Mysteriöse Gestalten und ein kranker Kevin

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~Vanessa~

Heute stand Berlin an der Tagesordnung, doch das Konzert stand nicht in guten Sternen.
Kevin kränkelt schon seit ein paar Tagen, doch seit heute morgen hatte es dem Armen richtig erwischt.
Mit hohem Fieber schwankte die Giraffe über die Bühne beim Soundcheck, traf dabei keinen einzigen Ton, die Screams ließ er gleich weg.
Besorgt beobachtete ich das Szenario vom Bühnenrand her aus.
Jappo gesellte sich zu mir, ebenfalls besorgt.
"Er wird das Konzert heute Abend nicht überstehen", flüsterte er zu mir, bevor er auf die Bühne trat, "Jungs es macht keinen Sinn."
Die Instrumente verklangen augenblicklich.
"Kevin du kannst so nicht singen", sprach Jappo mitfühlend.

Schockiert wanderte mein Blick zur Empore am anderen Ende der Halle.
Gut versteckt saßen dort zwei Gestalten komplett in schwarz geleitet , die ich nicht erkennen konnte.
Ihre Blicke richteten sich auf die Bühne, mich beachteten sie gar nicht, wohl eher hatten sie mich noch nicht gesehen.
Wer war das?
Wussten die anderen davon?
Wie waren sie hier rein gekommen?

"Aber ihr könnt doch ohne mich nicht spielen", meinte Kevin unter Husten, wobei Jappo angeekelt das Gesicht verzog.
"Kevin leg dich schlafen und kein wieder Wort!", meinte Jappo, "Wir werden es schon schaffen."
Mit gesenkten Kopf trat er den Rückzug an.
Wusste die Giraffe, dass er recht hatte.
"Jetzt macht erstmal Mittagspause", klatschte Simon in die Hände, "Wir suchen dabei nach einer Lösung, wie das Konzert trotzdem statt finden kann."
Bedrückt und sichtlich schlecht gelaunt verlassen die Fünf die Bühne, die größer war als die vorherigen Bühnen.
Genauso beeindruckend wie die Stadt selbst, auch wenn wir keine Zeit hatten sie uns an zu sehen.
Galt es ein weitaus größeres Problem zu lösen, weshalb ich auch nicht die Gestalten auf der Empore erwähnte.
Vielleicht hatte ich sie mir auch nur eingebildet.
Angeregt unterhielten wir uns um den Tisch, wobei ich auf den Beinen meines Freundes sitzte, da sonst nicht genug Platz war.
"Was gibt es da eigentlich noch zu überlegen", plaffte Daniel, "Ohne Kevin können wir nicht spielen!"
"Wir können das Konzert aber auch nicht absagen", warf David ein.
Ich seufzte schwer.
Schlimmer als jeder Zicken- Krieg.
Plötzlich richteten sich alle Augen auf mich, ein sanftes Lächeln auf allen Lippen.
Irritiert blickte ich in die Runde.
Was war denn hier jetzt los?
"Ich glaube wir haben alle die gleiche Idee", meinte Daniel.
Ein einstimmiges Nicken machte die Runde.
"Vanessa wird Kevins Parts übernehmen", legte sich Simon im Stuhl zurück, " Dass du es kannst, hast du ja oft genug gezeigt."
Schockiert starrte ich ihn an.
"Ja", freudig reiste Danskimo die Arme in die Luft und bettelte wie ein kleines Kind, "Können wir unser Rammstein- Cover spielen? Bitte!"
"Von mir aus", lachte Jappo.
Der Gitarrist hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass wir irgendwann dieses Lied auf der Bühne spielen würde.
Heute würde sein Wunsch endlich in Erfüllung gehen.
"Dann müssen wir ja den Soundtrack noch ein Mal machen", stöhnte Pascal genervt, "Wenn Vanessa jetzt singt."
"Worauf warten wir noch?", sprang Dans voller Euporie auf und stürmte hinaus.
Wir brachen in Lachen aus.
"Kann es wohl kaum erwarten Engel zu spielen", meinte ich und bewegte mich ebenfalls Richtung Bühne.
"Noch einen Soundcheck?", genervt setzte sich der Tontechniker erneut hinter sein Mischpult.
"Jep", kommentierte Daniel, "Sänger wechsel. Kevin kann ja in diesem Zustand nicht auftreten."
Die schwarzen Gestalten saßen noch immer an Ort und Stelle, während ich am Bühnenrand auf das Mikrofon wartete.
Doch ich konnte etwas in ihren Gesichtern erkennen.
Neugier.
Die Frage blieb allerdings immer noch.
Wer war das?
"Brauchen wir auch ne neue Setlist?", brüllte der Techniker quer durch die Halle.
"Wieso?", warf ihn David an den Kopf.
Der Techniker war noch sehr jung und zum ersten Mal heute dabei.
"Na, ja ich dachte bei einem neuen Sänger?", er zuckte mit den Schultern.
Jappo drückte mir das Mikrofon in die Hand, was er endlich gefunden hatte.
"Kann losgehen!", brüllte er neben mir.
Die ersten harten Gitarren- Riffs ertönten aus den vielen Boxen.
Hastig erklomm ich die kleine Trepppe zur Bühne.
Der Blick des Technikers unvergesslich, seine Kinnlade war hinunter geklappt und die Gestalten rissen erstaunt die Augen weit auf.
Mit einem Mädchen hatten sie wohl nicht gerechnet.
Vor allem nicht bei dieser Musikrichtung und Gesang.
"Put your motherfucking hands in the sky", screamten Sushi und ich synchron in die Mikros, wobei wir uns lächelnd ansahen.
Ich glaube diesen Abend werde ich so schnell nicht mehr vergessen.
Wir alle.

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt