Der erste Flug

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~Till~

Grübelnd hockten wir über die verschiedenen Songtexte. In einer Sache sind wir uns wenigstens schon Mal einig gewesen, es sollte ein englisches Lied werden.
„Wie wäre es mit Friends?“, warf Danskimo in die Runde.
„Ne, klingt zu nett“, kommentierte Oliver und ein weiterer Seufzer machte die Runde. Neugierig beobachtete ich Vanessa, die offensichtlich etwas verschwieg.
„Ich habe noch einen Text“, knallte sie uns an den Kopf und legte einen Zettel auf den Tisch.
'Shadow boxing'
Interessiert wurde der Text von jedem durchgelesen.
„Ich glaube wir haben's“, meinte Flake anerkennt.
„Jep“, antwortete der Rest im Chor. Endlich erreichte der Zettel auch mich. Der Text war erstaunlich gut und tiefgründig. Sofort spielten sich ein paar Szenen in meinem Kopf ab, wovon einige brutal waren. Stolz blickte ich das Mädchen an.
„Leute ich bin noch verabredet“, durchbrach Sushi die Stille, wobei er sich erhob. „Stell ja nichts Unvernünftiges an“, lächelte seine Freundin. Er drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor der kleine durch die Tür verschwand. Es herrschte eine allgemeine Aufbruchsstimmung, nachdem der Sänger verschwand. Schließlich saßen nur noch Vanessa und ich hier.
„Mit wem will er sich treffen?“, fragte ich vorsichtig.
„Mit Lexa“, sie stand auf, „Die ehemalige Tour Managerin und seine wieder beste Freundin.“
Skeptisch hob ich eine Augenbraue. „Sie hat ihn versucht umzubringen aus Eifersucht, indem sie ihn an Tanà verraten hatte, die hatten ein Auftragskillerin auf ihn angesetzt. Letztendlich haben wir Tanà gestürzt“, belanglos hob sie die Schultern. Irgendwie tat mir die Kleine leid.
„Apropos Kämpfen“, fing ich unsicher an, „Meinst du wir sehen solche Drachen nochmal?“
„Mit Sicherheit“, sie schaute mich ernst an in den Augen konnte ich ihren majestätischen Drachen sehen, „Jemand kontrolliert sie. Irgendjemand will uns tot sehen.“ Augenblicklich gefror mir das Blut in den Adern. Noch mehr Kämpfe. „Anderes Thema“, versuchte ich mich zu beruhigen, „Hast du hunger?“
Ein Lächeln schlich sich auf ihre rosigen Lippen.
„Was denkst du denn?“, ihre Laune hebte sich augenblicklich.
Wie konnte Sushi sie nur alleine lassen? Lieber sich mit seiner besten Freundin treffen?
Ich meine sie hat versucht ihn zu töten, die ist doch nicht mehr ganz sauber! Nachdem Vanessa die Tür vom Studio abgeschlossen hatte, hackte sie sich bei mir unter. Freudig liefen wir die Straßen entlang.
„Ich musste mir ein kleines Ferienhaus mieten“, erklärte ich, während ich die Tür aufschloss, „Die anderen Jungs sind in einem Hotel untergekommen, allerdings reichte der Platz nicht mehr für mich.“
„Ist halt so, wenn es nicht gerade viele und große Hotels in einer Stadt gibt“, meinte sie amüsiert. Das Haus besaß eine moderne Einrichtung, neben der Eingangstür führte eine Holztreppe nach oben. Neugierig schaute sich das Mädchen um, während ich am Türrahmen zum Wohnzimmer lehnte und sie beobachtete. Nach einer Weile drehte sich die Blondhaarige um. „Was gibt es eigentlich zu essen?“, fragend legte sie den Kopf schief.
„Ich habe noch Nudeln mit Tomatensoße“, kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf. Unweigerlich stapfte sie in die Küche und holte Töpfe aus dem Schrank. „Worauf wartest du noch?“, forderte sie mich auf, „Einen Drachen bekommst du nicht mit Luft satt!“
Ich konnte es noch immer nicht richtig glauben, dass sie der Nachtschatten war. Sie wirkte so nett und unschuldig. Schnell waren die Nudeln und die Soße gekocht, wobei das Meiste wohl auf der Anrichte lag. Genüsslich verspeisten wir sie, ihre blauen Augen faselten mich, lösten irgendeinen Instinkt tief in mir aus. Draußen herrschte bereits die Dunkelheit, als wir die Teller in den Geschirrspüler räumten. Genervt holte Vanessa ihr Handy aus der Hosentasche, ihr Lächeln verschwand allerdings recht schnell.
„Was ist los?“, fragte ich besorgt. „Ach, das war Basti Lexas Freund“, winkte sie ab.
„Und weiter“, verschränkte ich die Arme.
Die Kleine seufzte und ließ die Schultern hängen.
„Er hat mir geschrieben, ob ich wüsste, dass Lexa und er bei Sushi schlafen.“
Automatisch nahm ich sie in meine Arme. Irgendwie hatte ich das Gefühl sie beschützen zu müssen.
„Du der Abend ist noch lang“, fragend hob die Kleine den Kopf, „Wollen wir eine Runde fliegen?“
Ihre Augen fingen an zu leuchten, wie tausende Diamanten. Das nahm ich mal als ja hin. Elegant hielt ich ihr die Terassentür auf, die in die Nacht führte.
    

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt