Mein zu Hause ist auch dein zu Hause

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~David~

Glücklich und nervös wartete ich am Bahngleis auf den Zug, der von Berlin kam.
Auf der großen Anzeigetafel prangte, dass er 10 Minuten Verspätung hatte. Mittlerweile waren es allerdings schon 12 Minuten und 13 Sekunden. Typisch Deutsche Bahn.
Die Pünktlichkeit hatten die nicht erfunden.
Genervt rollte ich die Augen, wobei ich nervös von einem Fuß auf den anderen trat.
Die Sonne stand hoch am wolkenfreien blauen Himmel und brannte auf uns hinab, sodass die Luft flimmerte.
Die Menschen um mich herum schwitzten, während ich es nicht tat. Einer der Vorteile, wenn man ein Drache war.
Anfangs hatte ich Sushi dafür verflucht, doch jetzt war ich sogar richtig froh darüber.
Die Kämpfe hätte man allerdings weglassen können.
Na, ja dass gehörte wahrscheinlich zum Berufsrisiko.
Endlich bog der ICE nach 15 Minuten Verspätung um die Ecke.
Quietschend hielt er an und die Türen öffneten sich zischend.
Sofort schweifte mein Blick über die Menschenmenge.
In der Ferne erkannte ich Christoph. Natürlich musste er aus der letzten Tür aussteigen.
Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschen, die mich böse anfunkelten, wenn ich sie ausversehen mal anrempelte.
2 Wochen lang hatten wir uns nicht gesehen, weil Rammstein unzählige Interviews geben musste, wo er mit geschliffen wurde.
2 Wochen waren 3 zu viel.
Seit wann passten eigentlich so viele Menschen in einen ICE?
Und seit wann stiegen hier so viele aus, sonst herrschte hier doch immer eine gähnende Leere?
Überglücklich schloss ich meinen Freund fest in die Arme und drückte ihn liebevoll einen Kuss auf die Lippen.
Die Presse wusste mittlerweile auch Bescheid, dass wir ein Paar waren, sonst hätten sie uns nie in Ruhe gelassen.
Die Fans nahmen die Nachricht freudig auf, da sie es schon insgeheim gewusst hatten.
Vor Fans konnte man eben nichts geheim halten.
„Ich habe dich wahnsinnig vermisst!“, hauchte er atemlos in den Kuss und löste sich von mir.
„Ich dich auch“, strich ich ihm durch das weiche Haar.
Hand in Hand liefen wir nun durch den leeren Bahnhof zu meinem Auto, das auf dem Parkplatz stand.
„Und was hast du für heute so geplant bei dieser Hitze?“, grinste mich der Drummer schief an. „Eigentlich wollte ich noch in die Sauna“, grübelte ich und der Dunkelhaarige blickte mich entsetzt an.
Ich prustete laut los.
„Kleiner Scherz“, legte ich einen Arm um seine Schulter, „Ich habe Sachen für Pizza eingekauft.“
„Na, ja bei dir kann man es nie so genau wissen“, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf, „Wer weiß was der Drache noch so alles an dir verändert hat. Nicht nur die Temperaturwahrnehmung, die ich bei dieser Hitze übrigens auch sehr gerne hätte.“
Protzig verschränkte er die Arme vor der Brust, was ich ziemlich süß fand. „Du bist perfekt, genauso wie du bist“, küsste ich seine Schläfe zärtlich. „Wieso kann man dir nicht böse sein?“, legte mein Freund den Kopf schief.
„Weil ich ein Drache bin“, gab ich frech zurück.
„Blödmann“, schlug er gegen meine Schulter.
Theatralisch rieb ich sie.
15 Minuten später fuhren wir vom Parkplatz durch die belebte Stadt zu mir nach Hause.
Das haus befand sich am Stadtrand und in der Nähe befand sich ein dichter Wald, wo man sich super verstecken konnte.
Christoph glotzte unaufhörlich das Haus an, während ich die kurze Auffahrt bewältigte und schließlich das Auto abstellte.
„Hier wohnst du?“, fragte er etwas überflüssig.
„Nein, hier wohnt der Kaiser von China“, gab ich leicht sarkastisch zurück, „Natürlich. Was dachtest du denn?“
„Na, ja du bist ein Drache“, zuckte er mit den Schultern beiläufig, „Ich dachte da wohnst man in einer Höhle oder so?“
„Das ist sowas von gestern“, machte ich eine wegwerfende Handbewegung, „Heute leben die Drachen im Luxus!“
Lauthals mussten wir beide loslachen. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf.
„Willkommen zu Hause“, küsste ich ihn liebevoll.  

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt