Zweifelnde Gedanken

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~Christoph~

Unfähig zu irgendeiner Reaktion saß ich noch immer auf Davids Bett. Mein Kopf musste das Geschehen erstmal alles ordentlich sortieren.
Was um Gottes Willen war gerade passiert?
Die Zimmertür stand einen Spalt offen.
Langsam sortierten sich die verwirrten Gedanken und das Puzzle setzte sich zusammen.
Jetzt ergab alles allmählich einen Sinn.
Eskimo Callboy waren Drachen.
Wie konnten wir dies bloß übersehen?
Wusste es Till?
Wenn er es wusste, hatte er es jedenfalls nicht preisgegeben.
Auf jeden fall wusste Vanessa, dass Till ebenfalls einer war.
Hatte er deshalb Gefühle für sie entwickelt?
Verdammt, mein David war ein schuppiges feuerspeiendes Reptil! Hatte unsere Beziehung überhaupt eine Zukunft?
Hatten wir eine Beziehung?
Ich werde ihn wohl fragen müssen, wenn er zurückkommt.
Wenn er jemals zurückkommt.
Ich musste optimistisch bleiben, der Blondhaarige wird zurückkommen. Der Drummer würde mich nicht im Stich lassen.
Einen echten Kampf über Leben und Tod konnte ich mir allerdings nur schwer vorstellen.
Quietschend öffnete sich die Tür.
„Ach hier steckst du“, meinte Olli, „Wir haben dich schon überall gesucht.“
Hinter ihm tauchten die restlichen Köpfe der Rammsteiner auf inklusive Markus, Simon, Jappo und Ember. Gemütlich drängten sie sich in das kleine Hotelzimmer.
„Habt ihr eigentlich irgendeinen von den Eskimos gesehen? Sie sind schon seit Stunden wie vom Erdboden verschluckt“, warf Ember in die Runde.
Simon und Jappo musterten sich prüfend, woraufhin ich nickte.
„Ich glaube es wird langsam Zeit mal etwas aufzuklären“, erhob Simon die Stimme bestimmend, „Und dies ist nichts für die Presse! Lese ich nur ein Wort darüber, hetze ich dir die Meute hinterher!“
Ember schluckte schwer. „Verstanden. Es wird nichts davon in der Presse landen“, meinte sie mit fester Stimme, „Das wird unter uns bleiben.“
Simon griff nach der Fernbedienung beim Fernseher.
Dieser benötigte eine halbe Ewigkeit um ein Bild anzuzeigen.
Das Bild was dann aufleuchtet, ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Tausende von Schiffen säumten die Meeresoberfläche, am Himmel flogen unzählige verschlissene Drachen. Mitten drin sechs Drachen in prächtigen Schuppenkleidern.
Till fehlte, dies erkannte ich auf Anhieb, doch von den Eskimos auch. Der Rest von Rammstein schien mit den Bildern nicht viel anfangen zu können.
Genervt rollte Jappo mit den Augen. „Wat soll'n wir mit dem?“, deutete Paul auf den Bildschirm mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Darf ich vorstellen“, Jappo zeigte auf den Bildschirm wo gerade ein grüner Drache ein Schiff in Brand setze, „Eskimo Callboy.“
Den Jungs vielen die Kinnlade hinunter.
„Bitte was?!“, fand Richard seine Stimme zuerst wieder.
„Da fehlt aber wer“, meinte Markus, „Ich zähle nur sechs.“
„Kann mich bitte mal jemand aufklären wer, wer ist?“, wedelte Flake wild mit den Händen in der Luft woraufhin alle lachen mussten. „Im orangenen Schuppenkleid ist Pascal, grün Kevin, braun ist Daniel, hellblau David, dunkelblau ist Danskimo und rot ist Sushi“, klärte uns Simon auf wer hinter den Farben steckte.
Hellblau stand dem Drummer ausgezeichnet.
„Wo ist Vanessa?“, rief Ember dazwischen, „Ist sie kein Drache?“ Alle Augen richteten sich auf Jappo und Simon.
„Doch sie ist auch einer“, kratzte sich Jappo verlegen am Hinterkopf, „Nur ich habe keine Ahnung wo sie steckt.“
„Leute wisst ihr was mir gerade so auffällt“, meinte Olli, „Unser Schrank Till fehlt.“
Augenblicklich schaute ich mich im Zimmer um.
Er fehlte.
Wie konnten wir ihn nur übersehen? Das ging doch gar nicht.
Gespannt starrten wir weiter auf den Bildschirm.
Es war ein unfairer Kampf sechs gegen eine Armee aus Drachen und Schiffen.
Da wollte sie jemand loswerden und lieber auf Nummer sicher gehen, dass sie wirklich getötet werden. Sie durften nicht sterben.
Mein David durfte nicht sterben.
Die Kamera schwenkte hinein in die Wolken, was ich zunächst nicht verstand.
Bis eine schneeweiße Gestalt über den Bildschirm huschte.
Till.
Konnte er überhaupt kämpfen? Hinter ihm huschte verzehrt etwas Schwarzes, viel zu schnell für die Kamera.
In mir machte sich ein ungutes Gefühl breit.
Was oder wer war das?
Simon grinste neben mir nur seelenruhig.
„Mach die keine Sorgen sie wird den Jungs schon nichts tun“, flüsterte er. Ich nickte langsam.
Moment, sie?
Soll das heißen, dass war Vanessa? Dann erkannte ich die schwarze Gestalt.
Stromlinienförmigen muskulösen Körper, Pupillen so schmal, dass man sie kaum erkennen konnte.
Sie sah fast so aus wie Till nur in schwarz.
Leuchtende gelb/ grüne Augen stachen teuflisch hervor.
Irgendwie war ich froh nicht ihr Feind zu sein.   

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt