Sie kam nicht

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~Till~

Nacht um Nacht schlich die Kleine über die Flure, um schlussendlich in meinem Zimmer zu verschwinden.
In jeder Stadt um ein neues und niemand bemerkte etwas.
Na, ja zu mindestens die nächtlichen Ausflüge nicht.
In den Medien existierte schon lange die Spekulation, dass wir eine Affäre hatten, was ich mit einem Lächeln kommentierte.
Sollten sie doch schreiben was sie wollten. Vanessa war mit Sushi zusammen und dies wusste jeder.
Es klopfte leise an meiner Zimmertür. Pünktlich wie ein Schweitzer Uhrwerk.
Voller Vorfreude öffnete ich die Tür. Doch meine Gesichtszüge entgleisten sofort, als eine rothaarige Frau vor der Tür stand und nicht ein blondes Mädchen, das meinen Kopf durcheinanderbrachte.
Ember legte verwirrt den Kopf schief. „Hast du jemand anderes erwartet?“, neckte sie.
„Nein, nein. Ich bin nur etwas überrascht, dass noch jemand klopft“, log ich, „Willst du reinkommen?“
Sie nickte und trat in das Zimmer. Ich ließ meinen Blick über den Flur schweifen, während ich die Tür schloss.
Doch da war niemand.
Das Hotel war wie ausgestorben. Enttäuscht ließ mein Drache den Kopf sinken. Die Journalistin hatte es sich wie selbstverständlich auf meinem Bett bequem gemacht.
„Was verschafft mir die Ehere?“, zwang ich mich zu einem Lächeln. Erst jetzt bemerkte ich wie verzweifelt sie war.
„Ich weiß nicht wie ich es erklären soll“, murmelte Ember vor sich hin, „Du scheinst mir der Einzigste zu sein mit dem ich darüber reden könnte ohne ausgelacht zu werden.“
„Ok. Wo drückt der Schuh?“, strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es ist einfach alles so kompliziert!“, wedelte sie mit dem Arm in der Luft und ich musste aufpassen nicht erschlagen zu werden.
Geduldig wartete ich bis sie weiter redete.
„Scheiße, es könnte sein, dass ich mich in ein Bandmitglied verkuckt habe!“, sie vergrub das Gesicht in ihren Händen.
Behutsam schlang ich einen Arm um ihren Körper.
Die Frage war.
Von welcher Band? Eskimo Callboy oder Rammstein?
„Ist doch nicht schlimm“, versuchte ich sie zu beruhigen.
„Schlimm?“, ihre grünen Augen funkelten mich an, „Er ist vergeben!“ Das grenzte schon Mal die Auswahl ein. Ich gehörte nicht dazu.
Irgendwie erleichterte mich dies.
„Es ist Sushi!“, gestand Ember.
Ich zog sie näher an meinen Körper, unfähig etwas zu sagen.
Ich fühlte mit ihr.
Kannte ich dieses Gefühl, doch nur zu gut einen Menschen zu lieben, der nie das gleiche für dich empfinden wird. „Vergiss ihn einfach“, gab ich ihr den netten Ratschlag.
„Wenn es nur so einfach wäre“, seufzte die Rothaarige, „Er hat eine Art an sich, die mich wahnsinnig macht.Er hat irgendetwas geheimnisvolles an sich, was mich magisch anzieht.“ Wie gut ich dieses Phänomen verstand.
Männliche Drachen verdrehten den Frauen meistens den Kopf in Winds Eile.
„Kennst du dieses Gefühl, wenn eine Person für dich unerreichbar scheint?“, fragte sie, wobei sie mir in die Augen schaute.
„Ja, dass kenn ich nur all zugut“, verriet ich.
„Und was hast du gemacht?“
„Sie versucht zu vergessen“, versuchte ich überzeugend zu klingen.
„Und wer war es?“, grinste sie mich schief an, „Vielleicht kenne ich sie ja.“
„Das ist schon so lange her“, log ich schon wieder, „Ich habe ihren Namen bereits vergessen.“
Als ob ich diese wunderschöne Erscheinung jemals vergessen würde, dazu musste ich schon sterben.
Ihr mitreisendes Lachen, bezauberten blauen Augen verfolgten mich überall hin.
Ihre entschlossene Art machte mich schier wahnsinnig, wenn sie mich aus großen Teddyaugen liebevoll ansah. „Ich gehe mal besser schlafen“, riss mich Ember aus den Gedanken, „Und erzähl es bitte niemanden.“
„Meine Lippen sind verschlossen“, symbolisch schloss ich meine Lippen an und schmiss den Schlüssel weg. „Danke“, umarmte sie mich kurz, bevor sie aus meinem Zimmer verschwand.
Ich lauschte ihren schnellen Schritten, die im Flur wiederhallten, bis sie vollkommen verstummten und es wieder totenstill war.
Frustriert setzte ich mich auf das Bett und wartete.
Doch sie kam nicht. 

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt