Alkohol und ein ungutes Gefühl

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~Sushi~

Wie Frauen beim Shoppen liefen wir kichernd durch die Straßen von Berlin. Der Unterschied war allerdings, dass wir keine Klamottenläden unsicher machten, sondern unzählige Kneipen und Bars. Aus einer Kneipe wurden wir hochkant hinausgeschmissen, da wir den Alkoholvorrat fast versoffen hatten. Ungläubig starrte uns der junge Barkeeper an, der hinter dem Tresen neues Bier zapfte.
„Seid ihr sicher, dass ihr das noch trinken wollt?“, skeptisch hob er eine Augenbraue an, „Das ist euer 10.!“ Prüfend blickte er in die Runde, suchte wahrscheinlich nach irgendwelchen Anzeichen, dass wir ordentlich voll waren, doch da würde er vergebens suchen.
„Ach, Junge“, lachte David, „Es gibt noch so viel, dass du lernen musst.“ Verärgert verengte er die Augenbrauen, verstand er doch nur Bahnhof.
„Es gibt Geheimnisse auf der Welt wovon du lieber nicht etwas weit“, meinte ich belanglos.
Der Barkeeper beugte sich über den dunklen Tresen und funkelte uns böse an. Die Kneipe war leer bis auf uns. Kein Wunder am frühen Nachmittag, kamen die meisten Gäste doch eher abends.
„Was wird hier gespielt?“, fauchte er schon fast, „Was für Geheimnisse wovon ich besser nichts wüsste!“ Irgendwie wurde mir der Typ unheimlich, schien aber völlig normal zu sein.
Täuschte der Schein nur?
„Ach nichts Welt bewegendes“, gelangweilt ließ Daniel eine kleine Flamme über seine Hand tanzen.
Der Junge riss schockiert seine Augen weit auf.
„Was zum Teufel?“, stammelte er, „Wie geht das?“
„Wie schon gesagt es gibt Sachen wovon du besser nicht etwas weißt.“ Ich beglich die Rechnung, bevor wir an die frische Luft nach draußen traten. Irgendetwas gefiel mir an diesem Jungen nicht, doch ich konnte nicht sagen was.
Bildete ich mir das alles bloß nur ein? Steckte doch vielleicht etwas dahinter?
Mein ungutes Gefühl ihm gegenüber wollte allerdings nicht verschwinden. Rasch schob ich die Gedanken und Gefühle beiseite, es gab wichtigeres, als sich um einen jungen Barkeeper Sorgen zu machen, der völlig grün hinter den Ohren war.
„Wir sollten zurück gehen“, meinte Danskimo, nachdem er ein Blick auf seine Uhr geworfen hatte.
„Gute Idee“, stimmte David zu, „Weiß jemand wo es lang geht?“
„Dein Orientierungssinn lässt echt zu wünschen übrig“, lachte ich und übernahm die Führung zur nächsten Straßenbahn, einige Kreuzungen weiter.
Die Bahn war verhältnismäßig leer, somit auch ruhig was wir vier herzlich begrüßten. Nach elf Stationen kamen wir an der Halle an, huschten unbemerkt an der riesigen Schlange Fans vorbei. Über den Eingang prangte das Schild. Heute: Eskimo Callboy Ausverkauft. Ein Lächeln schlich auf meine Lippen, die Wände würden heute Abend ordentlich wackeln. Wie wohl das Rammstein- Cover bei ihnen ankommen wird? Wir spielten es als erste Zugabe, da wir uns noch umziehen mussten. Die Fans werden lachen müssen. Ob es die Rammsteiner irgendwann auch sehen werden?
Am Buffet lud ich mir den Teller ordentlich voll, wer weiß wann es das nächste Mal was zum Essen gibt. Vanessa und Jappo kamen lachend in den Raum und bauten ebenfalls Türme von Essen auf ihren Tellern. Meine Freundin gab mir einen liebevollen Kuss auf die Wange, während sie sich neben mich setzte. Womit hatte ich sie bloß verdient? „Und wie war es in der Stadt?“, ihre Augen funkelten unaufhörlich. „Super“, schaltete sich David ein, „Wir haben einer Kneipe fast den ganzen Alkoholvorrat leer getrunken.“  Schockiert riss sie die Augen auf, bevor sie einen Lachanfall bekam und uns alle ansteckte.
„Ihr Fässer ohne Boden“, amüsiert zwinkerte sie mit einem Auge.
„Das muss ja gerade die Richtige sagen“, betrat Simon den Raum, woraufhin sie eine rötliche Farbe im Gesicht annahm.
„Und was hast du so gemacht, meine Liebe?“, stellte ich die gegen Frage. „Jappo geholfen die Gitarren wegzuräumen“, strahlte sie, was mein Herz erweichte, „Und eine Akustik- Session gemacht.“
„Ey, für mich singst du nie!“, gespielt beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust.
„Das kann ich ja noch nachholen, wenn wir wieder zu Hause sind“, raunte sie in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut bereitete.
„Ich freu mich schon drauf“, flüsterte ich in ihr Ohr.
„Keine zweideutigen Gespräche am Tisch!“, warf Daniel ein, „Hier wollen welche essen und keine Bettgeschichten hören.“
Perplext starrte ich ihn an und lächelte unschuldig.
„Wir dich nicht“, meinte ich, „Wir sind dich anständige Menschen.“ Meine Freundin konnte man schon mit einem Stopp- Schild vergleichen, was die andern sichtlich amüsierte. Noch ein paar Stunden, dann würden wir auf der Bühne stehen und meine Freundin zum ersten Mal ein ganzes Konzert lang, sie würde nicht von meiner Seite weichen diesen Abend. Mein Herz machte freudige Luftsprünge bei diesem Gedanken, verspürte jedoch gleichzeitig auch Eifersucht.
Jappo ließ sie nicht aus den Augen, sie klebten förmlich an ihr. Hatte er ein Auge auf sie geworfen? Nein, das konnte nicht sein, ich bilde mir bloß nur etwas ein. Oder doch nicht? Übte sie auf andere Männer eine magische Anziehungskraft aus? Sie war ein Drache, dass konnte nicht sein. Wir lebten viel länger als normale Menschen. Sie sind nur gute Freunde, die sich prima verstanden. 
       

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt