Paintball

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~Kevin~

Gemütlich schlich ich auf der Landstraße nach Gelsenkirchen.
Der Fahrschüler machte meine Fahrweise rasant, wodurch er vom Lehrer andauernd beruhigt werden musste. Pech wenn eine Durchgezogenen Linie die Straße schmückte.
Pascal war die Situation mehr als peinlich, hätte der Orangehaarige bereits ordentlich auf das Gas- Pedal gedrückt und wäre schon längst über alle Berge.
Wann wurde man denn schon mal von einem Fahrschulauto an gehupt? Mein Freund bestimmt nicht.
„Schatz, geht das nicht schneller?“, nörgelte er.
„Hier ist 70 und ich fahre 70“, grinste ich, „Zudem finde ich es total amüsant wie sich der Fahrschüler aufregt.“ Pascal linste mit einem Lächeln auf den Lippen in den Rückspiegel. „Stimmt“, er lachte kurz, „Der Lehrer kann ihn ja kaum beruhigen.“
Nach fünfzehn Minuten parkten wir vor Sushis Haus und klingelten.
Lange musste man nicht warten bis sich die Tür öffnete.
„Bereit auf eine Niederlage?“; begrüßte uns Vanessa freundlich.
„Mit Sicherheit nicht“, stemmte ich gespielt beleidigt meine Hände in die Hüfte, bevor ich sie liebevoll in meine Arme schloss.
Hinter ihr tauchte Sushi auf, der hektisch in seine Schuhe schlüpfte. „Wir können“, meinte er, wobei er sich Portemonnaie und Schlüssel in die Jackentasche steckte.
„Auf zum Paar- Duell“, lachte ich. „Eher ein Paar- Kampf“, verbesserte Sushi, während er einen Arm um die Schulter seiner Freundin legte.
Nach wenigen Minuten parkten wir auf einem Parkplatz im Wald, außerhalb der Stadt.
Das gesamte Gelände war eingezäunt. „Magie ist verboten“, bestand Pascal darauf.
„Von mir aus“, murmelte die Kleine, „Wir werden trotzdem gewinnen.“
„Das werden wir ja noch sehen“, grinste ich schief.
Rasch hatten wir den Eintritt bezahlt und uns werden Gewähre mit Helmen gegeben.
Irgendwie schien mir Paintball jetzt doch keine so gute Idee mehr zu sein. Pascal und ich schritten auf die andere Seite des Geländes, wobei wir uns schon mal Versteck Möglichkeiten einprägten.
In der Mitte zierte ein Graben und ein Hügel das Gelände.
Langsam wurde ich nervös desto näher wir dem Ende kamen.
Tief zog ich die kühle Morgenluft ein um sie dann in Zeitlupe auszustoßen. Als wir am Ende angekommen waren, zückte ich mein Handy und schrieb Sushi.
Ich: Kann los gehen.
Sushi: Macht euch auf etwas gefasst. Sanft legte ich meine Lippen auf seine weichen, bevor es hieß aufpassen. Wer weiß was die anderen Beiden für eine Taktik hatten.
Wir hatten keine, außer dass wir nicht getroffen werden wollten.
Mit erhobenen Gewähren, die mit Plastikkugeln gefühlt waren, hechteten wir vom Baum zu Baum. Von den Kleinen war nichts zu sehen, was sich im mir als Unruhe bemerkbar machte.
Meinem Freund ging es nicht anders, denn sein Blick huschte wild hin und her.
Plötzlich tauchte rauch vor uns auf und umhüllte uns.
Sofort hielten wir in der Bewegung inne.
Von irgendwo her tauchte ein finsteres Lachen auf, was durch Mark und Knochen ging.
Wo steckten sie bloß?
Der dramatische Auftritt war ihnen schon Mal perfekt gelungen.
„Aua“, schrie mein Freund neben mir, „Ich wurde getroffen.“
„Nein, verlass mich nicht“, ließ ich mich auf die Knie sinken neben ihn auf den Boden.
„Vergiss mich nicht“, legte er seine Hand auf meine Wange, „Ich werde dich immer lieben.“
Dann verschloss der Orangehaarige seine Augen.
Kurz herrschte die Stille, bevor wir lauthals lachen mussten.
„Mach sie fertig“, flüsterte Pascal mit fester Stimme.
Entschlossen erhob ich mich und sah hinter einen Baum Sushi verschwinden.
Auf leisen Sohlen verfolgte ich ihn. Der Sänger hatte mich noch nicht bemerkt.
Wo war eigentlich Vanessa?
Hatten sie sich aufgeteilt?
Dort stand er völlig ungeschützt zwischen den Bäumen.
Mit einem leisen Klicken lud ich das Gewähr und betätigte den Abzug. „Ach du Scheiße tut das weh“, rief Sushi empört, wobei er schmerzverzehrten Gesicht seine linke warte rieb.
Ein schadenfrohes Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.
„Du hast etwas vergessen“, erhob Sushi die Stimme, „Ich bin nicht alleine hier.“
Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an, bevor ich mich genau umsah.
Nichts.
Außer wir Beide.
Wo steckte die Kleine?
„Alles Gute kommt von Oben!“, wurde meine Frage beantwortet.
Wie ein Affe hockte sie hoch oben auf einem Ast im Baum, das Gewähr zielte direkt auf meinen Arm.
Sie löste den Schuss viel zu schnell, sodass ich keine Zeit mehr hatte um zu reagieren.
Ein höllischer Schmerz durchzuckte meinen arm, während die kleine Kugel mich traf.
Wie eine Katze sprang Vanessa vom Baum und landete sicher auf ihren Beinen.
Dass wird bestimmt einen blauen Fleck geben.
Nach drei weiteren Runden, die wir verloren hatten, setzten wir uns in ein Restaurant.
Lachend verspeisten wir das bestellte Essen. Was schwieriger war als gedacht. Lachen und Essen war keine gute Kombination.
Am dunklen Himmel tanzten bereits die Sterne, als mein Freund die Haustür aufgeschlossen hatte.
Wild küssend bahnten wir uns einen Weg in das Schlafzimmer.

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt