Epilog

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~Vanessa~

Zufrieden betrachtete ich die Grillhütte, die mit Lichterketten geschmückt war.
Kevin stand fröhlich pfeifend hinter dem Grill und kümmerte sich um den riesigen Fleischberg.
Von den Rammsteinern fehlte jede Spur, sonst waren alle da.
David und Danskimo verzweifelten an der Box um die Musik zum laufen zu bringen.
„Wird das heute auch noch was? “, stichelte Basti.
„Wir geben unser bestes“, gab David unbeeindruckt von sich, während er die Box genaustens beobachtete.
„ich glaube das wird nichts mehr“, kicherte Lexa, „Die Sonne geht bereits unter.“
„Jungs“, sie reagierten nicht, weshalb ich lauter rief, „JUNGS! Ihr wisst aber schon, dass das eine Bluetooth- Box ist oder?“
„Ja wissen wir!“, gab Danskimo von sich.
Prüfend hob ich eine Augenbraue. Wenige Augenblicke später dröhnte lautstark Parkway Drive über den Platz.
Offensichtlich wussten die Beiden dies nicht, was mich zum schmunzeln brachte.
„Na, alles klar bei dir?“, legte Sushi einen Arm um meine Schulter und gab mir einen Kuss auf die Wange „Alles im grünen Bereich“, grinste ich ihn frech an.
Ich stellte mich auf die Zehnspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, was er mit einem zufriedenen Brummen kommentierte.
„Wieso brachen wir überhaupt so viel Fleisch?“, beäugte Kotze den Fleischberg skeptisch, „Wer soll, dass alles bloß essen?“
„Wir“, lächelte Daniel, „Uns bekommt man nicht so schnell satt.“
„Wie soll ich, dass jetzt verstehen?“, blickte er irritiert uns an.
„Es gibt eine Kleinigkeit, die ihr nicht wisst“, drang David sein Bier in einem Schluck leer.
„Und das wäre“, er verschränkte die Arme vor der Brust.
Wie sollte man es ihnen am besten beibringen?
Basti und Lexa wussten es bereits, aber der Rest nicht.
Irgendwie hatten wir es vermasselt es ihnen zu sagen.
Wie brachte man es ihnen schonend bei? Diese Arbeit wurde perfekt von Kevin gelöst.
„Wir sind Drachen“, drehte er unbeeindruckt die Steaks.
Kotze blieb der Mund offenstehen, während Pascal sich in das Gesicht schlug.
Typisch Kevin.
Manchmal wäre es echt langweilig ohne ihn.
„W…w…was seid ihr?“, fand Kotze seine Sprache wieder.
„Drachen“, wiederholte Kevin beiläufig als sei es, dass normalste der Welt.
„Ok, dass müsst ihr mir jetzt erklären“, meinte er.
Nachdem wir es ihnen kurz und knapp erklärt hatten, schienen sie zufrieden zu sein.
Unerwartet sprang David auf und lief aus dem Pavillon.
Irritiert folgte ich ihn mit meinem Blick und erkannte sechst Silhouetten. Rasch sprang ich auf, wobei ich fast die Bank umschmiss.
Unaufhaltsam folgte ich dem Drummer, der sich um Christophs Hals schmiss und ihn liebevoll küsste. Till empfing mich mit offenen Armen auf seinen Lippen ein sanftes Lächeln.
„Lange nicht gesehen“, schloss er mich fest in seine Arme und flüsterte in mein Ohr, „Ich habe dich vermisst.“
„Ich dich auch“, brummte ich gegen seinen Brustkorb.
Noch immer spürte ich seine Präsenz in meinem Kopf, obwohl es schon Monate her war.
Es wird wahrscheinlich nie vergehen. Huckeback liefen wir über die Wiese zu den Anderen.
Der Himmel leuchtete in einem wahnsinnigen blutrot.
Basti schien leicht nervös zu sein, denn er spielte mit seinen Fingern am Saum des T- Shirts.
„Na ihr Chaoten“, begrüßte Danskimo die Rammsteiner freundlich.
Kevin stand noch immer mit der Grillzange hinter dem Grill, mittlerweile hatte er Hilfe von seinem Freund, der noch überforderter war als die Giraffe.
„Ich helfe mal beim Fleisch“, setzte Till mich ab, „Sonst wird, dass heute nichts mehr.“
„Endlich sagte einer, dass was ich die ganze Zeit schon denke“, meinte Lexa erleichtert, „So langsam habe ich nämlich hunger.“
„Das haben wir alle“, verdrehte Daniel die Augen, woraufhin alle lachen mussten.
Der kühle Wind brachte den Duft von Blumen mit sich und hin und wieder den köstlichen Duft von Fleisch.
An dem Grill hatte Till mittlerweile das Kommando übernommen, sonst stände wahrscheinlich immer noch kein Fleisch auf dem Tisch.
Grinsend setzte er sich gegenüber von mir.
Lächelnd hielt Sushi dem Sänger seinen Teller unter die Nase, damit er ihm etwas auflud.
Freudig tat ich es meinem Freund nach.
Liebevoll schaute er mich mit seinen wundervollen blauen Augen von der Seite an.
„Nehmt euch verdammt noch mal ein Zimmer“, nörgelte Basti, „Das ist ja nicht zum aushalten.“
Alle Augen richteten sich auf das knutschende Paar, was in diesem Fall nicht Kevin und Pascal waren.
„Hier gibt es aber keine Zimmer“, verschränkte Christoph die Arme vor der Brust, „Also beschwert euch nicht.“
Lexa verdrehte theatralisch die Augen.
„Zudem knutschen die Anderen auch“, verteidigte sich David.
„Aber wir sehen nicht so dabei aus, dass wir uns gleich die Kleider vom Leib reißen“, lächelte ich die Beiden unschuldig an.
„Wir haben es schon verstanden“, wedelte Christoph mit den Armen in der Luft, „Keine Küsse am Tisch.“
„Die Kandidaten haben 100 Punkte erreicht“, gab Danskimo zum Besten. „Können wir den Abend nicht einfach genießen?“, meldete sich Olli zu Wort und alle nickten bestätigend.
„Habt ihr eigentlich in nächster zeit irgendetwas geplant?“, fragte Flake über den Tisch neugierig.
Ich kuschelte mich an die warme Brust meines Freundes, die sich gleichmäßig hebte und senkte, sanft strich er durch mein aschblondes Haar.
„Wir genießen einfach die zeit“, antwortete Sushi, „Wir lassen uns nicht hetzten.“
„Eile ist bei euch eh ein Fremdwort“, kommentierte Basti mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. „Stimmt“, lächelte Daniel, „Wie läuft eigentlich eure Tour?“
„Hammermäßig“, strahlte Kotze über das ganze Gesicht, "Eine zweite Runde ist bereits in Planung.“
„Apropos zweite Runde“, erhob Paul die Stimme, „Nächstes Jahr im April sind wir wieder in den deutschen Stadien unterwegs. Hättet ihr Bock mit uns die hallen wieder abzufackeln?“
„Du fragst uns ernst noch ob wir Lust haben?“, hob David die Augenbrauen, „Natürlich sind wir dabei!“
Zischend wurden weitere Bierflaschen geöffnet.
Vorsichtig blickte ich zu Till, der mich ebenfalls anschaute.
Eine warme Schauer jagte mir über den Rücken, als ich in seine grünen Augen blickte.
Rasch drehte er seinen Kopf weg.
Es durfte nicht sein, dass wussten wir Beide. Wir würden für immer nur gute, seht gute Freunde sein und so war es auch in Ordnung.
Wir konnten uns gegenseitig blind vertrauen.
Nach und nach leerten sich die Bierkästen bis auch die letzte Flasche geleert war.
Torkelnd liefen alle über die Wiese die keine Drachen waren.
Und die wollten ernsthaft noch Wikinger Schach spielen?
Die treffen die Stäbe doch noch nicht mal, wenn sie direkt davorstanden. Amüsiert betrachtete ich das Schauspiel in den Armen meines Freundes.
Kaum spürbare Küsse verteilte er auf meiner Schläfe und dem Hals, die eine Spur von Gänsehaut hinterließen.
Mit meiner Vermutung sollte ich recht behalten.
Die Betrunkenen trafen überhaupt nichts, weshalb sie schell den Spaß am Spiel verloren und schwankend alles zusammenpackten.
„Wäre es nicht besser wir fahren sie in das Studio“, meinte Pascal und deutete auf Olli, der sich der Länge nach hingelegt hatte, „Bevor sie sich noch ernsthaft verletzten.“
„Klinkt nach einem guten Plan“, meinte Danskimo, der sich Flake vom Hals hielt, der ihn andauernd küssen wollte.
Zur Überraschung waren sie recht schnell im Studio verfrachtet. Draußen atmete ich erleichtert die kühle Nachtluft ein.
Der Mond stand hoch am Himmel, umgeben von tausenden Sternen. Plötzlich legten sich zwei große Hände auf meine Schultern. „
An was denkst du?“, raunte eine tiefe Stimme hinter mir.
„Wie schön es jetzt wäre, jetzt durch die Luft zu fliegen“, drehte ich mich mit einem Lächeln auf den Lippen um.
In Tills Augen spiegelten sich die Sterne wieder, in der hintersten Ecke ein Hauch von Verlangen und Begierte, was er ignorierte.
„Klingt super“, grinste er, „Aber wir warten noch auf den Rest.“
„Einverstanden“, grinste ich ihn zufrieden an.
Mit einem leisen Klicken verschlossen sich die Türen, die Pascal erschöpft zu schloss.
„Wieso schließt du die Tür ab?“, fragte Till überrascht.
„Sicher ist sicher“, meinte der Orangehaarige, „Du weißt wie die Betrunkenen sind.“
„Unberechenbar“, klurgste der Schrank neben mir.
„Habt ihr für heute Nacht noch irgendetwas geplant?“, wanderten wir durch die dunkeln Gassen.
„Till und ich hatten die Idee zu einem Nachtflug“, warf ich die Idee in die Runde und erhielt ein einstimmiges Nicken, was mein Herz vor Freude springen ließ.
Flüchtig bückte sich mein Freund zu mir hinunter und legte sanft seine weichen Lippen auf meine.
Eine wohlige Schauer jagte über mein Rücken, jedes Mal, wenn er mich berührte.
Diese Gefühle werden wohl nie vergehen.
Dies fand ich allerdings überhaupt nicht schlimm. Ungewollt löste er sich von mir und in seinen Augen lotterte ein riesiges Feuer.
„Können wir?“, trat Kevin ungeduldig von einen Fuß auf den anderen.
„Ja, wir können“, küsste Pascal beruhigend seine Schläfe.
Rauch umhüllte meinen Körper, während ich die menschliche Hülle anstreifte und mein Drache die Oberhand brüllend übernahm.
Meine Krallen schrapten über die Steine, während ich mich schüttelte. Anerkennend durchlöchernden mich zwei eisblaue Augen, die zu Till gehörten.
Schüchtern lächelte ich zurück. Daniel erhob sich mit seinem massigen Körper zuerst in die Luft, dicht gefolgt von David.
Kühler Wind umspielte meine fledermausähnlichen Flügel, die dünnen Flügelmembranen drohten bei jedem Schlag zu zerreisen. Fröhlich flog ich zwischen ihnen ein paar Loopings.
Die Luft war mein Element schon von Anfang an und wird es auch für immer bleiben.
Grinsend glitt ich auf den Rücken über Till hinweg, der einen lila/ blauen Plasmablitz abfeuerte.
Sushi setzte neben mir seinen muskulösen Körper in Flammen. „Angeber“, nuschelte Till in meinen Gedanken.
„Mein Angeber“, gab ich stolz zurück und drehte mich mit einer Rolle wieder richtig rum.
Klurgsend flog mein Freund hinter mir her.
Ich erinnerte mich gerne an den Tag zurück, wo ich Sushi das erste Mal sah. Dort wo alles angefangen hatte. Den Tag wo sich mein Leben um 180n Grad gedreht hatte.
Wie schnell die zeit doch manchmal vorbeiflog.
Vor allem wenn man die besten Freunde, seine Familie um sich hatte. Am Ende wird alles immer gut, auch wenn massive Felsbrocken auf dem Weg lagen.
Doch nach jeder Nacht ging auch die Sonne wieder auf.
Verträumt blickte ich zu Sushi, der mich liebevoll anschaute.
Er wird immer an meiner Seite bleiben, egal wie schmal der Weg war.
Ich konnte ihm vertrauen genauso wie meine Freunde. 

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt