Kapitel 20

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Namjoon fixierte ihn mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen.

"Hatte ich vorhin nicht gesagt, ab jetzt bestimme ich die Regeln?", knurrte er mit tiefer Stimme,

deren Bass in Jins Körper vibrierte.

"Aber...", wollte er erwidern, wurde jedoch direkt von seinem Gegenüber unterbrochen.

Der ihn daraufhin noch finsterer ansah und sich seinem Gesicht noch ein Stück näherte.

"Ich bin der Bulle.", Namjoon war wütend, jeder seiner Muskeln angespannt. "Und deshalb tust du,
was ich sage. Verstanden?"

Jin konnte nur stumm nicken.

Nicht, weil er dem nichts entgegen zu setzen hatte. Ihm wären sofort dutzende Gegenargumente
oder dumme Sprüche eingefallen, die er dem Ermittler an den Kopf werfen hätte können.

Aber er wollte nicht.

Jetzt in diesem Moment nutzte er seine noch verbliebene Kraft lieber, um seinem Körper mitzuteilen, nicht vollends die Kontrolle zu verlieren.

Und besonders einem speziellen Teil seines Körpers stellte er in Gedanken den Auftrag nicht hart zu werden. Alles, nur das nicht.

"In Ordnung. Hätten wir das geklärt.", Namjoon stieß sich von der Tür ab, drehte sich abrupt weg.

Und Jin konnte endlich wieder ausatmen.

Dieser Typ machte ihn fertig. Wie konnte jemand so schnell seine Stimmung ändern?

Der Reporter holte ein paar Mal tief Luft, um sich, und besonders seinen Körper, wieder zu beruhigen.

Neugierig schaute er sich um.

"Ist das dein Büro?", fragte er, begutachtete dabei den kleinen Raum, der zugestellt mit Aktenschränken war.

"Sieht so aus, oder nicht?", Namjoon hatte es sich bereits hinter einem schweren Holzschreibtisch bequem gemacht, den man eher am Arbeitsplatz eines erfolgreichen Managers vermutet hätte und nicht ausgerechnet in einem zugestellten Amtszimmer eines Polizisten.

Jin beäugte neugierig eine große Tafel, auf der mehrere Fotos und Stadtpläne angebracht waren. Zu jedem einzelnen Bild stand etwas stichpunktartig darunter geschrieben.

"Das sieht aus wie in den Krimis, dich ich immer anschaue.", rief er begeistert aus.

Er ignorierte das fassungslose Seufzen von Namjoon.

"Du hast zu jedem Opfer die Daten.", stellte er bewundernd fest. "So viele Informationen."

"Die alle in diesen vier Wänden bleiben.", in der Stimme des Ermittlers schwang eindeutig eine Drohung mit.

Für wie dumm hielt er ihn eigentlich? Sicher, er war Journalist, aber auch er hatte Grenzen und Prinzipien, die er nicht übertreten wollte.

Egal, wie gut die Geschichte ist.

"Natürlich.", nickte er daher vehement. "Ich will diesen Typen genauso schnappen."

"Bisher wissen wir nicht einmal, ob der Täter überhaupt männlich ist.", erwiderte Namjoon, übertrug dabei die unkenntlichen Abkürzungen aus seinem Notizheft in einen Ordner.

"Traust du sowas einer Frau zu?", Jin war so fasziniert von dem Anblick des konzentriert schreibenden Ermittlers, dass er ewig hätte zusehen können.

"Auch Frauen töten.", erwähnte Namjoon wie beiläufig, als er in einem weiteren dicken Ordner blätterte.

Das erklärte wohl auch, warum der Schreibtisch so chaotisch war und vor Akten, Unterlagen und einzeln herum fliegenden Notizzetteln beinahe zusammenbrach.

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt