Betrunken in der Nacht

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~David~

Christoph war wesentlich schwerer, als er aussah. Wie ein Schluck Wasser hing er in meinen Armen.
Ein Wunder, dass der Drummer überhaupt noch seine beine bewegen konnte.
Jeder von uns half einem Betrunkenen.
Böse funkelte ich Kevin an, der unschuldig seine Hände in die Luft hielt.
Vor der Giraffe lag Simon auf dem harten Boden mit einigen leichten Schürfwunden.
„Willst du ihn nicht mal aufheben?“, zischte Daniel, „Oder soll er dort die Nacht verbringen?“
„Ich mach ja schon“, verdrehte der Sänger die Augen, bevor er mühselig Simon vom Boden aufsammelte.
Wir brauchten geschlagene zwei Stunden bis das Hotel endlich in Sicht kam.
Das monströse Gebäude war vollkommen dunkel, bis wir hineintaten und die zahlreichen Bewegungsmelder das Licht anschalteten.
Schwerfällig schoben wir die Meute in den Fahrstuhl, wobei sich Christoph noch enger an mich klammerte.
Dieses Mal fuhren wir alle gemeinsam mit dem Fahrstuhl.
Die Luft schien nicht mehr so angespannt zu sein, wie in den letzten Tagen.
Hatte ich was im Laufe des Tages verpasst?
Ich zuckte unauffällig mit den Schultern.
Mir sollte es recht sein.
Beim Aussteigen stolperte ich fast über die Füße des anderen Drummers.
Lange konnte ich ihm allerdings nicht böse sein.
Vorsichtig kramte ich die Schlüsselkarte für sein Zimmer aus seiner Hosentasche. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf. Sanft schob ich ihn Richtung Bett, wo ich ihn sachte drauf schubste.
Er murmelte etwas Unverständliches vor sich her.
Unerwartet schnappte er sehr zielsicher nach meinem Handgelenk und zog mich auf sein weiches Bett. Mit geschlossenen Augen schlang er seine Arme um meinen Körper, sodass ich meinen Kopf auf seine Brust beten musste.
Irgendwie mochte ich diese Nähe, doch nicht in der Situation wie er war. Vollkommen betrunken.
Wusste Christoph überhaupt wen er dort im Arm hielt?
Auf jeden Fall war ich keine Frau. Nach wenigen Sekunden schnarchte der Drummer friedlich vor sich her. Müde schloss ich ebenfalls die Augen und genoss einfach still diesen Moment.
Stöhnend rieb sich Christoph seinen Kopf zwischen den Händen, während er mich eindringlich studierte.
„Sag mal David“, der Dunkelhaarige legte angestrengt seinen Kopf zur Seite, „Wie schaffst du es eigentlich immer ohne Kater aufzuwachen?“ Mein Herz machte unwillkürlich mehrere Luftsprünge.
Er wusste wen er die ganze Nacht im Arm gehalten hatte.
„Ich weiß halt wo meine Grenzen sind“, grinste ich frech zurück, „Guten Morgen.“
„Morgen“, murmelte er leise zurück. Ich tapste in das angrenzende Badezimmer, wo ich Wasser in ein Glas laufen ließ und zwei Aspirin hineinwarf.
„Hier“, streckte ich ihm lächelnd das Glas entgegen.
Wieso bekam ich das Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht?
Nach dem wir uns frisch gemacht hatten, liefen wir langsam zum Frühstückssaal.
Christoph hatte sich ohne Worte zu sagen bei mir eingehakt.
Trotz dem Kater schien er ziemlich fit zu sein.
Am Tisch saßen sechs Menschen, die ihren Kopf in den Händen hielten. „Ich glaube für die nächsten Jahre habe ich genug Wodka in mir“, wisperte Simon.
„Nicht nur du“, antwortete Jappo, der seine Schläfen massierte.
„Oder ihr müsst besser eure Grenzen kennen“, meinte Markus amüsiert, „Wenigstens werdet ihr im Flugzeug dann nichts anstellen.“
Nachdem wir unsere Koffer geschnappt haben, ging es zum Flughafen, wo schon zwei Privatjets bereitstanden.
Einer für uns und einer für Rammstein.
Schwerfällig ließ mich Christoph los. Och wollte nicht, dass wir uns trennten.
Ihm schien es auch nicht zu gefallen. Völlig überraschend drückte er mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er zum Jet eilte und mich völlig überrumpelt zurückließ.
Wie sollte ich dies jetzt verstehen? Mit einem Kopfschütteln brachte ich mich zurück n die Realität und sprintete zu unserem Jet.
Der Rest wartete bereits ungeduldig auf mich.
Tippten sie doch alle genervt auf ihre Uhren, bevor sie lauthals lachten.
     

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt