Und so schmolzen sie zu einer Masse

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~Sushi~

Sie hatte einfach die Verbindung getrennt. Sie hatte mich einfach aus ihrem Geist verjagt.
Meine Freundin.
Das ungute Gefühle in mir wurde als größer.
Besorgt schaute ich die an, die mich ebenfalls ratlos musterten.
Was hatte sie vor?
Was meinte sie, dass sei unsere letzte Chance?
Wieso klang es mehr nach einem Abschied?
Ich wollte sie nicht verlieren!
Wieso konnte es im Leben ein Mal nicht um den Tod gehen?
Ich spürte wie meine Augen immer feuchter wurden.
Der riesige Kopf des Monsters wurde mit jeder verstrichenen Minute größer.
Er war auf dem Weg zu uns.
Hilflos schaute ich zu den anderen, doch mein Blick wanderte automatisch zurück zu meiner Freundin, die scheinbar einen Plan hatte und uns ihn nicht erzählte wollte.
Erneut riss der Leviathan uns mit seinem Brüllen auseinander.
Konnte er dort mit nicht mal aufhören?
Schaukelnd fand ich mein Gleichgewicht wieder.
Mein Blick huschte zu Vanessa, die mich liebevoll anschaute, doch ihr Blick sagte auch
„Es tut mir leid und ich liebe dich.“ 
In meinem Hals bildete sich unausweichlich ein Kloß.
Es war ein Abschied.
Was hatte sie vor?
Dicht neben ihr flog der Tagdrache, der in Wirklichkeit Till war. Irgendwie hatte mich dieses Geständnis nicht geschockt, im Gegensatz zu den anderen.
Plötzlich tauchte ein heller Lichtblitz auf, der meine Freundin und Till verschlangen.
Schockiert schaute ich den Rest an, der genauso schaute.
Was hatte dies um Himmels Willen zu bedeuten?
Offensichtlich nichts Gutes, was mir mein ungutes Gefühl bestätigte. Wieso hatte ich ihr nichts mehr gesagt?
Nach wenigen Sekunden erlosch das Licht und nur noch ein Drache war zu sehen.
Die schwarzen fledermausähnlichen Flügeln durchzogen mit weißen Schattierungen, die grün/ gelben Augen besaßen einen Blaustich, die Rückenfinnen leuchteten in einem majestätischen blau.
Im Allgemeinen wirkte er größer und gefährlicher.
Dass war nicht nur meine Freundin, jemand hatte besitz von ihr ergriffen. Dieser Jemand war Till.
Sie hatten sich nicht nur geistlich miteinander verbunden, sondern auch körperlich.
Wie war das möglich?
Betrübt blickte ich den Drachen vor mir an.
Hieß diese Verbindung, dass meine Freundin nicht mehr wiederkommen wird?
Dabei wollte ich ihr doch noch soviel sagen, soviel mit ihr unternehmen. War das mit einmal alles vorbei?
Die Pläne wie ein Traum geplatzt? Nein, dass durfte nicht sein!
Sollte nicht sein!
Was sollte ich mit meinem Leben ohne sie anfangen?
„Sind die Beiden zu einem Drachen verschmolzen?“, fragte Kevin zu allem Überfluss, was ein genervtes Stöhnen mit sich zog. „
Kevin, ja sind sie“, antwortete Pascal, der theatralisch die Augen verdrehte. Meine Freundin mit Till stürzte sich rasant auf den monströsen Leviathan zu, der das größte Wesen war was ich jemals in meinem Leben gesehen hatte.
Schon gegen den Kopf wirkte der Drache wie eine Ameise.
Wo sollte das ganze bloß enden? Brüllend stürzte ich mich auf den massiven Hinterkopf.
Fluchend ließ ich von ihm ab, als ich bemerkte, dass seine Schuppen viel zu hart waren um sie zu durchbeißen. Ungefähr als würde man auf einen Stein beißen.
„Verschwinde dort!“, hörte ich die warme Stimme meiner Freundin liebevoll, aber auch bestimmend. Besorgt blickte ich zu ihr.
Sie war nicht mehr alleine, in ihrem Kopf befand sich noch eine andere Präsenz.
Die Präsenz war Till.
Und diese krängte mich etwas.
Ich wollte alleine sein.
Alleine mit meiner Freundin.
Am liebsten an einem einsamen Strand mit kristallblauen Wasser. Dort wo uns niemand finden würde. Stattdessen befanden wir und wieder auf einem höllischen Schlachtfeld auf dem Meer wo Leichen die Oberfläche säumten.
Von uns befanden sich dort zum Glück keiner, Hoffentlich würde es auch so bleiben, denn eine Beerdigung wollte ich nicht organisieren.
Für keinen.
Mutwillig folgte ich die Anweisung meiner Freundin mich zurück zu halten, auch wenn es mir nur schwer gelang.
War das ihr Todesurteil?
Würde sie sich mit Till opfern um uns zu beschützen?
Tränen verließen meine Augen, während ich den Drachen beobachtete, der sich entschlossen den Leviathan stellte ohne Anzeichen von Angst.
Hatte sie jemals Angst verspürt?
War ihr der Tod gleichgültig?
Bei diesem Gedanken musste ich schwer schlucken.
Nein, der Tod war ihr nicht gleichgültig, sie hatte Angst davor, genauso wie vor diesem Kampf. Erneut überkam mich diese Angst, dieser stechende Schmerz in der Brust, der einfach nicht verschwinden wollte.
Ich hatte Angst vor dem Ende des Tages.
Angst, dass meine Freundin nicht mehr an meiner Seite war.
Angst vor der Zukunft.        

Zerbrochene Welt (Eskimo Callboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt