Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)

Bewunderung

~Christoph~

Zufrieden begutachtete ich das riesige Bühnenbild, was nun komplett stand. An den Instrumenten, die winzig wirkten befanden sich die Eskimos. Allerdings galt meine Aufmerksamkeit nur einem Mitglied. David.
Dem Drummer.
Der wie ein Uhrwerk auf die Becken eindrosch, als hätte er nie etwas anderes getan.
Noch nie hatte mich ein Schlagzeuger so fasziniert und ich habe schon viele gesehen. Was war an ihm so besonders, dass ich meine Augen nicht mehr von ihm lassen konnte? „Na was schauste denn so?“, gesellte sich Flake dazu und riss mich aus meiner Stache.
„ich schaue ihnen beim Soundcheck zu“, meinte ich, als wäre es selbstverständlich.
„Aha“, zog er prüfend eine Augenbraue nach hoch, doch ich blieb ruhig.
Skeptisch want er sich der Bühne zu, wo die ersten verzehrten Gitarrentöne aus den Boxen schrien. Anschließend kam ein vier-viertel Takt der Base- Drum bis diese auch verstummte und der Gesang abgenommen wurde.
Jedes Härchen auf meinem Körper stellte sich bei diesen drei Stimmen auf, die perfekt mit einander harmonierten.
Ein wahnsinniges Zusammenspiel der gesamten Band.
Man merkte, dass sie sich blind verstanden, auf einer Welle schwammen.
Wie schafften sie dies?
Hatten sie irgendein Geheimnis dafür?
Wir schaffen dies selbst manchmal nicht, sodass die Instrumente unterschiedliche Töne von sich gaben. Doch die Eskimos schienen eine Masse zu sein.
Wir hingegen schienen zwei zu sein. Hatte es etwas damit zu tun, dass Till anders war?
Ein Drache?
Ember gesellte sich gut gelaunt zu uns, ihre roten Haare zu einem Pferdeschwanz gebändigt. In ihrer Hand hielt sie einen Notizblock und einen Stift. Gebannt schaute sie ebenfalls auf die riesige Bühne, wo die Band gerade Shallows durchspielte.
„beeindruckend“, erhob Flake die Stimme, „Nicht wahr?“
Verwundert schüttelte die Journalistin den Kopf was mich leicht zum kichern brachte.
An wem von den Eskimos war ihr Blick hängen geblieben?
„Ja, ist es“, stotterte sie verlegen, „Ich hätte nie gedacht, dass solche Töne aus der Kleinen kommen würden.“
„Ich auch nicht“, grinste Flake, „Als Till und ich auf dem Konzert waren, war Kevin leider krank.
Vanessa hat dann das ganze Konzert über gesungen und wir waren total begeistert von ihr. Sind wir jetzt auch noch.“
Er kam gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus, bis Till hinter ihm stand und ihn fürchterlich erschreckte.
Böse schaute er zu dem Sänger hinauf, der schadenfroh lachte. Ember notierte irgendetwas mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Aber schreib ja nichts Mieses über uns“, erhob ich sarkastisch den Zeigefinger.
„Ich doch nicht“, grinste sie, „Sowas würde ich niemals tun. Ich werde euch noch jegliche Geheimnisse entlocken.“
Lachte sie, während Till kurzzeitig jegliche Gesichtszüge verlor, bevor er sich wieder fing.
Auch wenn Ember es nur aus Spaß gesagt hatte, manches sollte lieber nicht an das Tageslicht gelangen. Manches sollte lieber geheim bleiben, so wie das kleine Geheimnis von unserem Schrank Till.
Doch wir waren nicht die Einzigen, die etwas zu verbergen hatten.
Eine gewisse Band tat es ebenfalls. „Das genügt“, ertönte die Stimme des Technikers durch die Boxen.
Sofort verstummten die Instrumente auf der Bühne.
Wehleidig schaute ich zu den sieben hinauf. Irgendwie herrschte hier jetzt eine unerträgliche Stille.
Doch in wenigen Stunden würden die Fans den Platz stürmen wo wir jetzt noch standen.