnung aufwachen wollte.

Selbstverständlich mit Namjoon neben sich.

Falls der das überhaupt wollte.

Und das gestern ernst gemeint war.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt