Kapitel 38

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Jin konnte regelrecht hören, wie Namjoon mit den Augen rollte.

"Na prima. Der nächste Selbstdarsteller.", knurrte er.

Taehyung lustwandelte den kurzen Gang zu ihnen entgegen, schob seine Sonnenbrille mit dem Zeigefinger nach oben und setzte einen theatralisch vorwurfsvollen Blick auf.

"Mir wurde doch tatsächlich mehrfach zugetragen, dass mein Erscheinen hier erwünscht ist.", er griff sich mit der Hand an die Brust. "Eigentlich hatte ich ja auf eine persönlich Einladung gehofft."

Namjoon hob skeptisch eine Augenbraue. 

Nicht nur weil Taehyung ihn auffordernd angrinste, sondern plötzlich sogar einen Schritt auf ihn zumachte: "Das ist doch tatsächlich das erste Mal, dass ich dich offiziell mit Waffe sehe.", stellte er staunend fest, zwinkerte Jin direkt zu: "Ich beneide dich, Seokjin. Du musst mir bei Gelegenheit und einem Gläschen Champagner unbedingt erzählen, ob er mit seiner Kanone auch umgehen kann."

Darauf wollte Jin nun lieber nichts erwidern. Er lächelte freundlich, aber ausweichend.

"Warum bist du von der Party abgehauen?", unterbrach Namjoon den ausufernden Monolog des Barbesitzers.

Dieser hob entschuldigend die Hände: "Ich kann kein Blut sehen?"

"Und Jins Freund auch nicht?", hakte der Ermittler ungerührt fort.

Scheinbar hatte er einen wunden Punkt getroffen. Taehyung blickte sofort zu Jin. Der Ausdruck in seinen Augen war beinahe flehend, was der Reporter schwer nachvollziehen konnte.

"Ich wollte nicht, dass er irgendwas sieht.", erklärte der Blauhaarige in nun wieder vollkommen normaler Stimmlage ohne übertriebenes Getue. "Er ist jetzt zu Hause, nachdem wir nochmal in einem Burgerladen waren. Ich hab ihm gesagt, dass Idolpartys immer so beendet werden. Keine Ahnung, ob er es mir geglaubt hat."

Jin nickte: "Ich danke dir."

Das entsprach der Wahrheit. 

Dem Reporter lag nichts näher, als Jungkook aus diesem ganzen Chaos rauszuhalten.

Namjoon räusperte sich zur Aufmerksamkeit: "Ich nehme an, du hast nichts mitbekommen? Obwohl du direkt nebenan in dem Raum warst?"

Taehyung schüttelte den Kopf: "Ich hab mit Kookie Playstation gespielt."

Jin musste sich ein Grinsen verkneifen. Nicht nur, dass er ihm schon einen Spitznamen verpasst hatte. Der Clubbesitzer schien hinter seiner extrovertierten bunt glitzernden Maske doch ein ganz normaler junger Mann zu sein.

"Mehr nicht?", die Zweideutigkeit in Namjoons Stimme war deutlich erkennbar.

"Er ist noch minderjährig. Was hälst du von mir?", stritt Taehyung vehement ab.

"Du bist Besitzer eines Clubs, den Minderjährige besuchen, lässt den Drogenhandel darin zu und verdienst nebenher an illegaler Prostitution mit.", zählte der Ermittler an seinen Fingern ab.

"Ein paar Klischees muss ich schon bedienen. Der Optik wegen, du verstehst?", er verfiel wieder in sein Schauspiel. "Aber bei so zarten unschuldigen Blumen, deren Knospe noch nicht ganz geöffnet ist..."

"Blumen?", Jin stutzte. 

Taehyung grinste schief: "Der Vergleich ist zu weiblich, oder?"

"Ich weiß nicht. Vielleicht etwas.", antwortete er. Doch die Ausdrucksweise, die der Blauhaarige an den Tag legte hatte ihn aufhorchen lassen. 

Wenn ihm etwas bei all den Tatorten aufgefallen war, dann die Schwäche des Mörders für Blumen. Lilien, um genau zu sein. Dem Zeichen für Unschuld.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt