Kapitel 92

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Sein Kopf schmerzte gar nicht mal so sehr, wie er eigentlich vermutet hätte.

Wahrscheinlich war er langsam so an den ständigen Alkohol gewöhnt, dass sein Körper die leidigen Begleiterscheinungen am nächsten Morgen einfach akzeptierte.

Vielleicht lag es auch daran, dass Jin sich gerade unglaublich wohl fühlte und somit einem möglichen Kater gar keine Chance geboten wurde.

Jetz lag er hier, genoss eingehüllt in seine Bettdecke die Wärme, während der Regen gegen die Fensterscheibe prasselte und ließ die vergangene Nacht Revue passieren.

Er war betrunken. Sehr sogar.

Taehyungs Barkeeper schien nicht gerade sparsam zu mischen. Kein Wunder, dass die Preise so öbszön hoch waren. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, das Glas immer und immer wieder aufzufüllen.

Und Jin daher kaum noch eine Erinnerung an den Abend hatte. 

Seufzend drehte der Reporter sich um.

Nur um wie vom Donner gerührt zurückzuschrecken.

Das dürfte nicht sein. Er träumte sicherlich noch.

Aber warum fühlte es sich dann so real an? Warum spürte er dann die Körperwärme von Namjoon?

Er lag neben ihm.

So nah.

Und er hatte nichts an.

Verdammt, warum lag Namjoon nackt neben ihm?

Ein kurzer Blick von Jin unter die Bettdecke offenbarte ihm, dass auch er selbst lediglich seine Boxershorts trug.

Hatten sie etwa...

Erschrocken wich er zurück, verlor dabei den Halt und rutschte rücklings vom Bett herunter.

"Was machst du für einen Lärm?", murmelte Namjoon verschlafen, zog sich dabei die Bettdecke bis hoch zur Stirn.

"Was tust du hier?", stotterte Jin, klang beinahe hysterisch. "Und wieso hast du nichts an?"

Großer Gott, sie werden doch wohl nichts dummes angestellt haben.

Er war betrunken, in Ordnung. Aber konnte man sich ernsthaft so abschießen, dass man sogar Sex vergaß?

Krampfhaft durchforstete der Reporter sein Gedächtnis.

Namjoon hatte ihn aus dem Purple Heart abgeholt, das wusste er noch. Auch, dass sie beide mit dem Auto gefahren waren und der Ermittler ihn bis in die Wohnung gebracht hatte.

Danach war alles schwarz.

Die letzte Erinnerung war der Weg ins Schlafzimmer. 

Zwar hatte Namjoon ihn gestützt, aber da war nichts erregendes oder gar lustvolles. Und sie hatten beide noch was an.

Jin spürte, wie ihm heiß und kalt zugleich wurde.

Wie konnte es bitte so weit kommen? Er war doch nicht so einer.

Ja, er wollte Namjoon. So sehr.

Aber doch nicht auf diese Art. Sondern komplett. Mit einer Beziehung.

"Haben wir...", fragte Jin vorsichtig, konnte den Satz aber nicht einmal zu Ende aussprechen, so sehr schämte er sich.

"Was? Ob wir gevögelt haben?", erwiderte Namjoon. Seine Stimme klang gedämpft, hatte er doch das Gesicht halb im Kissen vergraben.

Der Blonde nickte erst, fügte dann jedoch hinzu: "Ich mache sowas eigentlich nicht. Normalerweise habe ich keine Affäre oder sowas."

"Das klang gestern Abend aber noch ganz anders.", grinsend setzte der Dunkelhaarige sich auf, legte den Kopf schief. "Du hast mir ein wirklich unmoralisches Angebot gemacht."

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt