Kapitel 89

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Jin konnte sich nicht helfen. Jedesmal, wenn er das riesige Backsteingebäude sah, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.Er hatte einfach zuviel von Alpha gehört und teilweise selbst miterlebt. Und dass hier jetzt ein neuerlicher Mord geschehen war, machte die Sache nicht unbedingt besser.

Wahrscheinlich würde er die Agentur nie wieder mit Musik in Verbindung bringen.

"Wieso ist hier nichts abgesperrt?", fragte Namjoon knurrig den erstbesten Streifenpolizisten, der ihm begegnete.

Tatsächlich war dieser Tatort auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen.

Weder markierten Bänder oder Schranken den Bereich, noch waren Polizeiwagen zu sehen. Auch der junge Beamte hatte seine Mütze abgenommen und verdeckte die Uniform mit einem Regencape.

Unsicher blickte er zu dem Ermittler auf: "Die Manager der Agentur haben uns darum gebeten. Es soll kein Aufsehen erregt werden."

"Kein Aufsehen? Hier wurde ein Mord begangen!", blaffte Namjoon ihn wütend an. "Seit wann nehmen wir da Rücksicht auf mögliche Verdächtige?"

"Revierleiter Sejin hat das angeordnet.", stotterte der Polizist. Er war so eingeschüchtert, dass er sich nicht einmal traute, seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.

"War ja klar.", presste Namjoon mit zusammengebissenen Zähnen heraus und drängte sich an dem jüngeren und auch wesentlich kleinerem vorbei in Richtung Haupteingang.

Sofort kam eine schick angezogene stark geschminkte Frau auf sie zu.

Kopfschüttelnd bat sie: "Bitte nutzen Sie einen der Seiteneingänge. Wir haben gerade einen Workshop und..."

Namjoon ließ sie gar nicht erst zu Ende reden.

Die Augen zu Schlitzen verengt trat er bis auf wenige Zentimeter vor sie und sprach mit eisiger Stimme: "Wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie wegen Behinderung der Polizeiarbeit direkt jetzt verhaften lasse, geben Sie den Weg frei."

Die Frau schnappte aufgeregt nach Luft, griff sich theatralisch an die Brust und blickte hilfesuchend zu Jin, der jedoch nur stumm mit den Schultern zuckte.

Was sollte er auch tun?

Erstens wusste er, wie Namjoon sein konnte. Und außerdem hatte er selbst überhaupt keine Lust, dem Ermittler einen Anlass zu geben, ihn ebenso anzugehen.

Auch wenn Jin sich eingestehen musste, dass es schon ziemlich heiß war, wenn der Dunkelhaarige den bösen Bullen spielte.

"Wo liegt die Leiche?", erkundigte Namjoon sich knapp bei der noch immer völlig verstörten Frau, die einfach nur stumm auf eine Treppe zeigte, welche nach unten führte.

Jin folgte, natürlich in gehörigem Abstand, dem Ermittler, besah sich dabei die Umgebung. Die Inneneinrichtung wirkte wie in jedem anderen größeren Bürogebäude.

Auch die Trainingsräume schienen denselben Architekten zu haben wie GS. Vielleicht gab es einfach Vorgaben, die erfüllt werden mussten, woduch eine gewisse Symetrie entstand.

Je näher sie dem eigentlichen Tatort kamen, umso mehr Polizeibeamte und Mitarbeiter der Spurensicherung waren zu sehen.

Wenigstens hier unten ließ sich keiner von irgendwelchen hochrangigen Managern von der Arbeit abhalten.

"Da seid ihr ja endlich.", Yun kam ihnen aufgeregt entgegen gerannt.

Unbewusst biss Jin sich auf die Unterlippe, als er ihrem Blick begegnete. Immerhin wusste er jetzt, dass sie eine Beziehung mit Sejin hatte.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt