Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)

Ab gehts zum Dreh

~David~

Drei Tage später war es endlich soweit. Abfahrt nach Bayern für den Videodreh, zu einer mittelalterlichen Kulisse, die im nirgendwo lag. Das Storyboard klang sehr vielversprechend, aber auch etwas gewalttätig.
„Die Location ist doch super“, versuchte Pascal Kevin aufzumuntern.
„Mag ja sein aber im Umkreis von 30 km ist einfach nichts. Nichts“, maulte er wie ein Kleinkind, was den Rest zum Lachen brachte.
Rasch erfolgte die Aufteilung auf die Autos, sodass es endlich losgehen konnte. Die Rammsteiner fuhren von Berlin aus los. Bei mir im Auto saßen Daniel und Pascal. Leider Gottes musste Pascal das Steuer in die Hand nehmen. Wo hatte er überhaupt fahren gelernt? Im Kindergarten? Mit quietschenden Reifen preschte er vom Hof. Angsterfüllt krallte ich mich am Sitz fest. Sein Fuß schien wie immer eingeschlafen zu sein, denn reifenschonend war diese rasante Fahrweise auf keinem Fall. Ich beneidete den Rest meiner Freunde, die wesentlich eine entspanntere Fahrt hatten als Daniel und ich. Fröhlich trällernd hockte der Orangehaarige am Lenkrad, viel zu locker bei diesem Tempo. Die 130 km/h wurden schon längst überschritten. „Bei der nächsten Raststätte wird Pause gemacht. Wir sollen auf die anderen warten“, meinte Daniel mit zitternder Stimme, „Zudem kommst du vom Steuer weg, dass hält ja keiner aus!“
Nur ungern nahm Pascal die nächste Ausfahrt zur Raststätte und stellte den Motor ab. Mit weichen Knien schwankte ich aus dem Auto, genauso wie der Bassist. Daniel tippte den Namen der Raststätte in die Gruppe. Jetzt hieß es warten. Gemütlich setzte ich mich auf eine Bank und ließ mir die warme Sonne auf den Körper scheinen. Verwundert betrachtete ich die WhatsApp von einer unbekannten Nummer.
'Na wo steckt ihr denn? Wir sind ungefähr auf dem halben Weg'- Christoph.
Es fiel mir allmählich wie Schuppen von den Augen.
'Machen gerade eine Pause. Na, ja warten auf den Rest. Pascal fährt wie der letzte Hänger! '
Christoph: Na, dann leb ich ja im Luxus. Wir haben auch gerade Pause gemacht jetzt geht es allerdings weiter. Bis später.
Ich steckte mein Handy zurück in die Hosentasche. Nach einer halben Stunde kamen auch endlich die anderen an.
„Na, Dornröschen“, knuffte ich Vanessa in die Seite, die scheinbar bis eben tief und fest geschlafen hatte. „Ach halt doch die Klappe“, zog sie mich in eine Umarmung. Zufrieden drückte ich die Kleine näher an mich. Sie war schon etwas ganz Besonderes. Wir konnten uns glücklich schätzen sie zu haben, denn sonst wären manche Gelegenheiten wohl tragischer ausgegangen oder wir würden nicht mehr leben. Snacks wurden auf die Autos verteilt, nachdem auch die Trantüte Kevin auftauchte. Eher musste sich ja immer strickt an das Tempolimit halten, genau das Gegenteil von Pascal. Mit ihm fuhren Simon und Jappo.
„Wir sehen uns dann am Ziel“, versuchte Pascal hinter das Lenkrad zukommen, allerdings wurde er festgehalten. Vanessa pfeifte unschuldig, während Daniel die Beine in die Hand nahm. Ein Lachen ging durch die Runde, als sich der Orangehaarige mürrisch auf die Rückbank verzog.
„Danke“, flüsterte ich zur blondhaarigen.
„Immer wieder gerne“, grinste sie und setzte sich auf den Beifahrersitz, wo bereits Sushi am Steuer saß. Gemächlich bequemte ich mich auch in das Auto. Definitiv entspannter, als Pascal noch über den Asphalt heizte. Das Navi zeigte noch drei Stunden an. Ich schickte Christoph das Bild und er schickte mir ein Bild von einem Auto vor ihm. Darunter stand
'Dachte es sei am Anfang eine Oma, die sich Stich genau an das Tempolimit hält. Als wir überholten bemerkte wir das es Kevin war.
  Ich musste leicht schmunzeln. Unsere Giraffe Kevin. Also befanden sich die Jungs von Rammstein jetzt vor uns. Mein Blick wanderte auf die Uhr, nach der Berechnung nach müssten sie ungefähr eine Stunde vor uns liegen.
„Wie meint ihr wird das Video?“, fragte ich die Beiden.
„Auf jeden Fall aufregend und amüsant“, sagte Daniel, „Hoffentlich wird Sushi nicht so sehr eifersüchtig.“
„Er hat doch das Storyboard gelesen, also weiß er was passieren wird“, kam es von hinten. Danach umhüllte uns Schweigen, bis wir auf dem Gelände ankamen.