Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)

Zeiten die man vermisst

~Daniel~

Fröhlich schlenderte ich mit meiner Freundin durch den weitläufigen Park.
Ein wenig Entspannung bevor die letzte Tour- Phase startete.
Der Himmel strahlte in einem freundlichen hellblau und der Wind brachte den süßlichen Duft von Blumen mit.
Was herrlicheres gab es nicht.
Der Kies knirschte angenehm unter unseren Füßen, während wir zu einem Teil des Parkes liefen, der weniger besucht war.
„Wann musst du eigentlich wieder weg?“, lehnte meine Freundin ihren Kopf an meine Schulter, nach dem wir uns auf eine Bank gesetzt hatten am Ufer des Sees.
„Übermorgen“, nuschelte ich, „Aber danach habe ich wieder mehr Zeit für dich.“
„Ich würde so gerne mitkommen“, seufzte sie, „Aber mein Chef gibt mir kein Urlaub, weil so viele fehlen.“ Sanft streichelte ich ihren Arm. „Weißt du wie viele Kollegen bei einem Rammstein Konzert waren?“, sie drehte ihren Kopf zu mir, „Jeder.“
„Du doch auch“, grinste ich, „Sogar mit VIP- Behandlung.“
Sie lachte leicht.
„Dass werde ich nie vergessen. Vor allem das Gesicht meiner Kollegen“, sie kicherte kurz, „Wie die geschaut haben, als ich ihnen erzählt habe mein Freund spielt in der Vorband.“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als ich mir ihre Gesichter vorstellte.
Man waren wir Glückspilze.
„Hast sich Sushi mittlerweile eingekriegt oder will er Till immer noch den Kopf abreisen?“, schaute meine Freundin hinaus auf den See. „Er hatte sich nach ein paar Tagen wieder beruhigt. Es scheint alles wie vorher zu sein“, erzählte ich. Verträumt blickte ich auf den See und hielt meine Freundin fest im Arm. Diese vertraute Nähe würde mir in nächster Zeit wieder wahnsinnig fehlen.
Die Momente der Zweisamkeit waren einfach viel zu wenige.
Die Zwei, die am Ufer herumalberten schienen mehr zeit für einander zu haben.
Seufzt ich leise.
Moment mal!
Die Beiden kenne ich doch!
Ich fokussierte meine Augen auf die beiden Personen, die sich vor lachen krümmten.
Ich fasse es nicht.
Hatte er es ohne ihn keine drei Tage ausgehalten.
Des Wegen harte er keine Zeit.
Er hatte Besuch.
Wenn die Beiden nicht als Paar von der Tour zurückkommen, dann wusste ich nicht mehr weiter.
Wie konnte man nur so blind sein? Dort liefen sie eng neben einander her mit kurzen Berührungen.
David und Christoph.
Sie waren ja schlimmer als verknallte Teenager. "
Warum grinst du so?“, schaute meine Freundin mich fragend an.
„Die beiden Personen am Ufer“, ich deutete auf sie, „Sind David und Christoph.“
Kurz herrschte Stille bevor sie aus voller Kehle lachte.
„Oh man, die sind ja schlimmer als Kevin und Pascal“, sie hob eine Augenbraue, „Sind sie zusammen?“
„Nein.“
Fassungslos schlug meine Freundin sich in das Gesicht.
„Die fallen ja praktisch übereinander her“, schüttelte sie den Kopf, während wir den Rückzug antraten.
Wir wollten die beiden Turteltauben ja nicht aufscheuchen.
Arm in Arm liefen wir zu einem kleinen Café, was unser Stammcaffee war.
Gemütlich rutschte ich in den Stuhl ein kleines stück weiter nach unten. Die karte brauchte ich mir nicht anzuschauen, bestellte ich doch immer das Gleiche.
Meine Freundin lächelte mich liebevoll an, wobei sie einen Schluck des köstlichen Kaffees trank.
Guten Kaffee hatte ich auf der Tour wahnsinnig vermisst, genauso wie die wundervolle Frau gegenüber.
Was würde ich wohl machen, wenn ich sie nicht hätte?
Ein Leben ohne sie konnte ich mir nicht vorstellen, wollte es mir nicht vorstellen.
Jede gemeinsame Sekunde war so unendlich wertvoll, denn man wusste nie wann der letzte sein würde.
„Ich würde so gerne mitkommen“, schaute sie auf die Tasse.
„ich weiß“, seufzte ich, „Aber bald bin ich wieder zurück und dies für länger.“
Ein bezauberndes Lächeln schlich sich auf ihre weichen Lippen.
Im nach hinein war ich froh, dass sie nicht mitgekommen war.
Denn was sich die ganze Zeit über angebraucht hatte, entlud sich wie ein gewaltiger Gewittersturm.
In Hamburg.
Wieso hatten wir die Anzeichen nicht ernst genommen?
Hatten wir uns eine Welt zusammen fantasiert, die wir sehen wollten? Sushi schien es die ganze Zeit bemerkt zu haben.
Vanessa und Till auch?
Wer war eigentlich der weiße Tagdrache?