Journalistin

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~Kevin~

Ich setzte mich auf einen freien Platz in die ungleiche Runde.
„Sagt mal wann seid ihr eigentlich aufgestanden?“, brannte es Danskimo unter den Fingernägeln.
„Wieso willst du das wissen?“, legte Paul den Kopf schief, „Also ich um eins, allerdings kann ich mir bei jemanden vorstellen, dass er erst um kurz vor zwei aufgestanden ist!“ Unwissend zuckte Till mit den breiten Schultern, woraufhin wir lachen mussten.
„Wir haben einen Kandidaten, der ist um zwei aufgestanden um sich hübsch zu machen“, grinste der Gitarrist.
„Und ich dachte Mädchen seien schlimm“, kicherte Till.
„EY“, meldete sich die Kleine zu Wort und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dich hab ich ja total vergessen“, stupste der Berg sie am Arm an, was sie zum Lachen brachte.
Sushi beäugte dies misstrauisch. Eifersucht keimte in ihm auf auch wenn er es nicht zeigte, konnte man es deutlich spüren, wenn man sich konzentrierte.
„Auf nach München!“, erhob Danskimo sein Bier.
„Prost!“, rief Jappo und hob seine Cola- Flasche, genauso wie der Rest. Für Alkohol war es viel zu früh.
„Was habt ihr so in eurer freien Zeit getrieben?“, prüfend hob Christoph eine Augenbraue, wobei er eher David anschaute als uns alle.
„Och nichts wildes“, winkte der Drummer ab, „Nur ein wenig entspannt.“
Ich musste aufpassen, dass ich nicht laut loslachte.
Entspannt hatten wir uns jedenfalls nicht.
Oder zählte ein rasantes Autorennen auf der Autobahn zu Entspannung? Ich entschied mich lieber die Klappe zu halten.
Markus, der Tour- Manager von Rammstein bahnte sich am Nachmittag einen Weg durch den Bus zu uns, kurz vor unserem Ziel.
„Ich habe euch noch etwas mitzuteilen“, verkündete er, „Wir haben eine Journalistin arrangiert, die uns auf der Tour begleitet wird um ein Tour Tagebuch zu schreiben.“
„Das sagste uns jetzt erst?“, empört starrte Richard ihn an, „Dann hätte ich mich heute Morgen noch geduscht!“
„So nötig haste es nicht. Ich habe gestern Abend schon geduscht, damit ich länger schlafen konnte“, Flake roch an Till, der neben ihm hockte und verzog die Nase, „Also er hat seit drei Tagen nicht mehr geduscht und ist zwischendurch noch ein Marathon gelaufen.“
Flake kassierte mit dieser Aussage sofort einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Ich habe auch gestern Abend geduscht“, meinte er empört.
„Jungs, jetzt beruhigt euch. Mir ist egal wer geduscht hat und wer nicht“, mischte sich Markus ein, „auf jeden Fall wird die Journalistin jeden von euch einen Tag lang bekleiden. Vielleicht ja auch Mal einen von euch?“
Der letzte Satz war an uns gerichtet. „Also ich hab kein Problem damit“, meinte Daniel, der rest nickte zur Bestätigung.
„Dann wäre ja alles geklärt“, want er sich zum gehen, „Till. Pass auf!“
Mit diesen Worten verschwand er nach vorne.
Was meinte er mit Pass auf?
Warum nur Till?
Ich ließ die Frage leer im Raum herumschwirren.
Wenige Minuten nach diesem Gespräch parkte der Nightliner vor dem Hotel und die Türen öffneten sich zischend.
Nachdem jeder sein Gepäck hatte, betraten wir das Foje.
Dort stand sie mit roten Haaren, die Journalistin.
„Hallo ich bin Ember“, stellte sie sich freundlich vor und reichte jedem die hand zur Begrüßung.
„Ich werde alles ans Tageslicht bringen“, meinte sie scherzhaft, doch mir rutschte das Herz in die Hose. Was würde passieren, wenn sie erfuhr, dass Eskimo Callboy aus feuerspeienden Reptilien bestand? Behält sie es für sich oder hing sie es an die große Glocke?
Wir durften es auf keinem Fall preisgeben.
Gemeinsam stiegen wir in den großen Fahrstuhl, der uns rasch nach oben brachte, leise drang Musik von der Decke.
„Wir treffen uns morgen beim Frühstück“, trällerte Simon, „Den Rest des Tages habt ihr frei.“
Schnurstracks gingen wir in die Zimmer, doch nach kurzer Zeit klopfte es an meiner Zimmertür.
Zwei grüne Augen strahlten mir fröhlich entgegen.
„darf ich reinkommen?“, fragte Ember freundlich.
„Natürlich“, ich trat ein Stück zurück, damit sie eintreten konnte.
Sofort setzte sie sich auf den Boden, was ich ihr gleichtat.
„Ich hoffe du hast kein Problem, wenn ich dir ein paar Frage stelle“, verlegen drehte sie eine rote Haarsträhne um ihren Finger.
„Nein, nein. Alles in Ordnung“, lächelte ich.
„wie seid ihr eigentlich zur Vorband geworden? Wie habt ihr es geschaft ein Lied mit ihnen zu produzieren?“
„Sie saßen bei einem Konzert von uns und kamen anschließend zu uns in den Backstage Bereich…“, während ich fleißig erzählte, machte sie sich einige Notizen auf ihrem Block.
Die Stimmung wurde mit der Zeit immer lockerer und entspannter, sodass schon bald ziemlich private Sachen auf dem Tisch kamen.
„Du Kevin. Sag mal“, sie hob den Blick vom Block, „Ich habe euch alle zwar erst kurz gesehen, doch diese Frage will nicht aus meinem Kopf verschwinden. Meinst du zwischen Till und Vanessa läuft was? Sie wirken so vertraut.“
Mir fielen fast die Augen aus dem Kopf.
„Nein, da läuft nichts. Dass kann ich dir 100% bestätigen“, antwortete ich mit einem trockenen Mund, „Vanessa ist mit Sushi zusammen.“
„Ach so ok“, Ember wackelte kurz mit dem Stift, „Bist du eigentlich vergeben?“
Sofort bildete sich ein Grinsen auf meine Lippen.
„Ja, dass bin ich“, ich strahlte über beide Ohren, „Der Orangehaarige gehört zu mir.“
„Dies habe ich mir irgendwie schon gedacht“, lachte sie.
Wir saßen den ganzen Abend noch in meinem Zimmer, doch eins wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen was die Rothaarige gesagt hatte.
Sie wirkten tatsächlich so vertraut. Till und Vanessa.
Die Beiden wussten scheinbar von etwas, wovon wir nichts wussten. Was könnte dies bloß sein?       

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt