Kapitel 114

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Alarmiert drehte Namjoon sich mehrmals in dem Raum.

Als könnte er so doch noch in irgendeiner versteckten Ecke den verschwundenen Sänger finden. Was albern war.

In dem fensterlosen Zimmer standen lediglich ein kleiner Tisch und zwei Stühle. Niemand hätte sich hier verstecken können.

Jin überblickte die Situation, entdeckte auf dem Tisch neben einzelnen losen Dokumenten auch die Digitalkamera, die er damals von Namjoon erhalten hatte.

Diese blinkte, was bedeutete, dass sie vor kurzem noch eingeschaltet war.

"Er hat die Fotos entdeckt.", stellte der Reporter schockiert fest. Und fügte beim verständnislosen Blick des Ermittlers hinzu: "Die ich vom Tatort gemacht habe. Sie waren auf der Kamera."

"Verdammte Scheiße!", Namjoon trat mit voller Wucht gegen einen der beiden Stühle, dass dieser durch den Raum geschleudert wurde und mit einem lautstarken Knall gegen die gegenüberliegende Wand prallte.

Erschrocken zog Jin den Kopf ein.

"Tut mir leid. Das ist meine Schuld.", versuchte er sich zu entschuldigen.

"Schuld hat nur der, der Taemin laufen lassen hat.", frustriert fuhr Namjoon sich schnaubend mit beiden Händen durch das Gesicht.

"Ist alles in Ordnung bei euch?", fragte ein junger Polizist, der vorsichtig den Kopf durch die Tür steckte. Sein Gesichtsausdruck, mit dem er Namjoon bedachte, sprach Bände.

"Der Verdächtige, der hier drin war, wo ist der hin?", blaffte dieser den jungen Beamten an. "Grünliche Haare? Schmollmund? Melancholischer Blick, der einen dazu bringt, Mitleid zu empfinden, obwohl dieser Wichser das gar nicht verdient hat?"

Nicht nur  Jin starrte ihn verwirrt an.

"Der ist vor fünf Minuten weg. Es lag ja kein Haftbefehl gegen ihn vor und ihr schient fertig zu sein.", antwortete der Polizist nach einigen Sekunden, in denen er sein Gegenüber perplex musterte.

Namjoon klappte förmlich die Kinnlade herunter, ehe er lospolterte: "Bin ich hier nur von Vollidioten umgeben?"

Er stieß den überraschten Polizisten zur Seite, stürmte auf den Gang hinaus.

"Er ist ohne Auto hier, also kann er nicht weit kommen.", fluchend rannte er Richtung Haupteingang.

Blieb jedoch abrupt stehen, als plötzlich Sejin aus seinem Büro trat, den Weg so versperrte.

"Was hast du vor, Namjoon?", er klang müde, seine Augen jedoch nahmen jede noch so kleine Bewegung wahr.

"Geh mir aus dem Weg.", knurrte der Ermittler bedrohlich. "Hast du nicht schon genug angerichtet?"

Sejin schüttelte den Kopf: "Was willst du tun, wenn du ihm gegenüber stehst? Was soll sich ändern?"

"Er weiß wahrscheinlich, wer der Mörder ist.", schaltete sich nun auch Jin ein.

Namjoon lachte trocken auf, schloss für einen winzigen Moment die Augen. Als ob er noch einmal darüber nachdenken musste, ob es wirklich eine gute Idee war, was er als nächstes vorhatte.

Ohne Vorwarnung packte er Sejins Schultern, stieß ihn gegen den Türrahmen seines Büros.

"Die Zeiten, in denen du nur die Hände in den Schoß gelegt hast und zugesehen, sind vorbei.", erwiderte der Ermittler eisig. "Hättest du genug Eier in der Hose gehabt, hättest du das alles hier verhindern können."

"Ich hab es doch versucht!", rechtfertigte sich Sejin lautstark. 

Namjoon verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln, was den Revierleiter dazu brachte, in weitaus traurigerem Ton hinzuzufügen: "Er wollte nicht gerettet werden. Hätte ich ihn zwingen sollen?"

Artifice //Namjin//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt