Nachtschatten und Tagdrache

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~Vanessa~

„Jungs ich hab eine Kneipe gefunden!“ präsentierte Kevin stolz den anderen.
„Wo denn?“, fragte David, der gerade aus dem Bad kam.
„In dem Dorf wo wir durchgefahren sind“, meinte die Giraffe, die fast über eine Kante stolperte.
„Worauf warten wir noch?“, wedelte Danskimo mit den Autoschlüsseln vor der Eingangstür.
„Kommst du auch mit?“, fragte Sushi mich mit einem schiefen Grinsen. „Nein“, ich schüttelte den Kopf, „Im Gegensatz zu euch muss ich morgenfrüh in aller Früh wieder aufstehen.“
„Stimmt“, er überbrückte die letzten Zentimeter zwischen uns vereinigte liebevoll unsere Lippen miteinander. Fröhlich verließ die sauflaunige Meute das Haus.
Till saß auf der Terrasse mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Ich huschte leise nach oben in das Zimmer, zog den Koffer unter dem Bett hervor und öffnete ihn. Dort lagen sie sorgfältig unter meinen Klamotten. Die Aufzeichnungen von Gervais. Irgendetwas musste es doch geben.
Es ist doch kein Zufall, dass sich Tagdrachen und Nachtschatten so ähnlichsehen.
Gedankenverloren durchstöberte ich die Aufzeichnungen bis ich es endlich gefunden hatte.
'Tagdrachen und Nachtschatten sind weit entfernt miteinander verwandt. Gemeinsam können sie eine unvorstellbare Macht entfalten. Sie können zu einem Drachen zusammenschmelzen, indem sie zuerst ihren Geist verbinden. Dies verbirgt aber auch hohe Risiken, die sie mit ihrem Leben bezahlen. '
Ein Räuspern ließ mich zusammenzucken.
Langsam drehte ich mich um und erblickte Till lässig am Türrahmen lehnen.
„Was liest du da?“, fragte er neugierig. Sollte ich ihm wirklich davon erzählen?
Meine Beine waren allerdings schneller, sodass ich ihm das Buch unter die Nase hielt. Fragend hob er eine Augenbraue und nahm unsicher das Buch.
„Das sollten wir lieber für uns behalten“, richtete er seine grünen Augen auf mich.
„Finde ich auch“, stimmte ich zu, „Meinst du das, dass funktioniert?“
„Ich weiß es nicht“, der Riese setzte sich im Schneidersitz auf den Boden, „Wir können es ja mal versuchen.“ Nervös setzte ich mich vor ihn auf den Boden im Schneidersitz. Sanft nahm er meine Hände in seine.
„Nur den Geist“, bemerkte Till meine Unsicherheit.
Stumm nickte ich und schloss die Augen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Ich öffnete meinen Geist, danach suchte ich seinen uns tauchte hinein. Millionen von Bildern schienen mich zu erschlagen. Bilder von Konzerten, Landschaften und vieles mehr brachen wie ein gewaltiger Gewittersturm über mich hinein. Zögerlich öffnete ich die Augen.
Till hielt schreiend seien Kopf in den Händen, bevor er such abrupt aus meinem Geist zurückzog.
Schwer atmend saß er vor mir. Konnte der Mann doch alles sehen was ich erlebt hatte.
„Ach du scheiße“, kam über seine Lippen, „Also eine normale Kindheit hattes du nicht.“
Beschämt blickte ich zu Boden, wobei ich leicht den Kopf schüttelte. Unerwartet schlangen sich zwei starke Arme um meinen Körper.
„Wir sollten ins Bett gehen“, meinte ich nach einer Weile.
„Wehe du schlägst mich morgen zu fest“, ich konnte sein Lächeln hören. „Ich pass schon auf“, versicherte ich, „Zudem gibt es sowas, dass nennt sich Magie.“
„Hast recht.“
Der Wecker klingelte am nächsten Morgen viel zu früh.
Unmotiviert schälte ich mich aus dem Bett und erblickte Sushi friedlich schlummernd auf der anderen Seite. Till stand ebenfalls schwerfällig auf. Gemütlich trottete ich die Treppe hinab und deckte schon Mal den Tisch.
Kurze Zeit später folgten schwere Schritte. Verschlafen setzte er sich an den Tisch. Das Erste was er machte war Kaffee in die große Tasche zu schütten.
Skeptisch musterte ich die schwarze Peitsche in meiner Hand. Irgendwie erscheint es mir jetzt doch keine so gute Idee zu sein Till damit eine über zu braten. Wir hockten in einem kleinen Raum, Licht drang jeglich durch das dreckige Fenster.
Es waren wirklich nicht viele Leute hier, nur zwei Kamera Leute, Simon und wir Beide, wobei Till die schlechtere Position hatte. Oberkörperfrei hockte er entspannt vor mir.
„Wir wollen anfangen“, hallte Simons Stimme wieder, „Und sei ja nicht zu Zimmerling, es soll echt wirken!“ Nervös nickte ich.
Diese Szene sollte öfters Mal eingeblendet werden.
Elegant schlug och auf den breiten Rücken ein. Schmerzerfüllte Schreie drangen aus seiner Kehle, die mir einen Schauer nach der Anderen über den Rücken jagte. Nach und nach fand ich Gefallen daran.
„Ihr könnt aufhören“, dröhnte Simons Stimme nach einer Weile in der Luft. Erschöpft kippte Till nach vorne um und lag schwer atmend auf den Holzboden. Ich tat es ihm gleich und legte mich auf den Rücken neben ihn. „Heute Nachmittag geht es weiter“, marschierte Simon aus dem Raum inklusive des Kamerateams.
„Du hast doch Magie benutzt!“, meinte Till, als die anderes außer Hörweite waren.
„Natürlich“, grinste ich, „Sonst hätte ich dich wohl möglich noch ernsthaft verletzt.“
Er gab ein zufriedenes Brummen von sich.        

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt