Videodreh

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~Kevin~

Mit einem Käsebrot in der Hand machte ich mich auf den Weg zum Set. Ungeduldig warteten dort die anderen bereits in einem Kreis. Pascal lächelte mich liebevoll an, während der Rest mich grimmig anblickte. Gleichgültig zuckte ich beiläufig mit den Schultern und aß das letzte Stück des Brotes.
„Dann können wir ja endlich anfangen“, erhob Jappo die Stimme, „Wir fangen mit der Szene an als Sushi erkennt, dass sich Vanessa geändert hat und holt sie aus der wütenden Menge hinaus, die sie anpöbeln und schubsen.“
Nach diesen Worten bezog jeder seinen Posten. Das kleine blondhaarige Mädchen stand völlig hilflos vor einer der Holzhütten. Die Klappe fiel für den dreh. Till war der Erste der auf sie zukam und beherzt schubste. War ja klar.
Sushi verschwand um wenige Augenblicke später auf einem schwarzen Pferd wieder zu kommen. Wo hatte er das Pferd her?
Elegant zog er seine Freundin hinter sich hoch und gab dem Pferd die Sporen um kurze Zeit später wieder anzuhalten.
„Das war grandios“, schwärmte Simon ausgelassen, wobei seine Augen strahlten, „Jetzt reitet ihr durch den Wald bis zu der kleinen Lichtung, die ich euch gezeigt habe, dort steigt ihr vom Pferd ab und du küsst sie.“ Wir rannten hinter den Beiden her, doch konnten wir sie nicht aufhalten. Weshalb das Dorf die Verfolgung aufgab und sie davonziehen ließ. Atemlos stemmte ich meine Arme auf die brennenten Oberschenkel. Laufen war definitiv anstrengender als Fliegen. Sushi half Vanessa vom Pferd und schloss sie sangt in seine Arme. Liebevoll vereinigte er die Lippen, wobei die Beiden genüsslich die Augen schlossen. Ich legte Pascal einen Arm um seine Hüfte. Überrascht blickte er mich verwirrt an. Bevor der Orangehaarige irgendetwas sagen konnte, legte ich meine Lippen auf seine. Verschmitzt lächelte mich der Gitarrist an.
„Es ist Drehschluss!“, verkündete Till, „Das Video ist abgedreht!“ Schallender Jubel brach aus.
„und was wollen wir machen?“, ertönte Daniels Stimme fragend.
„In die Kneipe von gestern Abend gehen!“, folgte prompt die Antwort von Danskimo.
„Ich will aber noch duschen!“, meckerte Richard.
„Das wollen wir doch alle!“, konterte David.
Abrupt kehrte Stille ein und wir beobachteten uns argwöhnisch.
15 Leute wollen duschen und es gab nur zwei Badezimmer.
Der Kampf begann, jeder wollte der Erste sein.
Wie die verrückten rannten wir durch den Wald zurück zur Holzhütte. Lachend stellte ich Flake ein Bein, der elegant im Knöchelhohen Gras landete. Gleichzeitig rammte der Berg Till mich, wovon ich das Gleichgewicht verlor und ebenfalls in das Gras biss. Vanessa saß auf Sushis Rücken, der trotz der kurzen Beine ziemlich schnell unterwegs war.
In der Holzhütte standen dann lange Schlangen vor der Tür.
Ich hatte das Gefühl, dass jeder der sich im Bad befand extra langsam machte, aber das Spiel konnte ich auch spielen.
„Kevin mach mal hinne!“, drängelte Till, den ich überholt hatte, nachdem er über einen Baum gestolpert war, „ich muss Pissen!“
Quälend langsam zog ich meine Klamotten an.
Nach weiteren 10 Minuten schloss ich die Tür grinsend auf.
Till rannte an mir vorbei, schloss hektisch die Tür ab und ließ dann dem Wasser freien Lauf. Ich lachte nur.
„Ja, ja lach du nur“, kam es von ihm, „Steh du nächstes Mal 20 Minuten vor einer geschlossenen Tür und musst Pinkeln!“
„Dann gehe ich einfach nach draußen in den Wald“, antwortete ich freundlich.
Nach drei Stunden hatten es endlich alle geschafft sich fertig zu machen und wir machten uns auf den langen Weg in die Kneipe.     

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt