~Till~Mit Blumen in der Hand schlängelte ich mich durch die Krankenhausflure in Richtung des Zimmers wo Vanessa noch immer regungslos lag.
Auf halben Weg kam mir Sushi entgegengerannt.
Erschrocken sprang ich zur Seite.
„Ich muss sie vergessen“, nuschelte er, „Ich muss sie gehen lassen.“
Er hatte mich gar nicht bemerkt. Meine Schritte wurden schneller, die Blumen hatte ich fallen gelassen.
War sie etwa?
Ich schüttelte energisch den Kopf. Nein, dass durfte nicht sein.
Ich riss die Tür auf und blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Sie hockte auf dem Bett, das Gesicht in den Händen vergraben und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Langsam kam ich auf sie zu und schlang vorsichtig die Arme um ihren mageren Körper um sie nicht zu erschrecken.
„Er hätte mich nur anschauen brauchen“, schlurzte sie, „Aber er hat es nicht getan. Er ist einfach gegangen.“
Ich drückte sie näher an meinen Körper, strich über ihr weiches aschblondes Haar.
„Hauptsache du lebst“, küsste ich ihre Schläfe, „Den Rest bekommen wir wieder hin. Ich lass dich nicht alleine.“
Automatisch zog ich die Kleine näher an mich. Gleichzeitig ging die Tür auf und die Krankenschwester kam mit einem Arzt hinein.
Erschrocken hielten sie inne, musterten das Häufchen Elend in meinen Armen.
"Seit wann ist sie wach?“, schluckte die Frau schwer.
„So lange, dass sie mitbekommen hat, wie ihr Freund aus dem Zimmer gestürmt ist“, antwortete ich.
„Wie fühlen sie sich?“, trat der Arzt an das Bett und signalisierte mir, dass ich sie loslassen sollte.
Die Krankenschwester war zum Telefonieren nach draußen gegangen. „Außer dass ich einen mächtigen Hunger habe, geht’s mir eigentlich ganz gut“, zuckte sie mit den Schultern.
Der Arzt riss irritiert die Augen auf. „Sie lagen 3 Monate im Koma“, meinte er, „Und dann haben Sie nur hunger?“
„Es gibt Sachen, die werden sie nie verstehen“, legte sie eine Hand auf seine Schulter.
„Okay, was hätten sie gerne?“, holte er ein Stift hervor.
„Gibt es hier eine gute Metzgerei?“, hob sie eine Augenbraue.
Da sprach der Drache aus ihr.
„Ja“, runzelte er die Stirn.
„Schnitzel reichen“, grinste sie, „So fünf wären nett. Wissen Sie nach drei Monaten ist man echt ausgehungert.“ Ihr ging es definitiv besser.
Der Arzt notierte es skeptisch.
„Er geht nicht ran“, kam die Krankenschwester wieder, „Herr Biesler geht nicht an sein Telefon. Und daran bin ich alleine schuld. Ich hatte ihm gesagt er sollte anfangen loszulassen.“
Wütend blickte ich die Frau an, dass ist das Letzte was sie hätte sagen sollen.
Frustriert holte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Sushis Nummer.
„Mail- Box“, knurrte ich.
„Ich ruf ihn Mal an“, schnappte sich Vanessa ihr Handy vom Beistelltisch, „Er hat sein Handy ausgeschaltet.“
Sie tat mir leid.
Die Kleine tippte weiter auf dem Display herum und hielt es schließlich an ihr Ohr.
Der Arzt war mittlerweile verschwunden, vermutlich um die Schnitzel zu besorgen.
Die Luft war extrem angespannt.
„Ja ich bin es“, meinte sie erleichtert. Offensichtlich hatte sie jemanden von den Eskimos erreicht.
„Du hör mal“, sprach die Kleine wesentlich besorgter weiter, „Ich kann Sushi nicht erreichen.“
Kurz herrschte Stille.
„Es ist etwas kompliziert“, Vanessa erzählte was passiert war, „Danke ihr seid die besten.“
„Wie geht es weiter?“, fragte die Krankenschwester zögerlich.
„Die Jungs werden nach ihm suchen und David wird hierherkommen.“
Die Frau atmete sichtlich erleichtert durch.
Ich schrieb meinen Flitzpiepen kurz und knapp was geschehen war. Christoph wollte ebenfalls zum Krankenhaus kommen, was anderes hatte ich auch nicht erwartet.
Die Tür schwang auf und der Arzt balancierte zwei Tüten in der Hand, die er vor Vanessa auf das Bett warf. „Normalerweise bediene ich keine Patienten“, meinte er, „Da ich riesiger Eskimo Callboy und Rammstein Fan bin, mache ich hier mal eine kleine Ausnahme.“
„Danke“, lächelte die Kleine und öffnete die Tüten mit dem herrlichen Fleichgeruch, „Ihr habt doch bestimmt auch hunger? Bedient euch ruhig.“
Dies ließ sich der Arzt und die Krankenschwester nicht zweimal sagen und ergatterten vor mir eins der begehrten Schnitzelbrötchen.
Ich ließ Vanessa den Vortritt und nahm das letzte.
Wieso bekam der größte Kerl das Kleinste?
Ich beklagte mich nicht.
„Ich muss weiterarbeiten“, meinte der Mann nach einiger Zeit, „Auch wenn ich gerne hierbleiben würde.“ Er seufzte schwerfällig, bevor er irgendetwas aus der Hosentasche kramte und dies Vanessa überreichte. „Wenn irgendetwas ist.“
„Danke“, sie holte sich einen Stift und sprang vom Bett auf, „Warten sie. Haben sie vielleicht einen Zettel?“ verwirrt reichte er ihr einen Zettel, worauf sie etwas schrieb.
„Meine Nummer, falls sie etwas mitbekommen“, gab sie das Stück Papier zurück.
„Ich werde mich melden“, verschwand er mit der Krankenschwester durch die Tür und ließ uns alleine.
Mir stockte der Atem, als ich sie genauer betrachtete.
Sie bestand nur noch aus Haut und Knochen.
Kein Wunder bei 3 Monaten Koma.
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Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)
FanfictionDas letzte was ich von meiner Welt sah, war Krieg und Tode Menschen oder Drachen. Dann wurde alles weiß um mich, schließlich wurde ich in die Parallelwelt Erde teleportiert. Wenn ich mich kurz vorstellen darf ich bin Vanessa und 17 Jahre alt, allerd...